Parteileben

Spannung und Vielfalt: Wie ein Juso #unsereSPD - die Tour in Hannover erlebt

Nach dem Saarland machten die Kandidierenden um den Parteivorsitz in Niedersachsen halt. Brian Baatzsch, Juso aus der Region Hannover und auch Ortsvereinsvorsitzender, war live dabei. Ein einmaliges Erlebnis für das junge SPD-Mitglied.
von Benedikt Dittrich · 9. September 2019

Als sich in Hannover die Kandidierenden um den Parteivorsitz erstmals den niedersäschischen SPD-Mitgliedern stellen, sitzt auch Brian Baatzsch im Raum. „Vor Ort kann man das einfach besser beobachten“, erklärt der junge Sozialdemokrat, warum er lieber im Saal als vor dem Bildschirm sitzen möchte, wenn die Bewerber zu Innen- und Außenpolitik, Arbeitsmarkt, Finanzpolitik und großer Koalition sowie vielen anderen Themen befragt werden. Am Computer hätte er nur die ersten Reihen und die Bühne gesehen, vermutet er, er wolle aber die gesamte Atmosphäre vor Ort erleben „und vielleicht auch mal einen Blick hinter die Kulissen werfen.“

Als er eine Stunde vor Beginn die Halle betritt, füllt sich schon der Veranstaltungsraum im Hotel Wienecke in Hannover. An den Seiten gibt es zu dem Zeitpunkt aber noch ein paar freie Plätze. Als um 18 Uhr die Konferenz beginnt, ist der Veranstaltungsraum, der Platz für mehrere hundert Stühle bietet, voll. Für die Kandidierenden ist es zwei Tage nach dem Auftakt in Saarbrücken schon der zweite Termin von „#unsereSPD - die Tour“. Der zweite von insgesamt 23 - und erneut ist der Saal ausgebucht.

Kurze Zugfahrt für große Konferenz

Über das Interesse freut sich Baatzsch. Der 23-Jährige ist erst seit rund drei Jahren Mitglied der SPD, hat aber inzwischen schon sein zweites Ehrenamt inne: Drei Jahre lang war er Sprecher der Jusos in Springe, seit Mai ist er Vorsitzender des SPD-Stadtverbands. 30.000 Einwohner hat die Kleinstadt am südwestlichen Rand der Region Hannover, eine halbe Stunde braucht der Zug von dort in die Landeshauptstadt. Keine weite Fahrt, um die Kandidierenden um den Parteivorsitz einmal live zu erleben, findet Baatzsch. Derselben Meinung sind offenbar auch vier weitere Springer Jusos: Bo Hoffmann, Lisa Marisz, Tim Sherpa und Niklas Rentisch, die mit ihm angereist sind.

Im Saal sind auch noch weitere Parteimitglieder aus Springe, weiß der Stadtverbands-Vorsitzende. Sie alle sind dabei, als zuerst Bezirksvorsitzender Matthias Miersch und im Anschluss Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzender Stephan Weil als Gastgeber und später die Kandidierenden zu Wort kommen. Sie gehören auch zu denjenigen die applaudieren, als Miersch sagt: „Saarbrücken war ja schon ganz gut, aber Hannover wird klasse!“

Entscheidung ist noch nicht gefallen

Beeindruckt zeigt sich Baatzsch vor allem von dem vielfältigen Bewerberfeld: „Ich weiß nicht, ob die Entscheidung dadurch leichter fällt“, überlegt er. Nach eigenen Angaben hat er mehrere Favoriten, will sich aber noch nicht festlegen, zumal er einige der Bewerber noch gar nicht kennt. Das Auswahlverfahren an sich findet er aber großartig. „Das ist schon sehr nah dran an einer Urwahl“, lobt er den Prozess. Auch ein, zwei Fragen hat er nach eigenen Angaben im Kopf, will aber spontan entscheiden, ob er sie wirklich stellt. Am Ende verzichtet er darauf, lässt anderen Genossen den Vortritt.

Dass Baatzsch 2016 in die SPD eintrat, hatte zwei Gründe, erzählt er rückblickend. „Ich war schon immer politisch interessiert“, sagt der 23-Jährige heute. „Aber ich wollte mich eigentlich erst aktiv beteiligen, wenn ich älter bin.“ Dass er dann doch schon mit 20 sein Parteibuch in der Hand hält, liegt zum einen an seinem persönlichen Schicksal: Ein schwerer Autounfall sorgt für ein Umdenken, führt zu dem Entschluss, sich schon jetzt politisch einzumischen. Als 2015 dann außerdem noch zahlreiche Flüchtlinge nach Deutschland kommen und über mehrere Stationen dann schließlich auch in Springe landen, will er anpacken, mithelfen, unterstützen. Der Rechtsruck innerhalb der Gesellschaft, den er seitdem wahrnimmt, treibt ihn auch heute noch um. 2017 ist er erstmals Wahlkampfhelfer für seine Landtagskandidatin Kerstin Liebelt - für die Abgeordnete arbeitet er inzwischen auch als studentische Hilfskraft.

Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

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