Neumitglieder in der SPD: Was sie sich von der Partei wünschen
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Eigentlich wäre Dorina Spahn schon seit mehr als einem Jahr Mitglied in der SPD. Letztlich war es ein Formfehler. Die 28-Jährige hatte bei ihrem Beitrittsantrag ein Kreuzchen falsch gesetzt und war deswegen zunächst nur Juso-Mitglied. Diesen Irrtum bemerkte sie vor gut einem Monat und ist nun auch offiziell der Partei beigetreten. In der Zwischenzeit trat Spahn bereits Ende Mai zur Kommunalwahl in Brandenburg an. In der Spargel-Hochburg Beelitz erzielte sie auf Anhieb das beste SPD-Ergebnis und wurde als eine von zwei sozialdemokratischen Abgeordneten in die Stadtverordnetenversammlung gewählt.
Gut, dass alle mitmachen können
Bei der anstehenden Mitgliederbefragung zum SPD-Vorsitz darf sie jetzt auch innerparteilich mitstimmen. „Grundsätzlich finde ich es sehr gut, dass alle mitmachen können“, sagt sie zum Verfahren. Beim Tourtermin am 1. Oktober in Potsdam will sie auf jeden Fall teilnehmen.
Eine Präferenz hat Spahn, die in Leipzig und Berlin Politikwissenschaft studiert hat und nun in Potsdam für das Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung arbeitet, auch bereits. Doch ganz sicher ist die noch nicht. Sie wünscht sich, dass die neue Parteispitze aktiv dazu beiträgt, die Partei zu erneuern: „Ich hätte Lust darauf, dass es ein Pärchen wird, das für das Gleiche eintritt, aber unterschiedliche Perspektiven mitbringt.“
Mitgliederbefragung macht Hoffnung
Bereits seit Mai ist Leon Nicolas Drahonovsky in der SPD. Der 21-Jährige dachte schon länger darüber nach, sich der Partei anzuschließen. Ein Gespräch mit dem Leipziger Regionalgeschäftsführer Christopher Zenker überzeugte ihn letztlich. „Die SPD ist von den Grundwerten diejenige Partei, die mich am besten vertritt. Ich mache mir Sorgen um die Partei und möchte mithelfen, dass sie wieder die Bedeutung bekommt, die sie eigentlich verdient hat“, sagt Drahonovsky.
Nach dem für ihn enttäuschenden Abschneiden der SPD bei der sächsischen Landtagswahl ruht seine Hoffnung auf der Mitgliederbefragung: „Ich finde es toll, dass eine ordentliche Auswahl zustande gekommen ist.“ Der Leipziger wünscht sich einen programmatischen Wandel und hofft darauf, dass „man wieder aktiver versucht, sich von der CDU zu unterscheiden“. Drahonovsky, der zurzeit eine Ausbildung zum Physiotherapeuten macht, sagt: „Das wäre ein Riesen-Thema, das man noch einmal ins Spiel bringen müsste.“
Den Menschen wieder zuhören
Nadine Vogel kennt soziale Probleme aus ihrem beruflichen Alltag als Krankenschwester. „Sie sind nicht mehr so offensichtlich wie 1925, aber wir haben die Ausbeutung heute immer noch. Sie ist bloß subtiler geworden und man spricht weniger darüber“, sagt sie und will in der SPD stärker darauf aufmerksam machen.
Vor wenigen Monaten ist die 38-Jährige in die Partei eingetreten, um bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr im mittelfränkischen Ansbach für den Stadtrat zu kandidieren. „Ich bin vor eineinhalb Jahren angesprochen worden, ob ich mir das vorstellen könnte“, sagt Vogel. Sie habe länger darüber nachgedacht und sei dann zu dem Schluss gekommen: „Wenn ich das mache, trete ich auch der Partei bei. Ich bin kein Mensch, der halbe Sachen macht.“
Sie fordert, dass die SPD den Menschen wieder mehr zuhören solle, um herauszufinden, welche Probleme sie bewegen: „Man muss auch die Menschen anhören, die einem unbequem sind, um herauszufinden, welche Probleme sie wirklich haben. Das hat schon Adorno vor 52 Jahren gesagt und prognostiziert, dass die SPD ansonsten zusammenbricht.“ Für wen Vogel bei der Mitgliederbefragung stimmen wird, weiß Vogel noch nicht: „Ich bin ein Bauchmensch und muss erst mal schauen, wer mir sympathisch ist.“
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo