Peter Struck ist tot. Mich erreichte die Nachricht am Mittwoch während einer Konferenz im Willy-Brandt-Haus. Sofort war die Tagesordnung vergessen. Jeder der Beteiligten hatte ganz persönliche Erinnerungen.
Was alle Erinnerungen eint: Peter Struck war einer der sehr seltenen Politiker, über die niemand ein böses Wort zu sagen weiß. In der eigenen Partei, der SPD, und weit darüber hinaus.
Sich selbst hat er gerne als Parteisoldaten bezeichnet; auch noch vor wenigen Wochen im vorwärts-Gespräch für die Reihe "Gelebte Politik". "Man darf nie vergessen, wem man das Mandat verdankt: Nicht den eigenen Fähigkeiten, sondern dem Vertrauen der Mitglieder einer Partei im Wahlkreis," sagte er dort.
Peter Struck hat in der Politik eine langsame, aber stetige Karriere gemacht. Von der Kommunalpolitik in Uelzen über sein Bundestagsmandat bis ins Amt des Verteidigungsministers. Zwei mal, insgesamt acht Jahre lang, führte er die SPD-Bundestagsfraktion.
Von Turbo-Karrieren hielt er nichts. Auch dazu hat er in "Gelebte Politik" deutliche Worte gefunden. Deutlichkeit: das war eines seiner Markenzeichen. Klare Worte, kein Herumgerede, kein Pathos, kein Gesulze. Nüchternheit, Verlässlichkeit, Anstand: auch das sind Begriffe, die jedem einfallen, sobald der Name Struck fällt.
Obwohl er nicht "gedient" hatte und ins Amt des "Verteidigungsministers 2002 eher geschoben als gezogen worden ist, erwarb sich binnen kurzer Zeit das Vertrauen der Truppe. Soldaten spürten: dieser Minister nahm sie ernst und interessierte sich für sie.
Dass Deutschlands Freiheit auch am Hindukusch verteidigt werde, ist eines der geflügelten Worte Strucks, die aus der Berliner Politik nicht mehr wegzudenken sind. Das "Struck´sche Gesetz" ist ein anderes: eine Umschreibung der Tatsache, dass "Durchregieren" weder möglich noch erstrebenswert ist und, wer Gesetze erlassen will, Kompromisse suchen muss.
Geschont hat er sich nicht. Auch nach Schlaganfall und Herzinfarkten kehrte er stets in den Politikbetrieb zurück. Soeben erst wurde er als Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung wiedergewählt. Ein letzter von vielen Vertrauensbeweisen, die Peter Struck erbracht worden sind. Am 24. Januar wäre er 70 Jahre alt geworden. Er wollte den Tag im Rahmen einer FES-Konferenz begehen und freute sich schon lange darauf.
"Nur: Peter Struck. Sonst nichts" solle auf seinem Grabstein stehen. Das war sein letztes Wort im vorwärts-Gespräch.