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Sigmar Gabriels Verzicht: Von Verantwortung getragen

Der Verzicht von Sigmar Gabriel auf Kanzlerkandidatur und Parteivorsitz und die Art, wie dieser publik wurde, waren überraschend. Doch Gabriels Entscheidung ist von Verantwortung getragen: Verantwortung für die SPD, für das Land und für Europa.
von Karin Nink · 24. Januar 2017
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Mit Martin Schulz schlägt Sigmar Gabriel einen Kanzlerkandidaten und auch einen Parteivorsitzenden für die deutsche Sozialdemokratie vor, der seine Stimme immer klar und kompromisslos gegen rechts erhoben und Populisten schon immer den Kampf angesagt hat. Martin Schulz ist einer, der wie kein anderer mit viel Herzblut für ein vereintes Europa kämpft – aus der tiefen Überzeugung heraus, dass dieses Europa die Basis für unseren Frieden und Wohlstand sind.

Schließlich ist Martin Schulz einer, der sich nicht in Formelsätze und Politikerdeutsch verliert. Viele Bürgerinnen und Bürger erleben ihn gerade deswegen als sehr authentisch – und als echte Alternative zu Angela Merkel. Das Überraschungsmoment gegenüber der Union ist also gelungen.

Schulz’ Weg wird hart und steinig

Dennoch bleibt der Weg zur Bundestagswahl auch für Schulz ein harter und steiniger. Denn es geht nicht nur um Europa, es wird auch und vor allem zunächst um innenpolitische Themen gehen: Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, Sicherheitsfragen, Familien- und Gesundheitspolitik. Der Kandidat muss sich als Innenpolitiker bewähren und er muss mit seiner Leidenschaft die bevorstehenden Wahlkämpfe in den Ländern und im Bund nach vorne bringen und der Partei neues Selbstbewusstsein geben. Überall werden die Medien und die Öffentlichkeit ihn dabei gnadenlos beobachten.

Aber warum soll ihm das nicht gelingen? Wer sich mehrere europäische Sprachen selbst beigebracht hat und in seinen Reden spielend von einer in die andere wechseln kann, ist verdammt lernfähig. Und wer elf Jahre Bürgermeister einer Kleinstadt war und dieser immer verbunden blieb, weiß auch nach Jahren in Europa noch, wo die Menschen zu Hause der Schuh drückt. Es kommt nicht von ungefähr, dass Martin Schulz direkt nach seiner Nominierung einen Wahlkampf für soziale Gerechtigkeit angekündigt hat.

Sigmar Gabriel hat sich im Interesse der SPD zurückgenommen

Kurz: Martin Schulz bringt für die Aufgaben, die vor ihm liegen, ein sehr gutes Rüstzeug mit und er will diesen Job. Er könnte genau der richtige Mann zur richtigen Zeit sein, für Deutschland und für Europa. Die endgültige Entscheidung muss nun die Partei treffen, indem sie ihm auf dem angekündigten Sonderparteitag mit dem nötigen Rückenwind für den Bundestagswahlkampf stärkt.

Und Sigmar Gabriel? Wer ihn kennt, weiß, dass ihm der Verzicht auf den Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur nicht leicht gefallen ist. Er hat sich im Interesse seiner Partei zurückgenommen. Das verdient Respekt – und ist ein nicht zu unterschätzendes Verdienst des neuen Bundesaußenministers.

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Karin Nink

ist Chefredakteurin des "vorwärts" und der DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik sowie Geschäftsführerin des Berliner vorwärts-Verlags.

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