Parteileben

Radler und Sammler

von Carl-Friedrich Höck · 3. Dezember 2013

Um Spenden für benachteiligte Kinder einzutreiben, radelte der 62-Jährige nach Rumänien. Jetzt plant er schon die nächste Tour.

Manfred Kramer sitzt an seinem Wohnzimmertisch vor einem Stapel Zeitungsartikel und erzählt von seinem Abenteuer. Um Spenden zu sammeln, „wollte ich etwas Verrücktes machen“, sagt er. Also machte er sich im Frühjahr 2013 gemeinsam mit seinem Genossen Dieter Radke auf den Weg: Mit dem Fahrrad fuhren die beiden Sozialdemokraten vom niedersächsischen Schöppenstedt aus nach Rumänien. Mehr als 2000 Kilometer legten sie zurück.

Kramer ist 62 Jahre alt, seine vollen, langen Haare sind bereits ergraut. Die Frage, was ihn antreibt, beantwortet der Rentner mit einem Zitat aus seinem Lieblingslied „Nessaja“. „Ich wollte nie erwachsen sein“, heißt es da. Peter Maffay und Rolf Zuckowski haben das Lied geschrieben, für das erste Rockmärchen über den kleinen, grünen Drachen Tabaluga. „Das ist mein Slogan“, ruft Kramer mit kräftiger Stimme. „Er spricht mir aus der Seele.“

In 38 Tagen durch sechs Länder

Sich für Kinder zu engagieren, ist für Manfred Kramer zu einer Lebensaufgabe geworden. Seit vielen Jahren unterstützt er die Peter Maffay Stiftung, die Schutzräume für benachteiligte oder traumatisierte Kinder schafft. Zum Beispiel im rumänischen Dorf Roades (Radeln), wo die Stiftung ein Ferienhaus errichtet hat. Dorthin führte die Tour von Kramer und Radke. „Radeln nach Radeln“ nannten sie ihre Aktion.

Für jeden gefahrenen Kilometer wollten die Radler zehn Euro für die Maffay-Stiftung sammeln. Dafür warben sie mit einer Internetseite für ihre Aktion, sprachen mit den lokalen Medien. Zudem halfen ihnen Kramers Kontakte als ehemaliger Betriebsrat bei VW. Auf ihrer Tour fuhren sie Standorte von Volkswagen, Audi, Skoda und MAN an, um bei den Mitarbeitern Spenden zu sammeln. Mit Erfolg: Am Ende kamen 25 000 Euro zusammen.

38 Tage dauerte die Reise, die sie durch sechs Länder führte: Deutschland, Tschechien, Österreich, Slowakei, Ungarn und Rumänien. „Manche Leute haben uns gewarnt, das wäre doch zu gefährlich“, sagt Kramer. Doch passiert sei nichts. „Überall haben wir nur hilfsbereite Menschen getroffen.“ Einige stellten kostenlose Unterkünfte zur Verfügung, andere schenkten ihnen Honig oder selbstgebrannten Schnaps. Ein ungarischer Fahrradhändler reparierte ihnen sogar zwei Stunden lang ein kaputtes Rad, wollte sich die Arbeit aber nicht bezahlen lassen.

Ein Leben für Kinder

Schon früh hat Kramer damit begonnen, sich ehrenamtlich für Kinder einzusetzen. Mit 16 Jahren betreute er als Helfer Kinderzeltlager der sozialistischen Jugendorganisation „Die Falken“. 1970 trat er in die SPD ein. In den 1980er und 1990er Jahren organisierte er als ehrenamtlicher Stadtjugendpfleger in Schöppenstedt Ferienprogramme, saß viele Jahre im Stadt- und Samtgemeinderat. Er gründete einen Verein für Kinder- und Jugendfreizeiten mit und übernahm die Patenschaft für ein Kind in Weißrussland. 

Nun rührt Kramer die Werbetrommel, um Spenden für die Maffay-Stiftung zu sammeln. Nicht nur das Engagement für Kinder verbindet ihn mit dem Musiker. In seinem Wohnzimmer füllen die CDs von Peter Maffay ein ganzes Regalfach. „Seine Musik läuft hier ständig“, sagt Kramer. Seit den frühen 1970ern ist Kramer ein Maffay-Fan. 2004 lernte er sein Idol persönlich kennen. Kramers Freund Sigmar Gabriel, der heutige SPD-Vorsitzende, organisierte bei einer gemeinsamen Reise nach Mallorca ein Treffen. Seitdem stehen Kramer und Maffay regelmäßig in Kontakt.

Im kommenden Jahr will Manfred Kramer sich erneut auf den Fahrradsattel schwingen. Gemeinsam mit seinem spanischen Freund Miguel Alemany, plant er eine Tour auf dem Jakobsweg durch Spanien. Wieder will er Spenden für die Maffay-Stiftung sammeln. „Wir fangen schon jetzt damit an“, sagt er. Auch ins Training für die bergige Strecke steigt er bald ein: Mit dem Mountainbike geht es über den Höhenzug Asse. Der liegt von Kramers Haus aus in Sichtweite. Noch hält er es für ungefährlich, ihn zu befahren. Das könnte sich ändern. Denn in der Asse befindet sich ein unterirdisches Atommüll-Lager, in das Wasser sickert. Der Verein „AufpASSEn e.V.“ drängt darauf, die Fässer aus der Asse herauszuholen und in ein Zwischenlager zu überführen. Auch dort engagiert sich Kramer. „Es geht auch um die zukünftigen Generationen“, betont er. Und ist damit wieder bei seinem Lebensthema: den Kindern.

Spenden können Sie über die Kontoverbindung: Peter Maffay Stiftung, Konto: 765 70 30, BLZ: 701 90 000, Verwendungszweck: Manfred Kramer Jakobsweg 2014

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Carl-Friedrich Höck

arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.

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