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OV Mannheim-Lindenhof: Wo die Jungen für SPD-Politik begeistern

Im Mannheimer Stadtteil Lindenhof steht die 18-jährige Annalena Wirth seit Februar an der Spitze der SPD als deutschlandweit jüngste weibliche Ortsvereinsvorsitzende. Zusammen mit dem 31-jährigen Co-Vorsitzenden Visar Ramadani zeigt sie, wie gut der SPD junge Leute tun.
von Jonas Jordan · 9. Juli 2020
Starke Doppelspitze: Annalena Wirth (3.v.l.) und Visar Ramadani (4.v.l.) führen die Lindenhofer SPD gemeinsam.
Starke Doppelspitze: Annalena Wirth (3.v.l.) und Visar Ramadani (4.v.l.) führen die Lindenhofer SPD gemeinsam.

Eingebettet zwischen Schloss, Hauptbahnhof und Rheinpromenade liegt Lindenhof. Der zentrale Stadtteil der alten Arbeiterstadt Mannheim hat etwa 13.000 Einwohner. Eine von ihnen ist Annalena Wirth. Die 18-Jährige ist seit Februar die jüngste weibliche SPD-Ortsvereinsvorsitzende Deutschlands.

Wer übernimmt die Verantwortung?

Die Jurastudentin begann früh sich für Politik zu interessieren. „Ich war schon immer politisch im Sinne eines Gerechtigkeitsbegriffes“, sagt Wirth, die im September 2016 erstmals bei den Mannheimer Jusos vorbeischaute. Vier Monate später trat die gebürtige Mannheimerin in die SPD ein und begann, sich im Ortsverein Lindenhof zu engagieren. Dort wurde im vergangenen Oktober eine Führungsposition vakant, nachdem der bisherige Vorsitzende Florian Kling in Calw, der Heimatstadt der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken, zum Oberbürgermeister gewählt worden war. Die Nachfolge-Suche gestaltete sich zunächst schwierig. „Die große Verantwortung wollte keiner auf sich nehmen“, berichtet Wirth. Auch sie selbst habe anfangs nicht darüber nachgedacht, die Führung des etwa 100 Mitglieder starken Ortsvereines zu übernehmen. Die langjährige SPD-Gemeinderätin Heidrun Kämper, die die Führungsposition selbst geschäftsführend innehatte hatte, sprach sie schließlich an und ermutigte sie dazu.

Seit Februar bilden Wirth und ihr 31-jähriger Co-Vorsitzender Visar Ramadani die deutschlandweit vielleicht jüngste Doppelspitze eines SPD-Ortsvereines. Zur Wahl der neuen Vorsitzenden änderten die Lindenhofer eigens ihre Satzung. Die Rückmeldungen der Mitglieder waren positiv: „Viele haben gesagt: Es ist gut, dass es junge Leute übernommen haben“, berichtet Wirth.

Digitaler Ortsverein in Corona-Zeiten

Frisch im Amt hatte sich das neue Duo viel vorgenommen. Doch dann kam Corona und die bisher praktizierte Ortsvereinsarbeit war nicht mehr möglich. Stattdessen leitete Annalena Wirth in ihrem Stadtteil Lindenhof eine Nachbarschaftshilfe für ältere Menschen. Im Zuge dessen riefen sie und Ramadani alle Mitglieder im Ortsverein, die älter als 60 Jahren sind, an, um zu erfragen, wie es ihnen geht. Dies seien sehr schöne Gespräche gewesen: „Sie haben sich gefreut, dass wir uns kümmern.“

Zudem ersetzten digitale Möglichkeiten die persönlichen Treffen. Vorstandssitzungen laufen auch beim Mannheimer Ortsverein seit März als Videokonferenz über WebEx. Über einen E-Mail-Verteiler tauschen die Genossinnen und Genossen ihre Meinung zu verschiedenen Themen aus, die den Stadtteil betreffen. Für die kommenden Wochen haben Wirth und ihre Mitstreiter zudem ein Videoformat mit Lindenhofer Einzelhändlern und Gastronomen geplant. „Wir möchten mit ihnen darüber sprechen, wie sie von der momentanen Lage betroffen sind und was wir auch politisch für sie tun können.“

Mehr junge Menschen in die SPD

Mittelfristig möchte Wirth mit ihrem Ortsverein noch stärker in den Stadtteil hineinwirken. Schon 2017 hat die SPD einen „Urban Thinkers Campus“ veranstaltet, auf dem sie mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Expertinnen und Experten Ideen zur Vision „Lindenhof 2030“ gesammelt hat. Daran will das neue Lindenhofer Führungsduo anknüpfen und beispielsweise junge Familien ansprechen. Auch für Studierende, möchte Wirth die Arbeit der SPD attraktiver machen. „Ich hoffe, dass ich junge Leute in den Ortsverein holen kann“, sagt die 18-Jährige, die auch Pressereferentin im Studierendenrat der Universität ist. Dazu passt, dass Wirth zudem stellvertretende Kreisvorsitzende der Mannheimer Jusos ist und dadurch die Brücke zwischen dem Ortsverein und der SPD-Jugendorganisation in der Stadt schlagen will.

Auf ihren Titel als jüngste weibliche SPD-Ortsvereinsvorsitzende Deutschlands ist Annalena Wirth zwar sehr stolz. Sie sagt aber auch: „Mein Ziel ist es, den Titel so schnell wie möglich abzugeben.“ Nicht weil die 18-Jährige nach vier Monaten amtsmüde ist, sondern weil sie noch mehr junge Frauen motivieren möchte, sich politisch zu engagieren.

Fördern ohne zu überlasten

Wobei es für die Studentin ein schmaler Grat ist, insbesondere junge Frauen zwar einerseits zu fördern und einzubinden, andererseits aber auch nicht zu überlasten. „Viele werden gleich mit allen möglichen Ämtern beladen, aber im Zweifel ist der gegenseitige Respekt viel wichtiger als ein Amt.“ Deswegen ist es für sie wichtig, dass in ihrem Ortsverein Lindenhof Basismitglieder genauso eine Stimme haben wie die Parteiführung.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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