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Neumitglieder: Warum sich zwei SPD-Unterbezirke duellieren

Wer schafft es, in den kommenden Monaten mehr Mitglieder zu gewinnen? Die SPD-Unterbezirke Kassel in Hessen und Miesbach in Bayern treten im Duell gegeneinander an. In beiden Ländern wird im Herbst gewählt.
von Jonas Jordan · 6. Juni 2023
Die Kasseler SPD am 1. Mai: Der Unterbezirk will noch mehr Mitglieder gewinnen.
Die Kasseler SPD am 1. Mai: Der Unterbezirk will noch mehr Mitglieder gewinnen.

Auf den ersten Blick ist es ein etwas ungleiches Duell: hier die nordhessische Großstadt mit traditionell starken SPD-Ergebnissen, dort ein ländlich geprägter Landkreis in Oberbayern mit CSU-Vorherrschaft. Und doch haben die SPD-Unterbezirke Kassel und Miesbach einiges gemeinsam, vor allem eines: Sie treten in einer Mitglieder-Challenge in den kommenden Monaten gegeneinander an. Das Ziel ist ganz leicht erklärt: mehr Mitglieder gewinnen als der andere Unterbezirk. Initiiert hat das Ganze der SPD-Parteivorstand als Teil der Kampagne, mit der bundesweit 30.000 Mitglieder geworben werden sollen.

127 neue Mitglieder sollen es werden

„Uns hat die Herausforderung gereizt. Es ist eine öffentliche Plattform, um Mitglieder zu gewinnen“, erklärte der damalige Kasseler SPD-Unterbezirksvorsitzende Ron-Hendrik Hechelmann Mitte Mai im Gespräch mit dem „vorwärts“, warum sich die Nordhess*innen für das Duell beworben haben. Dabei steht nicht die absolute Zahl neuer Mitglieder im Fokus. Vielmehr ist die Zielmarke vom Parteivorstand in Berlin definiert als 25 Prozent mehr gegenüber dem durchschnittlichen Wert der vergangenen Jahre. Das wären für die Kasseler Sozialdemokratinnen 127 neue Mitglieder.

48 hatten sie Mitte Mai schon berreicht, und für die hatte Hechelmann direkt ein Bonbon parat. Im vergangenen Jahr haben die Kasseler Sozialdemokrat*innen auf Unterbezirksebene das Delegiertenprinzip abgeschafft. „Eintreten und direkt mitbestimmen“, lautete somit die Devise mit Blick auf den nächsten Parteitag am 3. Juni. Beim Parteitag selbst trat der 32-Jährige, der seit 2019 Unterbezirksvorsitzender war, dann allerdings nicht mehr an. Zu seinem Nachfolger wählten die Mitglieder mit 93,5 Prozent Zustimmung den 63-Jährigen Manfred Merz.

Bayern und Hessen wählen Landtag am selben Tag

Sein Vorgänger Hechelmann sagte mit Blick auf die Mitglieder-Challenge Mitte Mai noch, er erhoffe sich Rückenwind für die Mitgliederkampagne durch die anstehende Landtagswahl: „Die Chance, nach einem Vierteljahrhundert die CDU an der Regierung abzulösen und Nancy Faeser als erste Ministerpräsidentin zu feiern, beflügelt uns sehr“, sagte er.

Am selben Tag wird auch in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Bruno Peetroons, der Miesbacher Unterbezirksvorsitzende, ist mit 23 Jahren einer der jüngsten Kandidaten und der direkte Konkurrent von Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU). Dennoch sieht er das auch als Chance – für sich und für die Mitgliederkampagne: „Die Menschen erkennen immer mehr, dass die SPD die Partei mit Ideen ist und die Zukunft gestaltet“, sagt Petroons. Die CSU kopiere diese Ideen oft erst 20 Jahre später. Deswegen wollen die Miesbacher Genossen in den kommenden Monaten vor allem junge Menschen ansprechen.

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Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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