Sozialistenhut: Warum die SPD Lindau Florian von Brunn geehrt hat
Kritische Geister, die vorausdenken, zeichnet der SPD-Kreisverband Lindau seit 1986 mit dem Sozialistenhut aus. Jetzt hat ihn mit Florian von Brunn der Co-Vorsitzende der Bayern-SPD und Spitzenkandidat im bayerischen Landtagswahlkampf erhalten.
von Brunn will den Turbo zünden
Die Laudatio hielt mit Manuela Auer die Preisträgerin des Vorjahres. Sie ist Abgeordnete im Landtag von Vorarlberg (Österreich). Dabei sah sie Parallelen zu Bayern: Hier wie dort eine konservative Regierung, „die für die Wirtschaft viel tut, aber Soziales vergisst“. Aber auch „die grüne Klimapolitik geht an den Menschen vorbei“. Die Bayern sollten sich bei der Landtagswahl am 8. Oktober fragen, „was in den letzten fünf Jahren besser geworden ist“. Dann gelte es, für einen Wechsel zu stimmen. Und da biete sich mit Florian von Brunn ein Kandidat an, der ein „soziales Gewissen im bayerischen Landtag“ sei, sich für einen sozialverträglichen Umweltschutz einsetze und dessen Politik von „breitem Wissen und von Hartnäckigkeit geprägt“ sei und der stets auf Populismus verzichte.
In seiner Dankesrede verstand es von Brunn, seine politischen Thesen mit der Geschichte des Sozialistenhutes zu verbinden. Und das, indem er an frühere Preisträger erinnerte. So beispielsweise an Hans Schuierer (Preisträger 1987), der sich während seiner Amtszeit als Landrat von Schwandorf gegen den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf einsetzte. Atomkraft könne auch heute keine Lösung der Energiefrage sein, stellte von Brunn fest. Denn: „Wir haben keine Lösung für den Atommüll“. Erneuerbare Energien seien hingegen bezahlbare Energien. Aber: „Wir müssen bürokratische Hemmnisse abbauen. Und wir müssen erreichen, dass die Windenergie in Bayern ausgebaut wird“. Und von Brunn fasste zusammen: „Wir müssen den Turbo bei den Erneuerbaren in Bayern zünden“.
An Hans-Jochen Vogel anknüpfen
Hans-Jochen Vogel erhielt den Sozialistenhut 1995. Er habe für „bezahlbaren Wohnraum für alle“ gestanden, sagte von Brunn. Und das sei heute längst nicht mehr nur in München ein Thema. Hier sollte der Freistaat die Städte und Gemeinden stärken und Flächen zur Verfügung stellen. Zudem sprach sich von Brunn für eine Spekulationssteuer aus, denn: „Mit Grund und Boden zu spekulieren ist schändlich“.
Die beiden Preisträger*innen von 1992, Josef Felder und Renate Schmidt, sind für von Brunn ebenfalls wichtige Vorbilder. Felder, weil er 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatte. Heute müsse die SPD „Bollwerk gegen Nazis und Faschisten sein“. Die AfD in Bayern sei „lupenrein rechtsextremistisch“ und eine „Gefahr und Schande für das Land“, sagte von Brunn. Schmidt stehe für „gleiche Bildungschancen“ und dafür trete auch er ein. Dazu gelte es, Kindertagesstätten und die Ganztagsbetreuung auszubauen, denn sie seien dafür Voraussetzung. Insgesamt wollen die SPD im Freistaat eine Milliarde Euro in die Betreuung stecken. Am Ende müsse „von der Kita bis zum Master oder Meister“ alles kostenfrei sein.
Wunsch nach weniger Selbstdarstellung
Den Wandel der Gesellschaft gelte es, „für die Menschen tragbar zu gestalten“. Das gelte beispielsweise bei der Energiewende, denn: „Die Menschen müssen den Weg zur Klimaneutralität mitgehen können“. Deshalb sei es gut, dass das Heizungsgesetz nachgebessert wurde.
Für Bayern wünscht sich von Brunn nach dem 8. Oktober eine „Politik mit weniger Ankündigungen und Selbstdarstellung“ und eine Beschleunigung der Energiewende, bezahlbare Wohnungen und eine Verbesserung der Situation in der Pflege.
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