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Seit' an Seit': Das gestärkte Band zwischen Jusos und SPD

Am Dienstag präsentierten die Jusos ihre Jugendkampagne für den Bundestagswahlkampf 2017. Sie setzen auf das Thema Gerechtigkeit und betonen den Schulterschluss zur SPD unter ihrem Vorsitzenden Martin Schulz.
von Robert Kiesel · 20. Juni 2017
Juso-Wahlkampf für die SPD
Juso-Wahlkampf für die SPD

Wie sich die Zeiten ändern: Es ist nicht allzu lang her, da wollten die Jusos mit der SPD möglichst wenig zu tun haben. Mit der Neuauflage des eigenen Logos verschwand der Zusatz „in der SPD“ aus dem Jusos-Emblem, hinter vorgehaltener Hand erklärten Mitglieder der Jungsozialisten, dass die Verbindung zur SPD im Kontakt mit möglichen Neumitgliedern wenig förderlich ist. Kurzum: Die SPD galt – in ihrer damaligen Lage – aus Juso-Sicht als nicht gerade sexy.

Martin Schulz führt Jusos und SPD wieder zusammen

Heute ist das anders: Nach der für viele überraschenden Kandidatur von Martin Schulz zum SPD-Kanzlerkandidaten und seiner 100-Prozent-Wahl zum Parteichef waren es nicht zuletzt die Jusos, die den „Schulz-Zug“ aufs Gleis setzten. Insbesondere im Internet befeuerten ihre Mitglieder den Hype um Martin Schulz mit kreativen Memes und Bildchen zum Kandidaten, aus allen Rohren wurde unter #ZeitfuerMartin gepostet und getwittert. Ein Zusammenrücken von Jugendorganisation und Partei war deutlich spürbar.

Da überrascht es kaum, dass sich die Jusos in ihrer am Dienstag in Berlin präsentierten Jugendkampagne für die Bundestagswahl eng an die Partei anlehnen. Unter #gerechtist wollen die Jungsozialisten im Wahlkampf mobilisieren und ziehen damit an dem Strang, den die SPD in ihrem vorläufigen Wahlprogramm unter den Titel „Zeit für mehr Gerechtigkeit“ ausgelegt hat.

Uekermann: Stolz auf Juso-Forderungen im Wahlprogramm

Inhaltlich setzen die Jusos auf die Themen Arbeit, Bildung und die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen. Wer Vollzeit arbeitet, muss davon leben können, fordern die Jusos und beziehen dabei explizit die Auszubildenden mit ein. „Wir wollen, dass eine Mindestvergütung für Azubis eingeführt wird“, heißt es dazu in der Kurzfassung der Jugendkampagne, die auf der Juso-Kampagnenseite zu finden ist. In der Bildung plädieren die Jusos für die Gebührenfreiheit von der Kita bis zur Hochschule oder dem Meisterabschluss. Zusätzlich solle das BAföG ausgeweitet und an neue Lebenslagen angepasst werden, so die Jusos.

Darauf, dass sich – wie im Fall der Gebührenfreiheit – zahlreiche Forderungen der Jungsozialisten im vorläufigen Wahlprogramm der SPD wiederfinden, ist Juso-Chefin Johanna Uekermann stolz. „Wir haben das Gefühl, enorm viele Punkte im Wahlprogramm durchgesetzt zu haben. Deshalb fällt es leicht, uns engagiert am Wahlkampf zu beteiligen“, erklärt sie im Gespräch mit vorwärts.de. Zusätzlich lobt sie die Offenheit von Martin Schulz für die Themen junger Leute sowie dessen klaren Kurs für Europa und gegen Rechts, der viele Jusos überzeugt hätte.

Für Europa – gegen Mauern

Nach Arbeit und Bildung rangiert das Thema Europa bei den Jusos an dritter Stelle. „Wir wollen ein Europa, das offen, frei und vielfältig ist. Unsere Werte lassen sich weder mit Waffen noch mit Mauern verteidigen“, heißt es in der Kurzfassung zur Jugendkampagne. Europa müsse gemeinsam Verantwortung für Geflüchtete übernehmen und die gleichen Rechte aller Bürgerinnen und Bürger garantiert, so die Jusos weiter. „Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht und sexuelle Orientierung sollen in Europa keine Rolle spielen.“

Mit Blick auf den Wahlkampf zeigt sich Juso-Chefin Uekermann nicht nur kämpferisch, sie verspricht auch, dass der Spaß nicht zu kurz kommen werde: „Wir werden überall dort auftauchen, wo junge Leute unterwegs sind. Das meint Online-Wahlkampf genau wie die Präsenz an Badeseen oder auf Festivals.“ Die zahlreichen Neumitglieder, die SPD und Jusos zuletzt gewinnen konnten, machten sich schon jetzt bemerkbar, so Uekermann weiter. „Das pushed einen schon“, erklärt die Juso-Chefin mit Blick auf die vielen neuen Parteimitglieder unter 35 Jahren. „Die Wahlkampfzeit ist optimal, um die Energie dieser Leute einzusetzen“, so Uekermann weiter.

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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