Porsche-Chef Wendelin Wiedeking verlässt das Unternehmen und der Aufsichtsrat dankt. Als Kompensation für die Auflösung seines Vertrags wurden ihm 50 Millionen Euro angeboten. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Joachim Poß bewertete seine "langjährigen Erfolge beim Autobauer Porsche" etwas differenzierter: "Mit seinem ganzen Unternehmen als Einsatz drehte er das große Rad sogenannter innovativer Finanzprodukte, um den vielfach größeren VW-Konzern zu schlucken", sagte er am Donnerstag in Berlin.
Porsches milliardenschweren Schuldenlast
Das Spiel sei einige Zeit gut gelaufen und die durch die
"Finanzspekulationen aufgeblähten Porsche-Gewinne verhalfen
Wiedeking auch privat in den letzten Jahren zu riesigen
Millioneneinkommen". Mit dem Absturz der Finanzmärkte sei jedoch auch
Wiedekings "Spekulationskartenhaus" zusammen gebrochen. Poß: "Jetzt droht Porsche an seiner milliardenschweren Schuldenlast zu ersticken und muss von außen gerettet werden.
Für Poß steht Porsche damit ebenso wie Schaeffler/ Conti exemplarisch für den "Einzug der Zockermentalität des globalen Kasino-Kapitalismus selbst in die vermeintlich bodenstaändigsten
deutschen Unternehmen und
Wirtschaftszweige". Mit sozialer Marktwirtschaft habe das nichts mehr zu tun, empörte sich Poß.
Wiedeking kassiert noch mal richtig ab
Besonders skandalös sei es, dass Wiedeking bei Porsche abtreten muss und noch einmal ganz groß Kasse in Form einer Abfindung in Höhe von 50 Millionen Euro amchen kann. Poß: "Die Spekulationsgewinne, die seine Rieseneinkommen der vergangenen Jahre angeblich rechtfertigten haben sich vollständig in Luft aufgelöst und seine Firma ist am Ende. Wiedeking selbst aber kassiert noch einmal ab."
Die politischen Konsequenzen stehen für den SPD-Finanzexperten fest: Der Fall Wiedeking zeige die verheerenden Fehlanreize, die von "Vergütungsstrukturen ausgehen, die kurzfristige
(Schein)Erfolge selbst dann exorbitant belohnen, wenn sie sich wenig später als reine Luftnummern, oder
schlimmer noch als voölliges Desaster herausstellen."
Politische Konsequenzen gefordert
Poß forderte neue Regeln für Vorstandsgehälter im deutschen Aktienrecht, die
für variable Bezüge mehrjährige Bemessungszeiträume vorgeben. Erfolgsprämien, so Poß, "dürfen nur dann gezahlt werden, wenn wirklich auch ein nachhaltiger Unternehmenserfolg erzielt
wird."
Der Fall Wiedeking zeige auch, wie dringend erforderlich die von CDU/CSU blockierte Begrenzung des steuerlichen Betriebsausgabenabzugs ist, so Poß. Denn auf Kosten der Steuerzahler kann nun auch noch die Abfindung steuermindernd als Betriebsausgabe geltend gemacht werden.
Der "Wahnsinn der Millionen-Boni", der eine ganz wesentliche
Ursache der Finanzkrise war, gefährde ganze Unternehmen und viele, viele Arbeitsplätze. Poß: "Auf solch einer Basis kann keine Volkswirtschaft und keine Gesellschaft längerfristig
existieren."
Quelle:
spdfraktion.de
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.