Mecklenburg-Vorpommern: Warum Manuela Schwesig die Euphorie bremst
Am Ende spielt sogar das Wetter mit, und wie. Hat es tagsüber noch geregnet, bricht am frühen Freitagabend die Sonne durch die dunklen Wolken und taucht das Schweriner Schloss in sanftes Licht. Für Manuela Schwesig ist das eine Steilvorlage. „Sie haben den schönsten Blick auf den schönsten Landtag des schönsten Bundeslandes“, begrüßt die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern die Gäste des Wahlkampfauftakts der SPD. Der findet auf der „schwimmenden Wiese“ statt, einem Überbleibsel der Bundesgartenschau vor einigen Jahren. Hinter der Bühne, auf der Schwesig steht, leuchtet das Schloss, in dem sich der Landtag befindet, in der Abendsonne.
Schwesig: Umfragen sind keine Wahlergebnisse
30 Tage sind es noch bis zur Landtagswahl am 26. September und für die SPD könnte es kaum besser laufen. 36 Prozent sagt ihr die jüngste Umfrage voraus – mehr als doppelt so viel wie die zweitplatzierte AfD. Für Schwesig ist das aber kein Grund, abzuheben. „Die Umfragen sind gut, aber es sind Umfragen“, betont die Ministerpräsidentin, die das nordöstliche Bundesland seit vier Jahren gemeinsam mit der CDU regiert. „Wer möchte, dass die SPD stärkste Kraft bleibt, der muss seine Stimme der SPD geben.“
Dass es dafür gute Gründe gibt, daran lässt Manuela Schwesig an diesem Abend keinen Zweifel. Starke Wirtschaft mit guten Löhnen, sozialer Zusammenhalt und den Schutz der Natur nennt sie die drei zentralen Anliegen der SPD in Mecklenburg-Vorpommern. So soll zum Tourismus der Ausbau der Erneuerbaren Energien als Wirtschaftsmotor hinzukommen. Öffentliche Aufträge sollen an die Zahlung von Tariflöhnen gebunden werden. Beim sozialen Zusammenhalt nennt Schwesig die Einführung eines Seniorentickets: Ältere Menschen sollen für einen Euro am Tag unterwegs sein können. Und beim Umweltschutz setzt die SPD auf ein umfangreiches Aufforstungsprogramm.
Schwesig, Weil und Tschentscher: drei, die sich verstehen
„Die Kernkompetenz von uns Sozialdemokraten ist, das Land zusammenzuhalten“, betont Schwesig. Der Slogan der SPD unterstreicht das: „GemeinsaMVoran“. Es dürfte nicht darum gehen, nur Einzelinteressen im Blick zu haben. „Wir haben das ganze Land im Blick.“ Diese Haltung bestätigen auch zwei prominente Gäste, die zur Unterstützung Schwesigs eigens nach Schwerin gereist sind und sich sichtlich wohlfühlen. „Willensstärke und Hartnäckigkeit“ zeichneten Manuela Schwesig aus, sagt ihr Amtskollege aus Niedersachsen, Stephan Weil. „So eine Ministerpräsidentin wie sie kann man nur jedem Land wünschen.“
Als „starke Partnerin“ beschreibt sie Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher. „Wenn Manuela Schwesig das Wort nimmt, steht immer eine klare Botschaft dahinter.“ Schwesig, Weil und Tschentscher arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen. Gemeinsam wollen sie Norddeutschland zum Weltmarktführer beim Wasserstoff machen. „Wir verstehen uns im Norden, weil wir dieseleben Ziele haben“, betont Stephan Weil. Das nächste Ziel von Manuela Schwesig ist nun aber erstmal, die Landtagswahl zu gewinnen. Und dafür kommt die Ministerpräsidentin dann auch nochmal aufs Wetter zurück. „Egal, ob die Sonne scheint, es regnet oder stürmisch ist“, sagt sie an das Publikum auf der schwimmenden Wiese gerichtet. „Sie können sich darauf verlassen, dass ich immer da bin.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.