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So kämpft Manuela Schwesig in ihrer Heimat gegen die AfD

Ihre Sommerreise führt Manuela Schwesig durch ihre Heimat Mecklenburg-Vorpommern. Kurz vor der Landtagswahl setzt die stellvertretende SPD-Vorsitzende klare Zeichen gegen Rechts und verspricht mehr Unterstützung für Familien.
von ohne Autor · 1. September 2016
Manuela Schwesig und Patrick Dahlemann
Manuela Schwesig und Patrick Dahlemann

Er ist ein idyllisches Fleckchen Erde, der Dorfanger von Heinrichswalde in Mecklenburg-Vorpommern, direkt an der „Heimatstuw“ – eine Art Heimatmuseum, das die Verbundenheit und das Engagement der knapp 500 Einwohner des Dorfes deutlich macht. Hierher hat Patrick Dahlemann, der SPD-Landtagsabgeordnete, die Dorfbewohner geladen. Das Dorf liegt in seinem Wahlkreis Uecker-Randow I –  ziemlich im Osten von „MV“ und politisch stark rechts dominiert. Die NPD fuhr hier bei der Landtagswahl 2011 ein Erststimmenergebnis von 14,7 Prozent ein.

„Mit Fleiß, Leidenschaft und ganzer Kraft“

Zu dem SPD-Fest am Dorfanger ist dennoch gut die Hälfte der Dorfbewohner gekommen, die Volkssolidarität hat Kuchen gebacken und ein norddeutscher Barde singt plattdeutsche Lieder. Viele, gerade junge Leute, tragen rote T-Shirts mit dem Slogan: „Mit Fleiß, Leidenschaft und ganzer Kraft fUER unsere Heimat! SPD“ – das UER steht für das Kfz-Kennzeichen von Uecker-Randow

Auch die stellvertretende SPD-Vorsitzende und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig ist dabei. Ihr ist es ein besonderes Anliegen, Dahlemann zu unterstützen. Sie schätzt seinen Kampf gegen Rechts und sein soziales Engagement. „Wir brauchen junge Leute wie Patrick im Landtag von MV, auch und gerade aus dieser Region“, schwört sie die gut 200 Heinrichswalder ein . „Patrick muss die meisten Stimmen bekommen, denn er kommt nicht automatisch über die Landesliste in den Landtag.“

MV und die SPD brauchen einen wie Dahlemann

Tatsächlich hat die SPD den 28-Jährigen nicht über die Liste abgesichert, obwohl er ein starkes Pfund für die Sozialdemokraten im Nordosten ist, seit er auf einer NPD-Wahlveranstaltung 2013 in Torgelow den Nazis beherzt die Stirn geboten hat.  Dahlemann gibt sich gelassen und macht beherzt Wahlkampf. Dass die Leute in der Region und die SPD in Mecklenburg-Vorpommern ihn auch künftig gut gebrauchen können, wird spätestens in dem Moment deutlich, als vier Neonazi demonstrativ an dem Fest vorbei marschieren. Ein Polizei-Mannschaftswagen folgt ihnen auf dem Fuß.

Manuela Schwesig warnt davor, AfD zu wählen. „Gehen Sie denen nicht auf den Leim!“ Die Partei habe ein „rückwärtsgewandtes Familien- und Frauenbild“ und wolle, dass „Frauen wie wir“ wieder am Herd stehen, den Männern das Abendessen kochen und „nur für die Kinder da sind“, sagt sie auch an die Heinrichswalder Bürgermeisterin gewandt – eine junge engagierte Frau und Mutter von zwei Kleinkindern.

Die AfD droht zweitstärkste Kraft zu werden

Beim Kampf gegen Neonazis und die rechtspopulistische AfD verlässt Schwesig sich nicht allein darauf, Botschaften über die Medien zu senden. Sie setzt bewusst auf das Gespräch mit einzelnen Bürgerinnen und Bürgern. Doch auch wenn sie immer wieder Menschen davon überzeugen kann, „demokratisch, am besten sozialdemokratisch“ zu wählen, hat die AfD einer jüngsten Umfrage zufolge mit 22 Prozent die CDU überholt und könnte als zweitstärkste Kraft in den Schweriner Landtag einziehen.

Nicht zuletzt deswegen hängt sich Schwesig richtig rein in den Landtagswahlkampf: Sie ist von allen 36 SPD-Kandidaten wegen einer Unterstützung angesprochen worden, und sie besucht sie alle im Wahlkampf, denn: „Ich bin mit vielen persönlich verbunden und das ist hier meine politische Heimat.“

Das Leben in Mecklenburg-Vorpommern kann hart sein

Die 41-Jährige, die im März selbst noch mal Mutter geworden ist, liegen Frauen und Familien besonders am Herzen. Sie weiß und erfährt es bei ihren vielen Besuchen an der Basis immer wieder: Das Leben in dem kleinen „MV“ kann hart sein. Gerade auf dem Land. „Wir sind die Besenkammer der Republik“, klagt eine Frau bei einem Treffen mit Gewerkschafterinnen und Arbeitgeberinnen in Heiligendorf am nächsten Tag. Gerade die Jungen wandern hier ab, weil sie für sich und ihre Familien keine Perspektive sehen. Die Region leer sich.

Die jungen Leute „wollen Geld verdienen“, sagt die Betriebsrätin Heike Gladrow nüchtern. Das ist in Mecklenburg und in Vorpommern nicht einfach. Das Land ist in Landwirtschaft, Tourismus, Gesundheit und bei sozialen Dienstleistungen besonders stark, die Löhne aber sind in diesen Bereichen besonders niedrig und die Konkurrenz im noch billigeren Polen ist nicht weit.

Ministerpräsident Sellering will noch mehr für Familien tun

Schwesig findet es „ganz, ganz wichtig“, dass Frauen berufstätig sein können und auf eigenen Füßen stehen. Und deswegen setzt sie da an, wo sie als Bundesfamilienministerin an den Stellschrauben drehen kann. „Wir brauchen noch mehr bezahlbare und verlässliche Kinderbetreuung.“ Deswegen hat sie im Bund das „KitaPlus“-Programm aufgelegt. Das Programm, das von Arbeitgebern, Gewerkschaft und der Bundesagentur für Arbeit begleitet wird, unterstützt bundesweit 300 Kitas, damit sie längere Öffnungszeiten einführen können. Sechs davon sind in Mecklenburg- Vorpommern.

Und auch die SPD-geführte Landesregierung in Schwerin will laut Schwesig noch mehr für Familien und Kinder tun. Die Kita-Gebühren sollen für das erste Kind um 50 Euro, für das zweite Kind um die Hälfte gesenkt werden, beim dritten Kind soll der Kitabesuch kostenlos sein, berichtet Schwesig  beim Besuch des AWO-Zentrums in Neubrandenburg. „2011 hat Erwin Sellering versprochen, dass die Krippengebühren gesenkt werden, und er hat es umgesetzt.  Das gleiche wird er jetzt bei den Kita-Gebühren machen, wenn er wieder Ministerpräsident ist“, verspricht die Ministerin.

Die Chancen dafür stehen trotz einer starken AfD nicht schlecht. In der jüngsten Umfrage kommt die SPD auf 28 Prozent der Stimmen. Nicht nur die jungen Familien in Mecklenburg-Vorpommern werden also am Sonntag mit Spannung auf das Ergebnis der Landtagswahl blicken.

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