Luisa Stauder: Botschafterin gegen Armut in Afrika
Luisa Stauder kniet bei einem Fototermin mit Bundesaußenminister Heiko Maas in der ersten Reihe. Die 22-Jährige stützt mit ihrer rechten Hand ein Plakat. Darauf steht: „47.897 Menschen fordern Sie auf, die Entwicklungsgelder zu erhöhen und auf jene Länder und Menschen zu fokussieren, die unsere Unterstützung am dringendsten benötigen.“ Es ist eine Petition der Lobby- und Kampagnenorganisation ONE, die Stauder Ende Februar als eine von 50 Jugendbotschaftern der Organisation an Heiko Maas übergibt.
Maas lobt Engagement
Der Außenminister lobt das Engagement der jungen Menschen zwischen 18 und 35. Armut zu bekämpfen und nachhaltige Entwicklung zu fördern seien Kernziele deutscher und europäischer Außenpolitik. „Wir müssen gerade auch in Afrika noch mehr Potentiale heben und Partnerschaften stärken. Nur wenn Außen-, Sicherheits-, und Entwicklungspolitik effektiv zusammenwirken erreichen wir unsere Ziele. Uns stärkt dabei eine wache Zivilgesellschaft, die global denkt und handelt. Ich danke den Jugendbotschafterinnen und Jugendbotschaftern von ONE für ihr Engagement“, sagt Maas.
Luisa Stauder ist in diesem Jahr zum ersten Mal als Jugendbotschafterin dabei. Über eine Freundin hat sie von dem Programm erfahren. „Armutsbekämpfung ist ein Thema, das viel zu wenig angesprochen wird. Erst durch mein Politik-Studium ist mir bewusst geworden, was wir in Deutschland tun können, damit Menschen nicht in extremer Armut leben müssen.“ Zum Start der diesjährigen Kampagne trifft Stauder neben Heiko Maas auch Bettina Hagedorn, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium. An beide richtet sie die Forderung nach einem stärkeren Einsatz Deutschlands im Kampf gegen extreme Armut und spricht sich für eine bessere Zusammenarbeit der EU mit Afrika aus.
Als Schülerin zur SPD
Politisches Engagement ist der 22-Jährigen nicht fremd. Bereits im September 2013 tritt sie als Schülerin der SPD bei. Durch ihren Sozialkunde-Leistungskurs kommt sie zu dem Entschluss, dass sie nicht nur über Politik reden, sondern sich auch politisch beteiligen will: „Ich habe mir unterschiedliche Parteien angeschaut. Die SPD passte am besten zu mir, weil ich mich für Gerechtigkeit einsetzen möchte.“ In ihrem Ortsverein Waldsee in der Nähe von Speyer engagiert sie sich im Vorstand.
Seit Kurzem wohnt Stauder in Magdeburg, wo sie im Master Friedens- und Konfliktforschung studieren möchte. Sie ist die einzige Jugendbotschafterin aus Sachsen-Anhalt. Dennoch hat Stauder ambitionierte Ziele: „Ich will alle Kandidaten zur Europawahl aus Magdeburg anschreiben, um mich mit ihnen zu treffen und für ein stärkeres entwicklungspolitisches Engagement gegen extreme Armut zu werben.“ Auch bei den Jusos und durch Seminare an Schulen möchte Luisa Stauder ein Bewusstsein für den Kampf gegen Armut schaffen.
Can und Neubauer als Vorbilder
Europaweit sind etwa 200 ONE-Jugendbotschafter mit dem selben Anliegen unterwegs. Denn derzeit laufen die Verhandlungen zum künftigen EU-Siebenjahresbudget, dem sogenannten Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR). Die ONE-Jugendbotschafter fordern Politiker vor der Wahl zum Europäischen Parlament im Mai dazu auf, die Gelder der EU für Projekte in Entwicklungsländern zu erhöhen und sich insbesondere auf diejenigen Staaten zu konzentrieren, die am stärksten von Armut betroffen sind.
In Deutschland gibt es das Jugendbotschafterprogramm bereits seit 2011. Viele der jungen Menschen sind auch in anderen Bereichen gesellschaftspolitisch engagiert. Der frühere Jugendbotschafter Ali Can wurde durch die „Hotline für besorgte Bürger“ bekannt und kreierte den Hashtag #metwo, unter dem Menschen mit Migrationshintergrund ihre Probleme in Deutschland schilderten. Luisa Neubauer initiierte die aktuellen Klimaschutz-Proteste in Deutschland unter dem Slogan „Fridays for future“. Für Luisa Stauder sind die beiden Vorbilder, was ihr Engagement angeht: „Man sieht, dass man auch als junger Mensch etwas bewegen kann, wenn man seine Stimme einsetzt, und dass es etwas bringt, sich zu engagieren.“
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ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo