Martin Schulz kämpferisch: „Wir wollen die Regierung führen“
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Einen Tag nach seiner Nominierung zum SPD-Kanzlerkandidaten durch den Parteivorstand hat Martin Schulz seinen Anspruch erneuert, die Sozialdemokraten zur stärksten Kraft bei der Bundestagswahl am 24. September zu machen. „Wir wollen die Regierung führen. Die SPD will die führende Regierungspartei in diesem Lande werden“, erklärte Schulz am Montag in Berlin. Tags zuvor hatte er im prall gefüllten Willy-Brand-Haus den Anspruch erhoben, „Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden“.
Martin Schulz: Kein Sprint, sondern Langstreckenlauf
Der Weg dorthin, daran ließ Schulz keinen Zweifel, wird lang. „Wir haben nun sieben Monate und drei Wochen Zeit, unsere Programmatik zu erarbeiten und zu vermitteln“, erklärte Schulz unmittelbar nach Abschluss der Jahresauftaktklausur des SPD-Vostands in Berlin. Die „wunderbare Stimmung“, in der sich die SPD seit Bekanntwerden seiner Kandidatur befinde, müsse mitgenommen werden. „Der Weg zur Bundestagswahl ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf“, stellte Schulz klar und forderte seine Partei dazu auf, sich die Kraft einzuteilen. „Schritt für Schritt“ müsse die lange Distanz bewältigt werden. Als nächste Etappen nannte Schulz die Wahl Frank-Walter Steinmeiers zum Bundespräsidenten sowie die anstehenden Landtagswahlen im Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen.
Schulz selbst will in den kommenden Wochen und Monaten möglichst viele Gelegenheiten nutzen, um selbst mit den Wählern ins Gespräch zu kommen. „Ich werde viel im Land unterwegs sein, Menschen treffen, mit ihnen reden.“ Das fehlende Rederecht im Bundestag erklärte Schulz gar zum Vorteil. „Weil ich kein Mitglied des Bundestages oder der Bundesregierung bin, bin ich viel freier und habe viel mehr Gelegenheiten, unmittelbar mit den Wählern in Kontakt zu kommen“, so Schulz auf Nachfrage. Nicht Bundestagsdebatten würden Menschen bewegen, sondern konkrete Probleme im Alltag. Diesen wolle er sich widmen.
#JetztIstSchulz: Mitglieder-Boom hält an
Nach inhaltlichen Zielen befragt, konzentrierte sich Schulz erneut auf das Thema Gerechtigkeit. Prekäre Arbeitsverhältnisse müssten abgeschafft, Tarifbindungen gestärkt werden. Soziale Gerechtigkeit müsse durch eine Kombination aus Verteilungsgerechtigkeit und Investitionspolitik, vor allem in Bildung und Qualifizierung, umgesetzt werden, so Schulz weiter. Statt sich auf „Kampfbegriffe“ wie Vermögens- oder Erbschaftssteuer zu konzentrieren, müsse beispielsweise die Steuerflucht in Deutschland wirksam bekämpft werden.
Unterdessen hält die Aufbruchstimmung in der SPD nach der Nominierung von Martin Schulz zum designierten Kanzlerkandidaten und Parteichef weiter an. Allein am Sonntag sollen Medienberichten zufolge mehr als 800 Menschen in die Partei eingetreten sein, 200 davon während der einstündigen Rede von Schulz im Willy-Brand-Haus.
Bereits in der Vorwoche hatte die Partei innerhalb weniger Tage mehr als 500 Neumitglieder begrüßen dürfen.