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NRW verbindet Tradition und Moderne

von Karin Nink · 25. August 2014
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Yasmin Fahimi bereist mit einem halben Dutzend Journalisten im Schlepptau als SPD-Generalsekretärin Nordrhein-Westfalen. Für die Reise hat sie sich Stationen ausgesucht, die viel über die moderne Arbeitswelt und ihre persönliche Leidenschaft für Naturwissenschaften aussagen.

Ganz spontan platzt es aus Yasmin Fahimi raus: „Hier bin ich zu Hause!“, sagt die SPD-Generalsekretärin und blickt sich interessiert in dem Raum mit seinen zahlreichen Rohren, Glaskolben und Ventilen um. „Wenn ich in ein solches Labor komme, spüre ich noch immer diese Leidenschaft“, erklärt die Politikerin und studierte Diplom-Chemikerin. Das Labor, in dem sie steht, ist das Technikum im „Chempark“ Dormagen und damit  das Herzstück des Ausbildungszentrums der gesamten Anlage, in der Unternehmen wie Bayer, Lanxess und Currenta zu Hause sind.

Fahimi bereist mit einem halben Dutzend Journalisten im Schlepptau als SPD-Generalsekretärin Nordrhein-Westfalen. Den Berliner Medienvertretern begegnet sie offen und positiv, genauso wie den örtlichen Parteigenossen. Für die Reise hat sie sich dafür Stationen ausgesucht, die viel über die moderne Arbeitswelt und ihre persönliche Leidenschaft für Naturwissenschaften aussagen. Der Chemiepark in Dormagen ist eine davon. Er gilt mit seiner Fläche von 11 Quadratkilometern und seinen 10.000 Beschäftigten als der größte in Europa. Der Nachwuchs wird mit einem eigenen Ausbildungszentrum gewonnen, wo nicht nur die Klügsten und Besten eine Chance haben, sondern auch junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, im Berufsleben Fuß zu fassen.

Sichere Arbeitsplätze

Rund 900 der 1000 Teilnehmer des einjährigen Starterprogramms haben so den Weg zu einem Ausbildungsplatz und später einem sicheren Arbeitsplatz gefunden. „Das ist ein echtes Vorzeigeprojekt“, lobt Fahimi und „ein wichtiger Weg, der über die Chemiebranche hinaus verbreitert werden sollte.“ Die ehemalige Gewerkschaftsfunktionärin denkt dabei nicht nur an die Einzelschicksale sondern auch an den Wirtschaftsstandort Deutschland: „Qualifizierte Ausbildung bedeutet auch ein Stück wirtschaftliche Sicherheit, das wirkt stabilisierend für unser Land.“ Das dem so ist, zeigt sich in dem anschließenden Gespräch mit jungen Auszubildenden: Sie schauen aufgeschlossen und selbstbewusst in ihre berufliche Zukunft, auch wenn sie wissen, dass es die Sicherheit, die noch ihre Eltern hatten („Ein Leben lang im selben Betrieb!“), nicht mehr gibt.

Beim anschließenden Treffen mit Betriebsräten verteidigt die SPD-Generalsekretärin die Energie-Umlage, zu der sich die Arbeitnehmervertreter kritisch äußern. Die Kritik der Betriebsräte an den Werkverträgen teilt sie: „Da hat Missbrauch stattgefunden, der Tarif ist teils ausgehöhlt worden. Das geht nicht.“ Sowohl bei den Werkverträgen als auch bei der Flexiblisierung des Arbeitsmarktes müssten Betriebsräte stärker eingebunden werden.

Windstrom zu Wasserstoff

„Diese Industrie-Standorte sind wirklich ein Kern der wirtschaftlichen Dynamik unseres Landes“, erklärt sie den mitreisenden Journalisten mehrfach und immer mit einer gewissen Begeisterung. Das gilt auch für das Anwenderzentrum in Herten. In der stillgelegeten Zeche Ewald wurde die letzte Kohle vor 14 Jahren gefördert. Seit Oktober 2009 steht auf dem Gelände ein hochmodernes Energiezentrum, das einzige kommunale Zentrum für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie in Deutschland, das sich als Vorreiter für die Umwandlung von Windstrom in Wasserstoff sieht. Da Wasserstoff gespeichert werden kann – anders als Windenergie –, kann das Zentrum durchgängig und netztunabhängig mit ursprünglich regenerativ erzeugtem Strom versorgt werden. 1300 Arbeitsplätze sind bis heute dort entstanden.

Wenig Zukunft gibt es dagegen im Bergwerk Auguste Victoria in Marl. Noch bauen die Kumpels dort Kohle ab, aber Ende nächsten Jahres ist Schluss. Dann wird die Zeche dicht gemacht. Ein Hauch von Sentimentalität begleitet den Besuch der SPD-Generalsekretärin dort. Zum einen, weil das Ende des Bergwerkes absehbar ist und zum anderen, weil Fahimi just im Bezirk Recklinghausen als Gewerkschaftssekretärin der IG BCE tätig war und noch so manchen der Kumpels von früher kennt. Das Du ist selbstverständlich, der Besuch der SPD-Generalsekretärin im Bergwerk ein freudiges Ereignis. Und die Kumpels schätzen es, als Fahimi beim obligatorischen Schnaps nach dem Ausstieg aus der Zeche sagt: „Manche Entscheidungen sind nicht rückgängig zu machen, bedauern darf man es trotzdem.“

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Karin Nink

ist Chefredakteurin des "vorwärts" und der DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik sowie Geschäftsführerin des Berliner vorwärts-Verlags.

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