Seeheimer-Sprecher: Johannes Kahrs tritt von allen politischen Ämtern zurück
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Sein Profil im Kurznachrichtendienst Twitter ist schon gelöscht. Da, wo Johannes Kahrs jeden Morgen mehreren zehntausend Followern ein „Moin!“ mit auf den Weg gab und auch sonst eifrig das Tagesgeschehen kommentierte, ist nur noch eine weiße Seite mit dem Hinweis „Dieser Account existiert nicht“ zu finden. Am Dienstagnachmittag ist Kahrs, 56 Jahre alt, davon 21 als Hamburger Bundestagsabgeordneter, von seinem Mandat „und allen politischen Ämtern“ zurückgetreten.
Kahrs: „Hätte gern für das Amt des Wehrbeauftragten kandidiert“
Als Grund nannte er, dass die Bundestagsfraktion ihn nicht als Wehrbeauftragten vorgeschlagen hatte. Am Donnerstag soll der oder die Nachfolger*in von Hans-Peter Bartels im Parlament gewählt werden. Fraktionschef Rolf Mützenich hatte in der vergangenen Woche die Berliner Abgeordnete Eva Högl vorgeschlagen. Die Fraktion folgte dem Vorschlag am Dienstag einstimmig.
„Da mir die Bundeswehr sehr am Herzen liegt, als Oberst der Reserve, ehemaliges Mitglied im Verteidigungsausschuss oder als langjähriger Berichterstatter für das Verteidigungsministerium im Haushaltsausschuss, hätte ich gerne für das Amt des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages kandidiert“, schrieb Johannes Kahrs in der Mitteilung seines Rücktritts. Für das Amt bewerbe man sich jedoch nicht, sondern man werde vorgeschlagen.
Die „Seeheimer“ verlieren einen ihrer Sprecher
Er wolle sich nun „außerhalb der Politik“ neue Aufgaben suchen. Was er damit konkret meint, ließ Kahrs zunächst offen. Die SPD-Bundestagsfraktion verliert mit Kahrs‘ Rücktritt nicht nur ihren haushaltspolitischen Sprecher, sondern auch einen profilierten Verteidigungspolitiker. Zudem war Kahrs viele Jahre lang einer von drei Sprecher*innen des einflussreichen „Seeheimer Kreises“.
Zudem ist Johannes Kahrs Vorsitzender des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten“, das sich der politisch-historischen Bildungs- und Erinnerungsarbeit widmet, und Vorsitzender der Kurt-Schumacher-Gesellschaft. Inwieweit sein Rücktritt Einfluss auf seine ehrenamtlichen Tätigkeiten hat, ist nicht bekannt.
Die Hamburger SPD-Vorsitzende Melanie Leonhard würdigte Kahrs' Engagement für Hamburg und seinen Wahlkreis Mitte als „herausragend“, seinen Einsatz für die SPD als „beispielhaft“. Der Rücktritt bedeute „einen großen Einschnitt für Hamburg und die SPD“, schrieb Leonhard auf Twitter.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.