Parteileben

Prominentes Neumitglied: So begrüßt die SPD Jan Böhmermann

Seit einer Woche ist Jan Böhmermann SPD-Mitglied. Die Partei freut sich über den prominenten Neuzugang. Ein Spitzenpolitiker bietet ihm sogar einen Genossen-Crashkurs an.
von Kai Doering · 9. Oktober 2019
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Die Entscheidung fiel in der Nacht. Am späten Abend des 1. Oktober beschloss der SPD-Kreisverband Anhalt-Bitterfeld, dass Jan Böhmermann Mitglied im Ortsverein Köthen werden darf. Das war nötig, weil der Komiker in Köln wohnt und daher eine Ausnahme vom „Wohnortprinzip“ beantragt hatte. Der Ortsverein hatte bereits am Tag zuvor der Aufnahme Böhmermanns zugestimmt.

Lischka: Böhmermann hat das Herz auf dem rechten Fleck

„Nun sind alle bürokratischen Hürden, die das SPD-Statut so bietet auch von allen übergeordneten Organisationsstrukturen, die hier zum Teil schwergewichtige Argumente gegen eine Aufnahme ins Feld führten, genommen worden“, freut sich der OV-Vorsitzende Michael Engelmann. Er ist sicher: „Mit Jan Böhmermann haben wir ein Mitglied für die SPD gewonnen, der sozialdemokratischen Themen wort- und stimmgewaltig vertritt.“

Ähnlich sieht es auch der Vorsitzende der SPD Sachsen-Anhalt, Burkhard Lischka. „Dass er viele gute Ideen und das Herz auf dem rechten Fleck hat, hat Jan Böhmermann schon oft bewiesen“, sagt er. „Wenn er jetzt mithelfen will, dass die SPD wieder mehr Ausstrahlungskraft gewinnt, ist er bei uns sehr willkommen.“

Gemeinsamer Wahlkampf mit Lars Klingbeil?

Und auch in Berlin ist Jan Böhmermann sehr willkommen. „Als Generalsekretär freue ich mich über jeden, der in die SPD eintritt“, sagt Lars Klingbeil. Dass sich Künstler und Kreative – gerade in der SPD – politisch äußern und engagieren, „hat unser Land immer stark gemacht“.

Dass Böhmermanns SPD-Eintritt nur eine Satire-Aktion sein könnte, glaubt Klingbeil nicht. „Ich habe das Gefühl, dass Jan Böhmermann ein sehr ernsthaftes Interesse hat, die Partei voranzubringen.“ Den Beweis könnte der Humorist aus Klingbeils Sicht schon bald antreten – im thüringischen Landtagswahlkampf. Jan Böhmermann am SPD-Infostand? Warum nicht? „Wolfgang Tiefensee und die Thüringer SPD kann Jan Böhmermann aber auch über die sozialen Medien unterstützen“, sagt Lars Klingbeil. Da er Jan Böhmermann möge und schätze, würde er sich „aber auch über einen gemeinsamen Auftritt im Wahlkampf freuen“.

Saleh bietet Genossen-Crashkurs an

Vorher sollte Böhmermann vielleicht noch mit Raed Saleh sprechen. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus bietet dem Komiker einen Crashkurs „Wie werde ich in fünf Tagen ein guter Sozialdemokrat?“ an. „Diesen Kurs können wir in Form eines einwöchigen Schnupperpraktikums bei mir in Spandau (Salehs Wahlkreis Anm.d.Red.) durchführen, falls es Deine sicher recht aufwändigen Verpflichtungen in Deiner Witzeschmiede, in der Maske oder beim Schneider erlauben“, schrieb Saleh in einem Brief an den „Genossen Jan“.

Auf dem Stundenplan würden u.a. stehen: Wie singe ich richtig ein Arbeiterlied und wie werde ich im Nullkommanix textsicher? Welche Tricks gibt es, um sich möglichst schnell einen sozialdemokratischen Bart (auch bekannt als Rudolf-Gedächtnisbart) wachsen zu lassen? Und: Wie schreibe ich einen Antrag für den Parteitag, der garantiert durchfällt?

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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