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Roter Salon der SPD: Martin Schulz auf den Spuren von Justin Trudeau

Weltweit kämpfen Rechtspopulisten und Chauvinisten gegen Gleichberechtigung. Die SPD will das nicht durchgehen lassen und lud zum „Roten Salon“ ins Berliner Willy-Brandt-Haus. Ein Ergebnis: Martin Schulz versprach, als Kanzler die SPD-Ressorts zur Hälfte mit Frauen zu besetzen.
von · 7. März 2017
„Frauen, solidarisiert euch!“ Martin Schulz beim „Roten Salon“ mit Ines Pohl, Hatice Akyün, Jasmin Tabatabai und Katarina Barley (v.l.)
„Frauen, solidarisiert euch!“ Martin Schulz beim „Roten Salon“ mit Ines Pohl, Hatice Akyün, Jasmin Tabatabai und Katarina Barley (v.l.)

„Frauenrechte sind Menschenrechte.“ Das sagte die damalige amerikanische First Lady Hillary Clinton bei der 4. Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking. 17 Jahre später ist diese Aussage immer noch aktuell und war am Montagabend so etwas wie das inoffizielle Motto des Roten Salons der SPD zum Internationalen Frauentag (das offizielle lautete „Wir sind die Demokratie“). Katarina Barley, Martin Schulz und Manuela Schwesig hatten zahlreiche Frauen – und auch ein paar Männer – ins Berliner Willy-Brandt-Haus eingeladen, um dort mit den Gästen zu diskutieren.

Frauenrechte: Es geht nicht nur nach vorne

Katarina Barley fühlte sich in ihrer Begrüßungsrede „ganz schön emotionalisiert“: Lange habe sie gedacht, dass es in Sachen Frauenrechte in Deutschland nur in eine Richtung gehen könnte – nämlich nach vorne. Doch Fälle wie Polen – wo Abtreibung selbst nach einer Vergewaltigung illegal ist – oder die USA – wo ein frauenfeindlicher Präsident regiert – zeigten, dass es ganz schnell Rückschritte geben könne. „Der Angriff auf Frauenrechte steht für so vieles“, sagte Barley.

Dem konnte der designierte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz nur zustimmen: „Menschen, die Grundrechte in Frage stellen, beginnen bei den Frauen.“ Mit den Journalistinnen Hatice Akyün und Ines Pohl, der Schauspielerin Jasmin Tabatabai und Frauenministerin Manuela Schwesig diskutierte Schulz, was sich für Frauen in Deutschland ändern muss – und was die Politik dazu beitragen kann und sollte. Akyün wünschte sich, dass nicht nur einmal im Jahr Frauentag ist und dann über Gleichberechtigung diskutiert wird, sondern immer.

„Frauen, solidarisiert euch!“

Pohl wies darauf hin, dass Frauen selbst an Veränderungen mitarbeiten müssten: „Die Jungs schaffen es immer, sich zu solidarisieren. Frauen dagegen finden immer ein Haar in der Suppe. Frauen, solidarisiert euch!“ Tabatabai forderte vom potentiellen Kanzler Schulz mehr Investition in die Bildung: Viele Menschen in den USA hätten Trump nicht deshalb gewählt, weil sie dumm seien, sondern weil es ihnen tatsächlich an Aufklärung und Bildung mangeln würde.

Einhellige Begeisterung herrschte in der Runde über den kanadischen Premierminister Justin Trudeau. Der hat bekanntlich sein Kabinett einfach mal zur Hälfte mit Frauen besetzt – und das mit einem lässigen „Because it’s 2015“ erklärt. Ein Vorbild für Martin Schulz? Der zierte sich am Montag ein bisschen: Sollte er Kanzler werden könne er zumindest versprechen, die SPD-Ressorts zur Hälfte mit Frauen zu besetzen. Allerdings gäbe es ja aller Wahrscheinlichkeit nach noch einen Koalitionspartner, und dem könne er natürlich keine Frauenquote vorschreiben.

„Martin Schulz, der George Clooney der SPD“

Eigentlich sollte es beim Roten Salon ja um Frauen gehen. Zwei Männer tauchten dann aber doch immer wieder auf: Martin Schulz, na klar, und George Clooney. Wenn eine es schafft, den SPD-Politiker und den Hollywood-Star in einem Satz zu nennen, dann ist es Katarina Barley. Schließlich sei Schulz „unser George Clooney der SPD“. Manuela Schwesig hingegen war froh, dass Schulz Schulz ist und nicht Clooney: „Clooney hat ja schon mal bei Merkel auf dem Sofa gesessen, das wünsche ich mir für Martin Schulz nicht. Er nimmt besser am Koalitionstisch Platz.“ Dann wäre also auch das geklärt.

Neben lebhaften Diskussionen und einer Art trudeauschem Wahlversprechen von Schulz bleiben auch die Worte der jungen Leipziger Poetry Slammerin Leonie Warnke im Gedächtnis. Sie eröffnete mit einer kurzen Performance den Salon und forderte: „Lasst uns wieder wütend werden!“ Denn wenn die Tatsache, dass Frauenrechte Menschenrechte sind, gewissen Teilen von Politik und Gesellschaft zunehmend egal zu sein scheint, dann muss man einfach mal wütend werden.

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