Public Viewing an mehr als 200 Orten: Die SPD fiebert dem TV-Duell entgegen
Die Berliner Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert schaut in der Cocktail- und Sportsbar „Timeless Café“, die Jusos Nürnberger Land im „Kunterbunten Wirtshaus“ in Lauf an der Pegnitz und die Jusos in Celle laden in die „vermutlich kleinste Parteizentrale Deutschlands“ im schmalsten Fachwerkhaus der Celler Altstadt ein. Mehr als 200 „Public Viewings“ des TV-Duells zwischen SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und Angela Merkel bieten die Gliederungen der Sozialdemokraten am Sonntag zwischen Kiel und Garmisch-Partenkirchen an.
Gemeinsam beim TV-Duell mitfiebern
Was sich bei Fußball-Welt- und –Europameisterschaften bewährt hat, wollen sie auf die Politik übertragen: Gemeinsam lässt es sich am besten mitfiebern. Auch die Länge des Fernsehduells, das am kommenden Sonntag in einem Studio in Berlin-Adlershof stattfinden wird, ähnelt dem eines Fußballspiels. 95 Minuten lang werden Schulz und Merkel von zwei Moderatorenteams befragt. Für das ZDF wird Talkerin Maybrit Illner die Fragen stellen, für RTL Nachrichtenmann Peter Kloeppel. Das zweite Moderatorenpaar besteht aus ARD-Talkerin Sandra Maischberger und Claus Strunz, Moderator bei Sat.1/Pro Sieben.
Beide Moderatorenpaare werden nach einem kurzen Einstieg die beiden Spitzenkandidaten abwechselnd befragen. Ein Live-Publikum wird es wie beim vergangenen Duell 2013 nicht geben. Dieses hatten die vier übertragenden Fernsehsender neben weiteren belebenden Veränderungen der Sendungsstruktur angeregt. „Die Vertreter der Bundeskanzlerin waren mit diesen dramaturgischen Veränderungen (aber) nicht einverstanden und lehnten eine Teilnahme unter diesen Bedingungen ab“, heißt es auf der Internetseite der ARD.
Schulz: Das TV-Duell wird die Unterschiede klarmachen
Trotz dieser eher starren Struktur will Martin Schulz das TV-Duell und damit die einzige direkte Konfrontation mit Angela Merkel im Bundestagswahlkampf für sich nutzen. „Ich werde in klaren deutschen Hauptsätzen sagen, wie ich unser Land gerechter machen will“, kündigte Schulz im Interview mit dem „vorwärts“ an. Mit Blick auf Merkel ist sich Schulz sicher: „Das Duell wird die Unterschiede klarmachen.“
Darauf setzt auch ein Großteil der Wähler. Einer Forsa-Umfrage zufolge will rund die Hälfte der 61,5 Millionen Wahlberechtigten das TV-Duell am Sonntag sehen. Das wären deutlich mehr als 2013. Damals schalteten 18 Millionen Zuschauer ein. Gegenüber Forsa gab jeder Fünfte an, dass der Ausgang der Auseinandersetzung zwischen Schulz und Merkel seine Entscheidung bei der Bundestagswahl beeinflussen könnte.
Die SPD vor Ort ist gefragt
Bei immer noch mehr als 40 Prozent unentschiedenen Wahlberechtigten geht es am Sonntag um viel. Die SPD setzt deshalb nicht nur auf ihren Spitzenkandidaten, sondern auch auf die Genossinnen und Genossen vor Ort. Neben den rund 200 Public Viewings werden Sozialdemokraten überall im Land den Verlauf des Duells auf Twitter, Facebook und Instagram verfolgen und kommentieren. Der „vorwärts“ bietet einen Liveticker auf seiner Startseite an.
Und auch wenn das Duell vorbei ist, geht es weiter. Noch in der Nacht wird die „Kampa“ ein Flugblatt erstellen, das viele Tausend SPD-Mitglieder am Montagmorgen an U-Bahnhöfen, vor Werkstoren oder in Briefkästen verteilen. Gewählt wird schließlich erst in drei Wochen.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.