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SPD-Dialogkonferenz: „Die Basis ist in Aufbruchstimmung“

In Hamburg und Leipzig fanden die ersten von acht Dialogkonferenzen der SPD statt. Raman Socariceanu war dabei und erlebte eine Partei, die sich auf den Weg macht.
von Robert Kiesel · 30. Oktober 2017
„Wir müssen als SPD wieder nah am Bürger sein.“ Die Pragmatischen Jusos haben Vorschläge zur Neuausrichtung der Sozialdemokratie gemacht.
„Wir müssen als SPD wieder nah am Bürger sein.“ Die Pragmatischen Jusos haben Vorschläge zur Neuausrichtung der Sozialdemokratie gemacht.

Raman, Ziel der Dialogkonferenzen ist der offenen Austausch zwischen Parteibasis und -Führung. Wurde dieses Ziel erreicht?

Aus meiner Sicht ja. Es war tatsächlich so, dass die Parteispitze der Basis zugehört hat, nicht umgekehrt. Die einfachen Mitglieder konnten sagen, was ihnen aufgefallen und ihnen wichtig ist. Martin Schulz, Andrea Nahles und Olaf Scholz haben die Kritik aufgenommen und einen sehr nachdenklichen Eindruck gemacht - ohne jedoch direkt darauf zu reagieren.

Welche Punkte wurden angesprochen?

Kritisiert wurde unter anderem die fehlende Dynamik der Partei im Wahlkampf. Die Unbeweglichkeit der SPD, wenn es beispielsweise darum ging, Angela Merkel offensiv zu attackieren. Einige meinten, die Partei wäre inhaltlich zu vage geblieben. Kritisiert wurde außerdem, dass bei den bisher getroffenen Personalentscheidungen nach der Wahl kaum neue Gesichter in Verantwortung gebracht wurden.

Wie war die Stimmung unter den Anwesenden?

Die Frustration darüber, dass der Wahlkampf total verhauen wurde, war bei vielen Mitgliedern spürbar. Gleichzeitig wurde das Angebot eines Dialogs auf Augenhöhe sehr dankbar angenommen. Die Menschen waren froh darüber, dass Basis und Parteiführung aufeinander zugehen.

Neben Rückblick und Auswertung sollten auch Vorschläge für die Zukunft diskutiert werden. Welche waren das?

Unter anderem wurde gefordert, mehr Frauen in der Parteispitze und den Gremien zu platzieren. Dazu zählt auch, der Jugend und den Jusos mehr Gewicht zu geben. Soziale Medien sollten besser genutzt und vor-Ort-Aktionen wie der Häuserwahlkampf nicht nur in Wahlkampfzeiten durchgeführt werden. Mit den Leuten reden und ihnen zuhören, dass sollte die SPD ständig machen, nicht nur vor Wahlen.

Eine Forderung, die insbesondere die Parteibasis wird stemmen müssen. Reicht die Motivation dafür aus?

Unbedingt! Die Basis ist in einer Art Aufbruchstimmung, sie braucht allerdings die Unterstützung von oben. Wenn sich beide gemeinsam auf den Weg machen, wird das höchstwahrscheinlich von Erfolg gekrönt sein.

Unter #SPDerneuern läuft eine Debatte über den zukünftigen Kurs der SPD an. Wie zufrieden bist Du mit den bisher getroffenen Entscheidungen?

Direkt nach der Wahl machte die Parteispitze auf mich den Eindruck, als wollte sie möglichst schnell Entschlossenheit demonstrieren. Eine wirkliche Erneuerung verkörpern die bisherigen Entscheidungen aber noch nicht. Da muss noch mehr passieren. Die Partei braucht ganz neue Gesichter und frischen Schwung. Dass die Parteispitze nun versucht, mit der Basis ins Gespräch zu kommen, ist ein guter Schritt auf dem Weg zu echter Erneuerung.

Raman Socariceanu war einer von rund 700 Teilnehmern der ersten SPD-Dialogkonferenz in Hamburg. Der 15-Jährige war - wie viele andere auch - am Tag der Bundestagswahl in die SPD eingetreten.

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Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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