SPD-Kandidatin: Warum diese Schreinerin in den Bundestag will
Samstagmittag mitten in Heidelberg auf dem Friedrich-Ebert-Platz, eine Gruppe von Jusos ist eifrig am Werk, mehrere Passant*innen bleiben stehen und schauen neugierig. Das Motto an diesem Tag lautet „Schreinern mit Krämer!“ Elisabeth Krämer ist SPD-Bundestagskandidatin im Wahlkreis 274, der neben der Universitätsstadt Heidelberg auch einige Städte und Gemeinden des angrenzenden Rhein-Neckar-Kreises umfasst. Bislang war das die Heimat von Lothar Binding. Doch der SPD-Finanzexperte hat sich entschlossen, mit 71 Jahren nicht wieder für einen Sitz im Parlament anzutreten.
Generationswechsel in Heidelberg
Damit kommt es zum Generationswechsel. Die 43 Jahre jüngere Krämer besitzt gute Chancen, das zu schaffen, was Binding 1998 und 2002 auch jeweils gewann: den Wahlkreis direkt zu gewinnen. Mit ihrer Kandidatur will sie zudem den Anteil von Handwerker*innen im Bundestag erhöhen. Krämer ist gelernte Schreinerin und hat insgesamt zehn Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet. „Viele Leute bemängeln, dass der Bundestag in vielen Dingen nicht die Bevölkerung repräsentiert. Dann war die Frage: Warte ich ab oder mache ich es einfach selbst?“, erzählt sie. Sie macht es selbst. Passend also, ihre Fähigkeiten als Schreinerin auch im Wahlkampf einzusetzen. Und so werkeln Krämer und ihr Team mehrere Stunden lang, bis schließlich eine Holzbank fertig ist. Künftig werden auf ihr die Pfadfinder*innen in Nordbaden Platz nehmen.
Wenn Krämer über die Schreinerei spricht, gerät sie leicht ins Schwärmen. Es sei ein kreativer Beruf, kunstvoll, aber gleichzeitig etwas handfestes. „Am Ende meines Arbeitstages habe ich ein Möbelstück gebaut. Das finde ich sehr, sehr schön“, sagt sie. Zur SPD kam sie vor sieben Jahren. Im Städtchen Walldorf im Rhein-Neckar-Kreis war sie ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig und wurde von der Partei angesprochen, ob sie nicht für die Sozialdemokratie bei der Kommunalwahl kandidieren wolle. Krämer trat an, errang ein Mandat. Wenig später hielt sie ihr SPD-Parteibuch in den Händen.
Mit Rückenwind zum Direktmandat
Inzwischen fühlt sie sich als Teil einer großen Bewegung, die den Aufbruch wagt. Mehr als ein Drittel der 299 SPD-Direktkandidat*innen sind unter 40. „Man spürt, dass es dadurch schon ein anderer Wahlkampf ist. Es ist ein ziemlicher Rückenwind und etwas, das ich in Gesprächen immer wieder einbringe: Schaut mal auf unsere Listen, wie viele junge Menschen kandidieren. Das ist ein sehr gutes Gefühl“, sagt Krämer.
Ohnehin spüre sie aktuell eine besonders positive und motivierende Stimmung. „Wir merken den Aufwind in Heidelberg. Es wird spannender, als wir anfangs gedacht haben“, sagt sie. In Umfragen hat sie inzwischen ihre bekanntere Kontrahentin von den Grünen, Franziska Brantner, überholt und schickt sich an, nach 19 Jahren wieder das Direktmandat für die SPD zu holen. „Wir machen gerade viel Tür-zu-Tür-Wahlkampf. Bei vielen geht die Tür auf und sie sagen: Frau Krämer, wir haben Sie schon gewählt. Das macht einfach Spaß“, berichtet die Kandidatin.
Krämer: „Das wäre schon krass“
Acht Tage sind es noch bis zur Bundestagswahl und inzwischen ist die Aufregung bei Krämer ziemlich groß. „Größer als jemals gedacht“, sagt sie. Sie kämpft um Erststimmen, ist motiviert, aufgeregt und müde. Am Wahltag will sie mittags erst mal mit ihrem Team essen gehen, abends ist eine Bar reserviert: „Dann feiern wir uns, unsere Arbeit, unseren guten Wahlkampf und vielleicht das Mandat. Das wäre schon krass.“
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo