„Schrei nach Liebe“: Mit „Die Ärzte“ gegen Plakatzerstörung
Es sind die spontanen, unerwarteten Aktionen, mit denen Patrick Dahlemann für Furore sorgt. Im November 2013 hatte der damals noch in der Kommunalpolitik aktive Sozialdemokrat das „offene Mikrofon“ einer NPD-Kundgebung in seiner Heimatstadt Torgelow genutzt, um die Rechtsextremen verbal auf offener Straße zu zerlegen. Der ausgerechnet von der NPD selbst ins Netz geladene Clip ging viral, brachte dem damals 25-Jährigen deutschlandweit Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Hand in Hand mit „Die Ärzte“
In ähnlicher Manier reagierte Dahlemann nun auf die wiederholte Verschandelung seiner für die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am kommenden Sonntag aufgestellten Wahlplakate. Nachdem bislang unbekannte Täter das Gesicht des für seinen entschlossenen Einsatz gegen Rechtsextremismus bekannten Politikers mit Graffiti übermalt hatten, ergänzte Dahlemann die Plakate um die Zeile „Eure Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe... “. Sie stammt aus dem Lied „Schrei nach Liebe“ der Rockband „Die Ärzte“. Mit dem 1993 veröffentlichten Song distanzierte sich die Gruppe um Sänger Farin Urlaub und Schlagzeuger Bela B. von rassistisch motivierten Attacken wie jenen in Rostock-Lichtenhagen, Mölln oder Solingen. Seitdem gehört er auf Kundgebungen und Veranstaltungen gegen Rassismus und Rechtsextremismus zum Standardrepertoire, schaffte es im Jahr 2015 zwischenzeitlich wieder auf Platz 1 der deutschen Charts.
Davon, dass Dahlemann mit jener Zeile des Songs die Richtigen trifft, ist er überzeugt. „Wir gehen davon aus, dass die Täter aus dem rechtsextremen Lager kommen. Wir wollen sie mit der Aktion mit ihren eigenen Mitteln schlagen, ihrer Gewalt inhaltlich etwas entgegensetzen“, so der im April 2014 in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern nachgerückte Torgelower im Gespräch mit vorwärts.de. „Wenn sie es so wollen, dann wird eben zurückplakatiert“, sagt Dahlemann mit einem Lächeln und verweist auf die gute Resonanz auf die Aktion in den sozialen Netzwerken. Tatsächlich hatten den am Donnerstagabend auf Facebook veröffentlichten Post von der Aktion bereits wenige Stunden später mehrere hundert Menschen geliked.