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Maria Noichl kandidiert für ASF-Vorsitz

Kurz vor der Bundeskonferenz der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) informierte der Vorsitz in Berlin über neue Entwicklungen.
von Johanna Schmeller · 26. Juni 2018

Vom 29. Juni bis zum 01. Juli trifft sich die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) in Saarbrücken zu ihrer Bundeskonferenz.

Eine wichtige Personalie wird auf der kommenden Versammlung wohl bevorstehen: Nach 14 Jahren wechselt der Vorsitz. Maria Noichl, Landwirtschaftsexpertin und Frauenrechtlerin der SPD-Fraktion im Europa-Parlament, kandidiert darum, die saarländische Bundestagsabgeordnete Elke Ferner abzulösen.

Ferner geht, Noichl kandidiert

Schon seit 1983 hatte sich die scheidende Vorsitzende Elke Ferner in der ASF engagiert. Seit den späten Achtzigerjahren war sie im Landesvorstand im Saarland, zuletzt als Landesvorsitzende. Seit den frühen Neunzigern war sie zudem Mitglied im ASF-Bundesvorstand. Im Mai 2004 wurde sie zur Bundesvorsitzenden der ASF, im Dezember 2014 in den Vorstand der europäischen Sozialdemokratinnen (PES Women) gewählt.

Maria Noichl ist seit 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments. Dort ist sie ist Mitglied des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Entwicklung. „Meine beiden Schwerpunkte sind Misthaufen und Feminismus“, sagt Noichl und lacht.

Positionierungen erarbeiten

Inhalte, die in den kommenden Jahren für die ASF zentral sind, sieht Noichl unter anderem in der Leihmutterschaft: „Das ist nicht nur eine Diskussion, die medizinisch zu führen ist, sondern auch moralisch und feministisch“, so Noichl in Berlin. „Wir müssen Positionierungen erarbeiten, die deutlich machen, dass wir klar Stellung beziehen zu Themen, die noch nicht geregelt sind, aber dringend einer Regelung bedürfen“.

Als weitere Themen nannte sie die Freiwilligkeit von Partnerschaften, die wiederum die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen voraussetzt. Für den Mindestlohn könne man der SPD bis heute dankbar sein. „So kann ein Thema, das eigentlich als wirtschaftliches wahrgenommen wird, schnell ein feministisches werden: nämlich am Ende des Monats so viel Geld im Geldbeutel zu haben, dass ich mir (selbstbestimmt, Anm. d. Red.) überlegen kann, wie ich den nächsten Monat gestalte und lebe.“

Gegen strukturelle Benachteiligungen kämpfen

Zur Politik sei sie gekommen, weil mehr Wissen für sie immer mehr Verantwortungsübernahme bedeutet habe. Als junge Lehrerin habe sie mitbekommen, wie Kolleginnen nach mehreren Schwangerschaften an der Gewichtsgrenze zur Verbeamtung gescheitert seien und teils entwürdigende Prozeduren über sich ergehen lassen mussten – um dann Hunderte D-Mark im Monat weniger zu verdienen als männliche Kollegen. Gegen solche strukturellen, alltäglichen Benachteiligungen müsse man kämpfen.

Vom Ausland lernen

Gefragt nach ihren Erfahrungen im Europa-Parlament und nach möglichen Inspirationsquellen im europäischen Ausland nennt Noichl verschiedene Ansätze und Modelle, die auch die deutsche Debatte bereichern könnten: In Belgien etwa gibt es die Möglichkeit, dass Kinder von getrenntlebenden Eltern zwei Wohnsitze haben – und nicht, wie in Deutschland üblich, einen Haupt- und einen Nebenwohnsitz. In Spanien würden Richter, die mit Gewalt gegen Frauen zu tun hätten, speziell geschult.

„Meine Sozialisation könnte ich mit einer Rakete vergleichen: Immer, wenn so etwas passiert ist, hat das nochmals gezündet“, fasst Noichl ihren Werdegang zusammen. Soziale Ungerechtigkeiten gegen Frauen, „kleine Nadelstiche“, würden manche eben aufs Sofa treiben – und andere in die Politik.

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