Prost Wahlkampf! Die spritzige WG-Tour des Richard Kaniewski
Wahlkampf ist nicht nur stressig, manchmal wird er zum schweißtreibenden Kraftakt. Wenn es einen vollen Kasten Bier in das fünfte Obergeschoss zu transportieren gilt beispielsweise, ohne Fahrstuhl. Richard Kaniewski hat das hinter sich, mehrfach. An die 15 Kästen Bier schleppte der SPD-Kandidat für den Wahlkreis Dresden II – Bautzen II bereits durch diverse Treppenhäuser der sächsischen Landeshauptstadt. Was süffig klingt, ist harte Arbeit – „Kasten mit Kaniewski“ heißt die Aktion passenderweise.
Aus der Schnaps-Idee wird eine Bier-Kampagne
„Entstanden ist die Idee am Rande eines Juso-Treffens“, erinnert sich Kaniewski - das ein oder andere Bier dürfte damals schon geflossen sein. Statt des klassischen Wohnzimmer-Besuchs mit Kaffee und Kuchen wollte der 31-Jährige etwas anderes, spritzigeres ausprobieren - gerade für die junge Zielgruppe in der Universitätsstadt. Aus der Schnaps-Idee wurde eine Bier-Kampagne. Mehrere Wochen tourte Kaniewski so durch die WG-Küchen Dresdens.
An diesem Abend hat er Glück: Die WG von Moritz Zeidler liegt im 1. Stock, eine leichte Übung für den Kastenträger Kaniewski. Sechs Studenten wohnen hier, einige Freunde sind dazu gekommen – alle warten gespannt auf den Kandidaten. „Wer Bier bringt, ist immer willkommen“, antwortet Zeidler auf die Frage, ob er seine Mitbewohner habe überzeugen müssen, dem SPD-Mann ihre Tür zu öffnen. Die Mischung aus Kasten und Kaniewski – sie geht auf.
Wahlkampfaktion wird zum Stadtgespräch
Die Stimmung ist denkbar schnell gelockert: Kaniewski verteilt die erste Runde, nach einem herzhaftem „Prost!“ ist die Runde in vollem Gange. Als „Sozialdemokrat mit Grundüberzeugung“ stellt sich Kaniewski vor, als in Dresden geborener Lokalmatador, der sich seit dem 15. Lebensjahr politisch engagiert. Über Gespräche am eigenen Küchentisch und das Engagement bei den Jusos kam Kaniewski zur Partei, seit 2009 sitzt er für die SPD im Stadtrat von Dresden, seit 2015 ist er Vorsitzender des vergleichsweise jungen Stadtverbands. Seine Motivation zur Bundestagskandidatur: „Ich will was verändern und die wirklich großen Stellschrauben werden nun mal im Bund gedreht.“
Die Idee, den Weg dorthin ausgerechnet mit Bierkästen zu pflastern, kommt an: „Ich habe das Gefühl, dass die politisch interessierten Leute in der Stadt davon mitbekommen haben. Die reden darüber“, berichtet Jakob, der neben Kaniewski am Küchentisch Platz genommen hat. Zwar ist der angehende Wirtschaftswissenschaftler vor einiger Zeit in die Junge Union eingetreten, aktiv wurde er dort aber bislang nicht. „Für den Kandidaten ist die Aktion zwar mühselig, ich finde es aber prinzipiell gut, den Leuten auch mal zuzuhören“, sagt Jakob weiter. Lisa, die Psychologie studiert und dem Besuch des wahlkämpfenden Kandidaten zunächst skeptisch gegenüber stand, spricht von einer „wunderbaren Idee“ und der „einzigen Möglichkeit, so direkt mit einem Kandidaten ins Gespräch zu kommen“.