Peter Ruhenstroth-Bauer: Ein Netzwerker fürs Bonner Rathaus
Noch im Juni nannten Peter Ruhenstroth-Bauers Freunde seine Kandidatur eher ein „Himmelfahrtskommando“. Im Rat der Stadt hat eine beinharte Jamaika-Koalition das Sagen, die schon den bisherigen SPD-Oberbürgermeister Jürgen Nimpsch lähmte – und letzten Endes in die Resignation trieb. Der angesehene frühere Leiter einer großen Gesamtschule in Bonn warf das Handtuch und verzichtete auf eine erneute Kandidatur.
Peter Ruhenstroth-Bauer ist bewusst, worauf er sich einlässt. Er ist Bonner und kam erst durch den Umzug der Bundesregierung nach Berlin. Der damalige Regierungssprecher Gerhard Schröders, Uwe-Karsten Heye, holte ihn als seinen Vize ins Bundespresseamt. In der zweiten rot-grünen Bundesregierung berief die damalige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt ihn zum beamteten Staatssekretär in ihr Ministerium.
Das Sparen von Hans Eichel gelernt
Und dort lernte er das, was die einstige hochverschuldete Bundeshauptstadt so dringend braucht: Den Umgang mit großen und komplizierten Haushalten, Sparen ohne inhaltlichen Kahlschlag. „Das habe ich unter Hans Eichel gelernt“, sagt der heute 59-jährige Vater von vier erwachsenen Söhnen.
Mit Beginn der großen Koalition schied er aus dem Bundesdienst aus und arbeitet seither als Rechtsanwalt in der Kommunikations- und Strategieberatung. Er berät öffentliche Verwaltungen, Ministerien, Staatskanzleien, Stiftungen, Nicht-Regierungsorganisationen und Verbände im Kommunikations- und Organisationsfragen.
Auch in Berlin ein Bonner geblieben
Er ist auch in seinen Berliner Jahren Bonner geblieben, denn die Familie blieb in der Heimatstadt. Und so hat er eben auch hautnah erlebt, wie zwei SPD-Oberbürgermeister (Bärbel Dieckmann und Jürgen Nipsch) versuchten, sozialdemokratische Politik gegen eine schwarz-gelb-grüne Mehrheit durchzusetzen. Sein Vorsatz: „Kein Kuschelkurs und kein demütiger Kniefall vor dem Rat.“ Dennoch weiß er, dass er mit dieser schwierigen politischen Konstellation konstruktiv umgehen müsste, wenn die Bonner ihn wählen würden, denn: „Die Bürger haben die Rangeleien zwischen Verwaltung und Rat satt.“
Und das ist in der Tat so. Bonn wirkt politisch gelähmt. Nichts geht mehr, die Sparkonzepte überzeugen nicht, sondern führen zu Dauerärger. Geplant sind Bäder- und Theaterschließungen, die Verwaltung wirkt chaotisch, bei den Bürgern herrscht Zorn, der in Resignation umschlägt und sich, so fürchten viele, auch in Wahlenthaltung zeigen wird.
Gut vernetzt in Düsseldorf und Berlin
Der Kandidat der CDU, Ashok-Alexander Sridharan, wirkt farblos. Viele der einstigen Hauptstädter mokieren sich darüber, dass die CDU ihnen einen Kandidaten vorsetzt, der Stadtkämmerer in Königswinter ist, „einer Stadt, die nur halb so groß ist wie der Bonner Stadtteil Bad Godesberg“.
Auch das stärkt die Chancen des SPD-Kandidaten, der – anders als sein Gegner von der CDU – gut vernetzt ist bei der Landesregierung in Düsseldorf und in Berliner Bundesministerien.
Noch etwas anderes gefällt den weltläufigen Rheinländern: Das ehrenamtliche Engagement des Sozialdemokraten. Er ist aktiv im Berliner Verein „Gesicht zeigen!“, der Rassismus und Antisemitismus bekämpft. Er war vier Jahre Vorsitzender des überparteilichen Familienbeirats des Berliner Senats. „Hier haben wir ganz konkret, stadtteilbezogen, den Senat gemeinsam mit den Familien beraten.“ Auf diesem Feld gibt es in der trotz aller Schulden wohlhabenden Stadt Bonn viel zu tun, nicht zuletzt durch die vielen Flüchtlinge, die bisher mit offenen Armen aufgenommen werden. Und das soll, wenn es nach Peter Ruhenstroth-Bauer geht, trotz aller Schwierigkeiten auch in Zukunft so bleiben.