Parteileben

Parteileben per Video: So trifft sich die SPD wegen Corona online

Wie kann ohne direkten Kontakt, ohne Versammlungen noch diskutiert werden? Darüber zerbrechen sich auch Sozialdemokrat*innen die Köpfe. Eine Möglichkeit: Mitgliederversammlungen per Videokonferenz.
von Benedikt Dittrich · 24. März 2020
Mitgliederversammlung als Videokonferenz: Bei der SPD Berlin-Schöneberg ist die Premiere geglückt.
Mitgliederversammlung als Videokonferenz: Bei der SPD Berlin-Schöneberg ist die Premiere geglückt.

In der SPD-Abteilung Berlin Schöneberg-City ist die Premiere geglückt: Die Berliner Sozialdemokrat*innen haben ihre Mitgliederversammlung in dieser Woche per Videokonferenz abgehalten. „Das hat super geklappt“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Wiebke Neumann, die die Konferenz mit auf den Weg gebracht hat.

Schöner Nebeneffekt der Videokonferenz: ein kleiner Einblick in die privaten Räume der Genoss*innen. Bei einem wachsen Bücherregale bis zur Decke, andere haben es sich für die MItgliederversammlung in einem großen, breiten Sessel gemütlich gemacht. „Natürlich ist es dann nicht mehr ganz so anonym“, meint Neumann. Bei der Videokonferenz steht unter jedem teilnehmenden Mitglied außerdem ein Name. Während bei der Videokonferenz also alle sich untereinander beim Namen nennen können, gibt es bei regulären Mitgliederversammlungen mehr Anonymität. Denn nicht bei jedem Treffen in Schöneberg gibt es eine große Vorstellungsrunde – dafür kamen bei den „richtigen" Treffen in der Vergangenheit mehr Parteimitglieder als sich jetzt vor Tablets, Smartphones oder Laptops versammelten.

Hoffnung auf mehr Teilnehmer*innen

15 waren es bei der ersten Online-Videokonferenz der SPD Schöneberg-City. Keine riesige Gruppe, aber: „Wir haben festgestellt: Eine Stunde ist schon echt anstrengend. Länger hätte es nicht sein dürfen.“ Anderen Abteilungen und Ortsvereinen rät Wiebke Neumann deshalb, die Konferenzzeit zu begrenzen. „Es ist mehr Konzentration nötig, man ist schneller abgelenkt.“ Das ändert nichts daran, dass die Schöneberger*innen die Online-Treffen erstmal fortführen wollen, solange Versammlungen vor Ort wegen Corona untersagt sind. „Nächstes Mal hoffentlich mit mehr Teilnehmern“, sagt die Abteilungs-Vize. Normalerweise treffen sich die Genoss*innen zwei Mal im Monat.

Größere technische Probleme hatte die Gruppe bei der Premiere nicht, nur in einem Fall gab es zunächst Schwierigkeiten mit dem Bild, der Ton wurde aber trotzdem übertragen. „Es waren auch ältere Genossen dabei“, erinnert sich Neumann. „Aber wir brauchen trotzdem noch Möglichkeiten, um mit weiteren Mitgliedern in Kontakt zu bleiben.“ Deswegen hofft sie für die Zukunft, dass noch mehr Menschen teilnehmen an den Videokonferenzen. Aber darüber hinaus hat die Abteilung jetzt vor, auch ältere Genoss*innen, bei denen nur eine Postadresse bekannt ist, per Brief zu kontaktieren. Einerseits, um Unterstützung und Kontakte anzubieten, andererseits um nach Möglichkeiten zu fragen, wie die Parteimitglieder schneller und besser zu erreichen sind – gerade in Zeiten der gesundheitlichen Bedrohung durch das Corona-Virus.

Bester Tipp: Gute Organisation

Ortsvereine oder Abteilungen, die in Zeiten der Kontaktsperre Mitgliederversammmlungen per Videkonferenzen abhalten, empfiehlt Wiebke Neumann eine gute Planung: In ihrer Abteilung hat sie die technische Organisation über die Konferenz-Software „WebEx“ übernommen, der Vorsitzende Sven Steinbach moderierte die Konferenz inhaltlich. „Man kann auch virtuell die Hand heben, das kann die Sitzungsleitung dann sehen“, erklärt Neumann die digitalen Möglichkeiten. Erste Rückmeldungen gab es auch bei ihr direkt: Genoss*innen aus ihrer Heimat Sachsen-Anhalt haben bereits um Infos gebeten. „Denen konnte ich schon gut helfen“, freut sie sich.

Weitere Tipps haben die Schöneberger Genoss*innen auch für alle anderen Abteilungen in Berlin aufgeschrieben – die Tipps sind aber genauso gut für andere Ortsvereine auch hilfreich. Dazu gehören allgemeine Infos zur Gesprächsführung aber auch einfache technische Tipps, damit die Videokonferenz besser klappt.

Der Austausch geht digital weiter

Wie das Parteileben auch digital und trotz Kontaktverbot weitergehen kann, darüber machen sich Sozialdemokrat*innen landauf landab Gedanken. Der Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese bietet wie andere auch eine Online-Sprechstunde bei Facebook an, die Jusos in Bremen haben ebenfalls eine Online-Mitgliederversammlung ins Leben gerufen.

Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare