SPD erneuern: Die SPD in Oldenburg setzt auf die Doppelspitze
Eigentlich ist Sigmar Gabriel verantwortlich dafür, dass der Oldenburger SPD-Ortsverein Stadtmitte Süd/Osternburg seit März eine Doppelspitze hat. Denn als nach der Bundestagswahl 2013 die SPD-Mitglieder über eine Neuauflage der großen Koalition entscheiden durften, war das für Raphael Heitmann und Gabriela Wiegand ein Grund, in die SPD einzutreten. Knapp sechs Jahre später teilen sich die beiden den Vorsitz.
Paritätisch in mehreren Punkten
Es ist die erste paritätische Doppelspitze im niedersächsischen Bezirk Weser-Ems. Paritätisch in mehreren Punkten. Gabriele Wiegand ist in Oldenburg aufgewachsen. Nach mehreren Jahren in der Diaspora zog die 65-jährige Rentnerin in ihre Heimatstadt zurück. Während sie sich in der SPD eher dem konservativen Flügel zurechnet, ordnet sich Heitmann klar links ein. Den 26-Jährigen zog es zum Studium aus der niedersächsischen Provinz in die Großstadt. Inzwischen studiert er im Master an der Hochschule Bremen. Doch in Oldenburg ist Heitmann heimisch geworden.
Im Dezember 2017 beschloss der SPD-Bundesparteitag in Berlin auf Antrag der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), dass es auf Ortsvereinsebene Doppelspitzen geben kann. Für die Oldenburger Genossen war es die perfekte Möglichkeit, die Nachfolge von Ulf Prange zu organisieren. Der Landtagsabgeordnete und SPD-Fraktionsvorsitzende im Oldenburger Stadtrat führte den Ortsverein 17 Jahre lang.
Gemeinsam für 200 Mitglieder
„Es wäre schwierig gewesen, das Amt alleine anzutreten“, sagt Wiegand. Trotz ihres Rentnerdaseins ist sie zeitlich gut ausgelastet. Die 65-Jährige arbeitet ehrenamtlich als Wohnberaterin für Senioren und pflegt ihre Eltern. „Die Doppelspitze ist deutlich familienfreundlicher“, lobt sie. Ähnlich war es bei Heitmann, der sagt: „Ich weiß nicht, ob ich es auch alleine gemacht hätte. Da hätte ich erst meinen Freund von überzeugen müssen.“
Gemeinsam sind die beiden nun für einen knapp 200 Mitglieder starken Ortsverein verantwortlich. „Das Interessante ist, dass wir ganz unterschiedliche Gebiete haben“, berichtet Heitmann. Das ist zum einen der Innenstadtbereich um den Hauptbahnhof mit eher gemischter Wählerklientel, zum anderen der alte Arbeiterstadtteil Osternburg. Dort seien die Menschen besonders engagiert und diskussionsfreudig.
Präsent in Osternburg
Am Osternburger Markt schlägt das lokale Herz der SPD. Vor der Eisdiele nebenan verteilen die Genossen im Sommer Eis, das inklusive Café Stern ist ein beliebter Treffpunkt. Der Ortsverein sei hier sehr gemischt, hebt Heitmann hervor: „Es waren immer schon auch viele jüngere Leute bei uns aktiv.“ Seine Co-Vorsitzende ergänzt: „Im Prinzip spiegeln wir beide das wider, wie es in unserem Ortsverein ist – viele Junge, aber auch ältere Genossen.“ Wiegand sagt: „Es ist das Recht der Jugend, zu demonstrieren und vielleicht übertriebene Dinge zu fordern. Ich finde es gut. Wenn man älter ist, agiert man diplomatischer und fordert eher weniger.“
Konstellation, die sich bewährt
Probleme in der SPD anzukommen, hatten beide nicht. Im Gegenteil: Nach der ersten Mitgliederversammlung hatten beide direkt einen Vorstandsposten, Heitmann wurde Schriftführer, Wiegand Beisitzerin.
Sieben Minuten sind es zu Fuß vom Osternburger Markt bis zum Hotel Wieting. Dort treffen sich die Mitglieder zu ihren monatlichen Sitzungen. „Jeder kann kommen und seinen Senf dazu geben“, sagt Heitmann. Die SPD ist präsent in Osternburg. Im Sommer mit Tretbootrennen, Fahrradtouren und Kettcars beim Stadtteilfest, im Winter beim traditionellen Grünkohlessen. „Wenn man bekannt ist, wird man auch beim Einkaufen angesprochen“, sagt Gabriele Wiegand. Für zwei Jahre sind sie und Raphael Heitmann als Doppelspitze des Oldenburger Ortsvereins Stadtmitte Süd/Osternburg gewählt. Für die beiden ist es eine Konstellation, die sich schon jetzt bewährt hat.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo