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Mit Vollzeit-Job in den Bundestag: Wie Antje Schulte-Schoh mit Pflege punkten will

35 Jahre in der Pflege tätig, 20 Jahre in der SPD aktiv: Kaum jemand ist näher dran an den alltäglichen Sorgen und Nöten der Menschen als Antje Schulte-Schoh. Nun kandidiert sie neben ihrer Arbeit für den Bundestag.
von Frederik Theiling · 14. März 2017

Vollzeit arbeiten, Unterbezirksvorsitz, Bundestagskandidatur: So sieht momentan der Alltag für Antje Schulte-Schoh aus Osnabrück aus. Seit November 2016 ist sie die Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 39 Osnabrück-Stadt. Gewählt wurde sie mit 95 Prozent der Stimmen. Ihr Leben hat sich seitdem stark verändert. Von acht Uhr morgens bis halb fünf am Nachmittag ist sie zuständig für das Qualitätsmanagement eines großen Pflegedienstes und in der Pflegedienstleitung in einer betreuten Seniorenwohnanlage. „In der Mittagspause beantworte ich manchmal schon E-Mails, pflege meinen Kalender und mache mir Gedanken für Veranstaltungen oder Podiumsdiskussionen“, sagt Schulte-Schoh. „Um fünf Uhr bin ich zu Hause und habe die Termine im Wahlkreis. Das muss alles funktionieren.“

Nah am Menschen

Anders als ein Berufspolitiker muss sich Schulte-Schoh auch noch auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren. Auch wenn ihr Arbeitgeber sehr wohlwollend sei, der Urlaub falle dieses Jahr aus, sagt Schulte-Schoh. Den hat sie sich in den entscheidenden Wochen vor der Bundestagswahl genommen, um den Wahlkampf zu intensivieren. Dass sie neben ihrer Kandidatur Vollzeit arbeitet, ist aus ihrer Sicht aber kein Nachteil. „Ich bin einfach nah am Menschen. Ich erlebe die Realität und weiß, wie es den Menschen tatsächlich geht.“

Den meisten Menschen wäre es nicht so wichtig, wie viel Geld der Wirtschaft zur Verfügung gestellt würde. Alltagssorgen stünden dagegen stärker im Vordergrund. „Was muss ich für einen Kindergartenplatz bezahlen? Kriege ich überhaupt einen? Wie kann ich mein Leben finanzieren? Wie kann ich mir ein neues Auto leisten, damit ich zur Arbeit komme? Wie kriege ich eine unbefristete Stelle? Das sind die Dinge, die den Menschen wichtig sind“, betont Schulte-Schoh. „Das erlebe ich jeden Tag und diese Menschen vertrete ich.“

Einmischen und Machen

Auf dem Sofa liegen und meckern sei nie ihr Ding gewesen. Ob im Kindergarten ihrer Tochter oder in Bürgervereinen, Schulte-Schoh mischte sich ein. So kam sie vor 20 Jahren zur SPD. „Ich brauchte einen Hortplatz für meine Tochter und einen Hort gab es zu diesem Zeitpunkt nicht an meinem Wohnort,“ erinnert sie sich.

Auch die SPD setzte sich dort für mehr Kinderbetreuung ein. So kam eins zum anderen und Schulte-Schoh wurde Mitglied. Es folgte die Wahl in den Ortsrat und anschließend ihr erster politischer Erfolg. Als ihre Tochter eingeschult wurde, eröffnete der Hort im Stadtteil Atter in Osnabrück. „Das hat mir im Grunde genommen meine berufliche Zukunft gerettet“, sagt sie heute. „Als der Hort gegründet wurde, hat man gesehen, dass Politik wirkt.“

Mit dem Thema Pflege in den Bundestag

Mit diesem Antrieb will Antje Schulte-Schoh jetzt das Thema Pflege auf Bundesebene angehen. Neben den Themen gute Arbeit, bezahlbarer Wohnraum und Gleichberechtigung liegt ihr dieses Thema besonders am Herzen. „Das Wichtigste ist, die beruflich Pflegenden zu stärken“, sagt sie. Die Aufgaben in der Pflege hätten sich in den vergangenen Jahren massiv verändert und seien vielfältiger geworden.

Große Aufgaben sieht sie auch für die Zukunft der Pflege. Heute würden viele Menschen von ihren Angehörigen gepflegt. Dies werde sich ändern, da in Zukunft auch viel mehr Frauen, die sonst die Pflege leisten, arbeiten werden. Dem sich verstärkenden Personalmangel müsse entgegengewirkt werden. „Wir müssen alles dafür tun, um genügend Fachkräfte zu bekommen und sie auszubilden. Dafür brauchen wir einen gesetzlich geregelten Personalschlüssel,“ so Schulte-Schoh.

Das ist einer der Gründe, warum Schulte-Schoh in den Bundestag will. Der Bund müsse bei diesen Themen tätig werden. „Pflegesätze rauf und Stellenschlüssel verändern“, sagt sie. Der wichtigste Anreiz sei hierfür bessere Bezahlung. Schulte-Schoh betont: „Würde- und respektvolle Pflege muss auch für die Zukunft sicher gestellt werden.“

Autor*in
Frederik Theiling

hat an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft studiert.

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