Parteileben

Meister der Ironie

von Susanne Höll · 7. Dezember 2012

Viele mögen Steinbrücks Witz und Temperament. Manche fürchten seinen Spott.

Mit den Medien geht es Peer Steinbrück so wie mit seiner eigenen Partei – das wechselseitige Verhältnis ist spannungsreich, konfliktträchtig, wenngleich  geprägt von einer grundsätzlichen Wertschätzung. Das liegt vielleicht auch daran, dass der junge Steinbrück  einmal den Berufswunsch Journalist hegte und ihn sich später ein wenig erfüllte, als Kolumnist der Zeit. 

Steinbrück sieht in  Journalisten keine lästigen Wegelagerer, sondern Garanten einer demokratischen Gesellschaft. Das allerdings hält ihn natürlich nicht davon ab, einzelne Medienvertreter für Knallchargen oder Wichtigtuer zu halten, jedenfalls dann, wenn er den Eindruck gewinnt, sie kämen ihm dumm.  Das kann ziemlich schnell passieren. 

Steinbrück ist ein Mann mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein, vesuvischem Temperament und der Fähigkeit zu bisweilen boshafter Ironie. Letzteres ist übrigens für ihn bekanntlich nicht immer von Vorteil. Aber deshalb ist er auch ein gesuchter Gesprächspartner der Medien. Gespräche, Interviews und Treffen mit Steinbrück sind zumeist auch sehr unterhaltsam, weil er ungewöhnliche und witzige Formulierungen findet. Und wer als Journalist Ziel seines Zorns oder seines Spottes wird, darf sich mit der Tatsache trösten, dass Steinbrück mit seinen meisten übrigen Mitmenschen – ausgenommen selbstverständlich Altkanzler Helmut Schmidt – auf ähnliche Weise verfährt.

Steinbrück weiß um die Probleme der delikaten Symbiose von Politikern und Medien, die sich, wie er meint,  „geradezu wolllüstig in ihren einander abstoßenden Eigenschaften ergehen“. Er ahnte auch , dass er als Kanzlerkandidat strenger und intensiver beobachtet werden wird. Das aber hat ihn nicht vor Fehlern in der Honorar-Debatte bewahrt. Eingangs erweckte er den Eindruck, als seien Fragen nach seinen Nebeneinkünften eine Art Majestätsbeleidigung. Aber er kompensiert seinen Hang zu Herablassung mit vergleichsweise großer Wahrhaftigkeit. 

Und mehr noch: Gelegentlich plaudert  er Dinge aus, die eigentlich noch nicht spruchreif sind, wie etwa die seiner möglichen Kanzlerkandidatur. Auch deshalb mögen ihn die Medien. Und bereiten ihm die Bühne, die er so gern bespielt. 

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Susanne Höll

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