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SPD-Generalsekretärin auf Sommerreise in Niedersachsen

Erst das Stahlwerk, dann die Werft: Auf ihrer Sommerreise schreckte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi weder vor heißen Öfen noch großen Pötten zurück. Licht und Schatten lagen auf der Reise durch Niedersachsen nah beieinander.
von Karin Nink · 13. Juli 2015
Yasmin Fahimi auf Sommerreise
Yasmin Fahimi auf Sommerreise

Die Höllenmaschine spuckt und speit, Feuer erhellt den Raum, es brodelt heftig und stinkt ein wenig. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi, ausgestattet mit Schutzmantel, Helm und Schutzbrille, schaut sich das Treiben fasziniert an. Geschützt hinter Panzerglas lässt sich die gelernte Chemikerin ausführlich erklären, wie der Elektrolichtbogenofen („E-Ofen“) funktioniert, um aus Stahlschrott neuen Stahl zu gewinnen.

Sommerreise zum traditionsreichen Stahlwerk

Fahimi besucht während ihrer Sommerreise durch Niedersachsen auch das Stahlwerk Georgsmarienhütte nahe Osnabrück. Dort wird seit mehr als 150 Jahren Stahl produziert. Heutzutage sind die Arbeitsvorgänge alle elektronisch organisiert, harte Arbeit ist es für die Beschäftigten dennoch. Aber das Werk hat keine Personalprobleme: weder fehlen Fachkräfte noch Nachwuchs.

Vor ihrem Rundgang durch den Betrieb macht sich die Generalsekretärin bei Geschäftsführung und Betriebsrat schlau, wie es in dem Traditionsunternehmen aussieht. Auch Vertreterinnen und Vertreter der örtlichen SPD sind dabei.

Genügend Fachkräfte und Auszubildende

Was die SPD-Generalsekretärin zu hören bekommt, klingt entspannt. Das Fazit des Gesprächs könnte lauten: In Georgsmarienhütte ist die Welt noch in Ordnung. Das Unternehmen bildet rund 270 junge Menschen aus, je ein Drittel Hauptschüler, ein Drittel Realschüler und ein Drittel Gymnasiasten. Das Unternehmen legt Wert auf diese Mischung und setzt darauf, dass die jungen – vorwiegend – Männer dem Unternehmen lange erhalten bleiben.

Diese Rechnung scheint aufzugehen. Die Führungsebene ist nicht überaltert und für ältere Mitarbeiter gibt es funktionierende Teilzeitmodelle. Wenn es dem Unternehmen gut geht, können die Mitarbeiter mit einer Prämienzahlung rechnen. Selbst der Betriebsrat Ludwig Sandkämper ist zufrieden. Seine Familie arbeitet in der fünften Generation in der Hütte. Seine Tochter ist dort jetzt Wirtschaftsjuristin. Allerdings eine der wenigen Frauen in dem Werk. „Mit der Quote hapert es noch ein bisschen“, räumt die Geschäftsführung denn auch leicht schmunzelnd gegenüber Fahimi ein.

Stahlschrott recycelt

Die SPD-Generalsekretärin lässt das freundlich durchgehen. Sie ist von dem Unternehmen angetan und zeigt sich auch mit den Produktionswegen des energieintensiven Betriebes zufrieden.  Schließlich wird  mit dem „E-Ofen“ alter Stahlschrott zu hundert Prozent recycelt. „Auch das ist ökologisch“, sagt Fahimi „ das müssen sich manche noch mal klar machen“.

Das Stahlwerk und die rund 32.000 Einwohner zählende Gemeinde sind in Georgsmarienhütte eng miteinander verflochten. Das schafft Wohlstand und Sicherheit. Es gibt sogar genügend Kindertagesstätten, die ganztags geöffnet sind und berufstätigen Eltern auch eine Versorgung der Kinder bis in den Abend anbieten.

Meyer-Werft: Firmensitz nach Luxemburg?

Ähnlich bedeutend und mit der Region verwoben ist die Meyer-Werft in Papenburg. Im Emsland beginnt Fahimis Sommerreise. Doch dort ist die Stimmung eine andere, seit Ende Juni bekannt wurde, dass Werftbesitzer Bernard Meyer entschieden hat, den Firmensitz des traditionsreichen Schiffbauers nach Luxemburg zu verlegen.

Diese Unternehmensentscheidung überschattet die Gespräche mit der SPD-Generalsekretärin. Sie macht deutlich, dass sie diese Entscheidung nicht goutiert, erst recht nicht von einem Unternehmen, das lange von allen Vorteilen der sozialen Marktwirtschaft und von staatlichen Förderprogrammen profitiert habe. Fahimi hofft, dass die Unternehmensleitung während des mit der niedersächsischen Landesregierung ausgehandelten dreimonatigen Moratoriums diese Planung noch einmal überdenkt.

Dass es auch anders geht zeigt jedenfalls Georgsmarienhütte – auch ein Werk in einer stark umkämpften Branche.

 

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Karin Nink

ist Chefredakteurin des "vorwärts" und der DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik sowie Geschäftsführerin des Berliner vorwärts-Verlags.

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