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„Meine Kandidatur ist eine Chance auf einen Generationenwechsel“

Robert von Olberg will im Herbst in den Bundestag einziehen. Der 28-Jährige ist Vorsitzender der SPD in Münster und bloggt über seinen Wahlkampf auf vorwärts.de. Im Interview erzählt er, was die Wähler von ihm erwarten können.
von Frederik Theiling · 3. April 2017
Robert von Olberg
Robert von Olberg
Du kandidierst mit 28 Jahren für den Bundestag. Wie kam es dazu?

Seit der Bundestagswahl 2002 ist die SPD Münster mit Christoph Strässer im Bundestag vertreten. Im vergangenen Jahr hat er erklärt, dass er nicht ein weiteres Mal antreten wird. Ich bin seit 2015 Unterbezirksvorsitzender der SPD in Münster und habe dann relativ schnell gesagt, dass ich mir das vorstellen kann, wenn die Partei das auch möchte. Die Chance hat mir die Partei dann glücklicherweise gegeben. Ich hoffe jetzt sehr, dass es am 24. September auch klappt. Ich glaube meine Kandidatur ist eine gute Chance, damit auch einen Generationenwechsel hinzukriegen.

Welche Überlegung hast du im Vorfeld angestellt? Was sind deine Ziele?

Ich glaube, Bundestagsabgeordneter zu sein, bietet an zwei Stellen gute Mitwirkungsmöglichkeiten und Möglichkeiten, etwas zu bewegen. Mein erster Antrieb ist es, etwas für die Menschen aus Münster zu tun. Ich bin seit 2009 Mitglied im Stadtrat in Münster und habe da immer wieder erlebt, dass Bundesprogramme und politische Entscheidungen auf Bundesebene direkte Auswirkung auf die Kommune haben.

Zweitens wird im Bundestag auch maßgeblich die politische Richtung unserer Partei mitgestaltet. Da wünsche ich mir schon einen Kurs, wie ihn jetzt auch Martin Schulz einschlägt. Ein Kurs der stärker darauf setzt, wie wir wirklich Chancengleichheit in dieser Gesellschaft herstellen können. Die Tatsache, dass Herkunft noch immer entscheidet, was man im Leben erreichen kann, geht mir als Sozialdemokrat ordentlich gegen den Strich. Ich glaube, da kann man politisch eine ganze Menge gegen machen.

Spürst du in deinem Wahlkampf auch etwas vom Schulz-Effekt?

Den Schulz-Effekt merken wir hier in Münster ganz extrem. Wir haben, seitdem Martin Schulz Kanzlerkandidat ist, mehr als 100 Eintritte in die SPD Münster. Ganz viele davon sind junge Menschen. Diese werden nicht nur Mitglied, sondern kommen auch sofort zu Veranstaltungen. Sie fragen auch direkt, wo kann ich im Wahlkampf mit anpacken. Das ist natürlich eine tolle Unterstützung. Ich merke, dass in der Stadtgesellschaft die Aufmerksamkeit für die SPD deutlich gewachsen ist. Zu unserem Neujahrsempfang kamen mehr als 500 Menschen und darunter nicht nur Genossinnen und Genossen. Das war schon rekordverdächtig. Da merke ich den Schulz-Zug und fahre da gerne mit.

Du sprachst gerade davon, dass sehr viele junge Mitglieder neu eingetreten sind. Du selber bist ein junger Kandidat. Gibt es bei euch im Unterbezirk Ideen wie ihr die neuen jungen Mitglieder beteiligt? Ist es auch ein kleiner Strukturwandel?

Strukturwandel würde ich nicht sagen, da wir in Münster viele Studierende haben. Wir sind eine Stadt mit vielen Hochschulen und einer großen Universität. Daher haben wir vergleichsweise viele junge Mitglieder. Der Vorteil ist, dass man in Wahlkämpfen sehr viele aktive Jusos hat. Der Nachteil ist, dass Studierende meistens leider nur für einen begrenzten Zeitraum hier sind und meistens längerfristig leider nicht für Ämter oder Mandate zur Verfügung stehen. Insofern sind junge Mitglieder nicht neu für uns. Was wir aber feststellen, ist, dass wenn wir die Mitglieder einladen, ihre Ideen für den Wahlkampf einzubringen, da eine Menge Ideen kommen. Sei es, wenn es um den Tür-zu-Tür-Wahlkampf geht oder wenn es darum geht, wie man den Wahlkampfstand attraktiver gestalten kann. Das ist für unseren Wahlkampf sicherlich ein großer Vorteil.

Neben deiner Bundestagskandidatur und dem Unterbezirksvorsitz bist du auch noch Mitglied im Stadtrat. Wie bekommst du mit so vielen Aufgaben die Balance hin?

Was für mich als Kandidat natürlich von Vorteil ist, ist dass ich durch meine Tätigkeit im Rat vieles mitkriege, was in der Stadt passiert. Außerdem werde ich zu vielen Veranstaltungen eingeladen. Viele Leute kennen mich daher auch schon, was auch ein Vorteil für die Bundestagskandidatur ist. Aber natürlich muss ich durch den Wahlkampf an mancher Stelle in der Kommunalpolitik etwas kürzer treten. Aber dafür hat man ja eine Fraktion, in der einen Kolleginnen und Kollegen vertreten können.  Das funktioniert sehr gut.

Dein Schwerpunkt im Wahlkampf wird sich um soziale Gerechtigkeit drehen. Hast du ein Thema, das dir besonders wichtig ist?

Das Thema Schulpolitik hat mich zur SPD gebracht. Das waren die Pisa-Diskussionen und die Frage, wie wir für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen können. Schulpolitik beschäftigt mich als Schwerpunkt immer noch. Im Rat bin ich auch schulpolitischer Sprecher unserer Ratsfraktion. Den Schwerpunkt Bildung werde ich auch sicherlich in Berlin weiter fortsetzen. Darüber hinaus sind es die sozialen Themen, die mich interessieren. Ich mache mir da aber keine Illusionen: Wenn man als Neuling dazu kommt, wird man auch das eine oder andere Thema bearbeiten, auf das man selbst nicht gekommen ist. Aber das ist ja auch immer eine spannende Gelegenheit, sich in etwas Neues einzuarbeiten.

Du wirst über deinen Wahlkampf auf vorwärts.de bloggen, was können die Leser von deinem Blog erwarten?

Es geht bei dem Blog darum, hinter die Kulissen zu schauen. Wie funktioniert eigentlich Wahlkampf als Bundestagskandidat? Viele kennen den Kandidaten aus der Zeitung oder von Plakaten, vielleicht auch sogar von einem Gespräch am Stand. Aber ich glaube, viele haben keine genaue Vorstellung davon, wie ein Tagesablauf oder der Terminkalender aussieht. Wo man dann überall unterwegs ist, ob das klassische Podiumsdiskussionen sind oder Gespräche mit Gruppen aus der Stadtgesellschaft. Dann muss man natürlich auch vieles im Wahlkampf organisieren. Zum Beispiel die Frage: Wie komme ich von A nach B? Als Münsteraner habe ich bislang kein Auto, sondern fahre Rad. Das ist natürlich mit einem supervollen Terminkalender im Wahlkampf etwas schwieriger zu machen. Ich musste mir jetzt ein Auto organisieren. Ich brauche es nur kurzfristig, es sollte aber natürlich auch etwas Vernünftiges sein und da finde ich auch den Gedanken von E-Mobilität gut. Ich habe jetzt die Erfahrung gemacht, dass man in vielen Gebieten im Stadtgebiet gar nicht die Batterie aufladen kann. Das sind natürlich Aspekte, in die man, wenn jemand noch nie Wahlkampf gemacht hat, gar keine Einblicke hat. Solche und andere Alltagsgeschichten wird man im Blog lesen können.

 

Autor*in
Frederik Theiling

hat an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft studiert.

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