Nach einem Tweet: Was eine SPD-Politikerin ihren Hater*innen antwortet
Derya Türk-Nachbaur redet ruhig und blickt direkt in die Kamera. Was die SPD-Politikerin in dem knapp zwei Minuten langen Video auf ihrer Facebook-Seite sagt, hat es allerdings in sich. „Ich bin diejenige, der ihr das Verrecken an einem Bio-Hühnchen wünscht. Ich bin diejenige, die mit ihrer Brut abgeschoben gehört, um dort zu verrecken. Und ich bin diejenige, der ihr ständig Hass-Mails schreibt. Ich wollte, dass ihr mein Gesicht dazu habt.“
Ein Tweet löst eine Welle des Hasses aus
Was war passiert? Am Mittwoch war Türk-Nachbaur auf Twitter auf die Debatte über die Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca eingegangen und hatte geschrieben: „Rauchen, jeden Tag die Pille schlucken, Fertiglasagne essen, Hähnchenflügel für 1,99 Euro das Kilo kaufen aber bei AstraZeneca die Nase rümpfen, weil man nicht weiß, was man dem Körper zuführt. Jo, is klar.“
Der Tweet löste eine Welle des Hasses aus „sowohl von Linksaußen als auch von Rechtsaußen“, wie Türk-Nachbaur in ihrem Facebook-Video sagt. Zuerst gab es nur Reaktionen auf Twitter, dann auch „Hass-Mails im Sekundentakt“ und Telefonanrufe, bei denen sie und ihre Kinder bedroht worden seien. Ihren Twitter-Account hat sie zwischenzeitlich deaktiviert.
„Ihr kriegt mich nicht mundtot.“
In ihrem Video spricht Türk-Nachbaur ihre Hater direkt an. „Ihr meint, nur weil ich eine Parteifunktion habe oder für den Bundestag kandidiere, könne man mich so angreifen.“ Und sie stellt klar: „Ich bin ein Mensch und auch ich darf eine Meinung haben. Und ich habe ein Anrecht darauf, dass man anständig mit mir umgeht.“ Mit den Aktionen der vergangenen Tage seien „deutlich einige Grenzen überschritten“.
Bereits im vergangenen Jahr war Derya Türk-Nachbaur nach Tweets zur Flüchtlingssituation an der türkisch-griechischen Grenze massiv angefeindet worden. Unbekannte hatten damals gedroht, das Wohnhaus der SPD-Vorsitzenden von Bad Dürrheim mit einer Brandbombe anzugreifen. Schon damals ließ sich Türk-Nachbaur nicht einschüchtern und auch jetzt hat sie eine klare Botschaft an ihre Hater: „Ihr kriegt mich nicht mundtot.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.