Nach der Bundestagswahl: SPD verzeichnet erneute Eintrittswelle
Es ist eine schöne Überraschung nach der Wahl: Die SPD hat die Bundestagswahl verloren – und seither mehr als 1000 neue Mitglieder gewonnen. Seit Sonntagabend sollen nach vorwärts-Informationen rund 1200 Anträge auf Mitgliedschaft in der Parteizentrale eingegangen sein.
Die SPD wächst stündlich
Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass die SPD einen deutlichen Zuwachs an Mitgliedern verbuchen kann. Schon im Frühjahr gab es eine Welle an Parteieintritten: Nach der Bekanntgabe am 24. Januar, dass Martin Schulz als Kanzlerkandidat antreten würde, traten binnen vier Wochen 10.000 Menschen in die SPD ein.
Jetzt scheint sich die Eintrittswelle zu wiederholen. Die Anzahl der eingegangenen Mitgliedschaftsanträge übersteigt sogar die „Schulz-Woche“ vom Anfang des Jahres. Damals hatte die SPD innerhalb von wenigen Tagen rund 500 Neumitglieder verbucht – jetzt wollten in nur wenigen Stunden mehr als doppelt so viele Menschen eintreten.
Run auf die Parteibücher
Es scheint sogar einen richtigen Run auf die Parteibücher zu geben: Am Montagmorgen um kurz nach neun Uhr hatte SPD-Chef Martin Schulz in einer Pressekonferenz im Willy-Brandt-Haus noch von 975 neuen Anträgen gesprochen. Nur zwei Stunden später twitterte Fraktionschef Thomas Oppermann aus der Sitzung des Parteivorstands die Zahl 1200. Das sind mehr als 100 Neumitglieder pro Stunde.
Anfang des Jahres wurde der sprunghafte Anstieg der Mitgliederzahlen dem Kanzlerkandidaten Martin Schulz zugeschrieben. In der SPD gab es damals eine zuvor kaum gekannte Aufbruchsstimmung, die viele als „Schulz-Hype“ beschrieben.
Reaktion auf das Erstarken der AfD?
Allerdings werteten viele Beobachter die Eintrittswelle im Frühjahr auch als Reaktion auf das Erstarken des Rechtspopulismus – auf das Brexit-Votum im Sommer 2016 und den Wahlsieg Donald Trumps, der im Januar 2017 als US-Präsident vereidigt wurde.
So gesehen könnte die erneute Eintrittswelle seit dem Wahlabend eine Reaktion auf die 12,6 Prozent für die AfD bei der Bundestagswahl sein. Getreu der Botschaft, die Martin Schulz noch am Wahlabend ausgegeben hatte: „Wir sind das Bollwerk der Demokratie!“
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ist promovierter Sprachwissenschaftler und war bis Mai 2018 Redakteur beim vorwärts.