Schulz nennt Gabriel einen „Glücksfall für die SPD“
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Mit einer emotionalen und in Teilen sehr persönlichen Rede hat sich der designierte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz bei Sigmar Gabriel für dessen Einladung in seinen Heimatwahlkreis revanchiert. Auf der SPD-Wahlkreisdelegiertenkonferenz in Wolfenbüttel zollte Schulz der Entscheidung Gabriels zum Verzicht auf die SPD-Kanzlerkandidatur seinen Respekt. Schulz nannte Gabriel einen „außergewöhnlichen Mann“ und einen „Glücksfall für den Wahlkreis und die Partei“.
Schulz: Dankbar für die Freundschaft zu Sigmar Gabriel
In seiner knapp 30-minütigen Rede ging Schulz mehrfach auf die enge Freundschaft ein, die ihn und Gabriel verbindet. „Es ist mir eine Ehre, heute hier zu reden über und zu einem Freund“, sagte Schulz und bezeichnete Gabriels Verzicht auf die SPD-Kanzlerkandidatur als Ausdruck einer Charakterstärke, die der aus dem Amt scheidende SPD-Chef in der Vergangenheit bereits häufiger bewiesen habe. „Ich bin dankbar dafür, dass ich diesen Mann meinen Freund nennen darf“, sagte Schulz und zeigte sich zuversichtlich, dass Gabriel auch über die im September endende Legislaturperiode hinaus Außenminister bleibe. „Einen solchen Außenminister wie Sigmar Gabriel können wir in diesen turbulenten Zeiten wahrlich gut gebrauchen“, sagte Schulz, der den rund 700 Delegierten und Gästen zuvor bereits als „künftiger Kanzler der Bunderepublik Deutschland“ vorgestellt wurde.
Derart geschmeichelt konnte Schulz auch der Versprecher des Abends nichts anhaben. Wiederholt scheiterte er bei dem Versuch, den Wahlkreis „Salzgitter-Wolfenbüttel“ korrekt zu benennen. Nach mehreren erfolglosen Versuche rettete Schulz die Situation mit einem süffisanten „Sigmars Wahlkreis“. Seine Zuhörer quittierten es mit herzlichem Lachen und einem warmen Applaus.
Gariel „saufroh“ über den Aufbruch der SPD unter Schulz
Gabriel, der am Ende des Abends mit 99 Prozent der Stimmen zum Direktkandidaten seiner Partei für den Wahlkreis nominiert wurde, schloss nahtlos an und gratulierte Schulz zu der am kommenden Sonntag auf dem Bundesparteitag in Berlin anstehenden Wahl zum Parteivorsitzenden. „Das ist das stolzeste Amt, das ich je in meinem Leben erreicht habe“, sagte Gabriel über seine Zeit als SPD-Vorsitzender und räumte ein, die Position schweren Herzens abzugeben. Seinem Nachfolger wünschte er „viel Spaß dabei, den Sack Flöhe zusammenzuhalten“.
Im Vergleich dazu sei ihm die Nominierung von Schulz zum SPD-Kanzlerkandidaten leicht gefallen, so Gabriel weiter. „Ich bin der tiefen Überzeugung gewesen, dass ich ihn aufstellen muss.“ Ein „Aufbruch“ sei nötig, um die SPD wieder zu alter Stärke zu führen und er sei „saufroh, dass ihm das gelungen ist“, so Gabriel über Schulz. Als Beleg führte er die mittlerweile 12.000 Neumitglieder in der Partei an, die seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und der Nominierung von Schulz zum Kanzlerkanditaten in die SPD eingetreten sind.
Gabriel: Schulz trägt „Gefühl der Sozialdemokratie“ im Herzen
Die Aufgabe für Gabriel und die SPD bestehe nun darin, dass Vertrauen der Wähler zu erobern. Dafür sei es wichtig, Menschen und deren Probleme ernst zu nehmen und diejenigen nicht aus den Augen zu verlieren, „die mit ihrer harten Arbeit den Wohlstand des Landes erarbeiten und teilweise selbst nicht viel davon haben. Es gibt keinen Widerspruch zwischen wirtschaftlichem Erfolg und sozialer Sicherheit“ sagte Gabriel weiter und erklärte mit Blick auf den designierten Kanzlerkandidaten Martin Schulz: „Er trägt Gefühl der Sozialdemokratie in sich.“