SPD-Mann düpiert Fremdenfeinde von der NPD
Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Das mussten am vergangenen Wochenende auch Mitglieder der „NPD-Trier“ feststellen. Mit einem bei Youtube veröffentlichtem Mobilisierungs-Video für eine Demonstration gegen Flüchtlinge machten sie sich zur Lachnummer der Netzgemeinde. Mehr als 270 000 User klickten ihren Beitrag, die Huffington-Post bezeichnete das Video als „besser als jede Satire“. Im Netz kursiert mittlerweile nicht nur eine Persiflage auf den ungewollt komischen Clip.
SPD-Politiker nimmt Rechtsextreme auf die Schippe
Seinen Teil zur Bekanntheit des Videos beigetragen hat Max Bauer, Bezirksvertreter der SPD in Duisburg-Meiderich. Dabei wollte er den Rechtsextremen nicht etwa Schützenhilfe geben, im Gegenteil. Bauer nahm das Video zum Anlass, die Rechtsextremen nach allen Regeln der Kunst auf die Schippe zu nehmen.
Und so schrieb er in einem an die „NPD Rheinland-Pfalz“ adressierten Brief: „Da mich das Schicksal der 4 Laiendarsteller in ihrem Blockbuster emotional gefesselt hat, möchte ich diesen armen Menschen helfen.“ „Nach reiflicher Überlegung“, wie dieses geschehen könne, kam Bauer die Idee: Er packte den Aktivisten vier Kondome in den Brief, „zum Schutz vor der Vermehrung ihres rechtsextremen Gedankenguts“, so Bauer im Gespräch mit vorwärts.de. Damit veräppelte Bauer die Rechtsextremen gleich doppelt. Erstens hatten diese in ihrem Clip immer wieder "444" gebrüllt, ein szeneinterner Zahlencode für die rechtsextreme Parole "Deutschland den Deutschen. Zweitens hatte die NPD selbst in der Vergangenheit bereits mehrfach Kondome an „Ausländerlobbyisten“ verschickt. Diese hatten sich aus NPD-Sicht durch ihre „volksfeindliche Heimatabwicklungspolitik“ hervorgetan.
Brief an die NPD wird zum Selbstläufer
Es dauerte nicht lange und der Brief zog weite Kreise. Über Facebook gelangte die Aktion in die überregionalen Medien, bis hin zur Süddeutschen Zeitung. Seitdem steht das Telefon bei Max Bauer nicht mehr still. „Die Dynamik der Aktion überrascht mich vollkommen, ich bin doch eigentlich nur ein kleiner Lokalpolitiker“, erklärt der 29-Jährige. Seit der Veröffentlichung seines ausdrücklich als Privatperson verschickten Briefes auf Facebook habe es „einen Sturm von Reaktionen“ gegeben, die allermeisten davon positiv. Inzwischen haben mehr als 4200 Facebook-User „Gefällt mir“ gedrückt, der Beitrag wurde über 1300 Mal geteilt. „Vorher hatte ich 20 Fans, jetzt sind es knapp 2000“, freut sich Bauer.
Bei allem Grund zur Euphorie, den ernsten Hintergrund der Aktion will Max Bauer nicht verdrängen. „Die Debatte über die Asylpolitik in Deutschland zu führen ist wichtig und notwendig, sie Kräften wie der NPD zu überlassen gefährlich“, warnt Bauer. Die Mitglieder der rechtsextremen Partei seien „populistische Meinungsfänger“, die auch vor Gewalt nicht zurückschreckten. Diese Erfahrung hat Bauer bereits selbst machen müssen. Weil das Engagement gegen Rechtsextreme und ihr Gedankengut bei ihm „Tradition“ habe, wurde Bauer mit einem Baseballschläger attackiert. Das ist jetzt gut fünf Jahre her.
„Aufstehen, aufstehen, aufstehen!“
Abhalten lässt sich Max Bauer davon nicht. Die Aufmerksamkeit der vergangenen Tage nimmt er zum Anlass für einen Appell an alle Demokraten: „Aufstehen, aufstehen, aufstehen! Nur gegen Rechts zu sein hilft nichts, wir müssen aktiv werden“, so seine Forderung. Wie einfach das mitunter sein kann, hat Max Bauer mit seinem Brief eindrucksvoll bewiesen. Er, der „kleine Lokalpolitiker“ aus Duisburg-Meiderich.