Leonhard und Weiland: „Wir werden die SPD Hamburg weiter stärken“
Seit 2018 hat Melanie Leonhard hat die Hamburger SPD in alleiniger Verantwortung geführt. Wie kam es nun zur Doppelspitze?
Melanie Leonhard: Die Aufgaben innerhalb, aber auch außerhalb der Partei werden immer vielfältiger und erfordern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Daher ist es nur folgerichtig, dass sich auch die Spitze breiter aufstellt. Das hat sich auch mit Blick auf andere Gremien in unserer Partei bewährt.
Bislang haben Sie bereits als Vorsitzende und Stellvertreter im Vorstand zusammengearbeitet. Was schätzen Sie aneinander?
Leonhard: Wir kennen uns lange und haben schon manche Herausforderung gut zusammen gemeistert und konnten auf unser vertrauensvolles Verhältnis bauen und uns aufeinander verlassen. Außerdem haben wir denselben Humor. Das hilft immer.
Nils Weiland: Wir wissen aus unserer bisherigen Zusammenarbeit, dass wir uns aufeinander verlassen und auch sensible Themen sehr vertraulich miteinander besprechen können. Außerdem haben wir festgestellt, dass sich unsere Sichtweisen gut ergänzen und wir in der politischen Erörterung wechselseitig andere Schwerpunkte und Akzente beisteuern.
Sie beide bilden die erste Doppelspitze in der Geschichte der Hamburger SPD. Welche Vorteile bietet das?
Leonhard: Zwei Menschen aus unterschiedlichen Stadtteilen und mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen bringen mehr Perspektiven auf die Themen von Partei und Stadt ein als einer allein. Das wird unsere Arbeit noch besser machen. Außerdem wird es uns arbeitsteilig gelingen, Dinge auch zeitgleich zu bewegen.
Weiland: Wir sind zu zweit. Mit der Doppelspitze werden wir die SPD Hamburg weiter stärken. Wir wollen mit guter Teambildung und starker Kooperation die SPD Hamburg führen und wir freuen uns darauf, diese und neue Aufgaben gemeinsam mit den neuen Stellvertreterinnen und Stellvertretern und dem neuen Landesvorstand in Angriff zu nehmen.
Was sind die drängendsten Aufgaben, die Sie als Landesvorsitzende angehen wollen?
Weiland: Wie ich bereits in meiner Bewerbungsrede gesagt habe, muss sich die Partei mehr darum bemühen, für junge Menschen attraktiv zu sein. Die Ergebnisse der Bundestagswahl haben gezeigt, dass hier politische Mitbewerber noch besser sind. Wir wollen in Zukunft zentrale jugendpolitische Inhalte und Vorhaben unserer Wahlprogramme ansprechend für Jugendliche und Jungerwachsene zusammenfassen und gebündelt darstellen, damit wir hier wieder an Boden gewinnen können.
Sie haben in Ihrer Rede außerdem gefordert, Wähler*innen für die SPD von der AfD und den Linken zurückzugewinnen. Wie kann das gelingen?
Weiland: Zunächst können wir festhalten, dass sich unsere Wahlergebnisse zuletzt in die richtige Richtung entwickelt haben. Ich möchte mich aber nicht damit abfinden, dass es dauerhaft einen beträchtlichen Anteil in der Bevölkerung gibt, der z.B. eine rechtsextreme Partei in die Parlamente unseres Landes wählt. Wir müssen uns um die kümmern, die sich vergessen fühlen und Teilhabe für alle ermöglichen. Wir müssen mit unserer Politik alle in den Blick nehmen und nicht Milieus. Die SPD Hamburg ist die Hamburg-Partei, die die ganze Stadt im Blick behält. Für diese Politik haben wir viel Zustimmung erhalten und diesen Weg möchte ich gemeinsam weiter gehen und neue Ideen entwickeln.
Ist es demnach das Ziel, 2025 wieder die absolute Mehrheit für die SPD in Hamburg zu holen?
Weiland: Absolute Mehrheiten sind in modernen parlamentarischen Demokratien so selten und so wertvoll wie ein Sechser im Lotto, aber in Hamburg muss das natürlich immer unser Ziel sein.
Was bedeutet es für den Stellenwert der Hamburger SPD, dass mit Olaf Scholz ein Sozialdemokrat aus Ihren Reihen der mutmaßlich nächste Bundeskanzler werden wird?
Leonhard: Den Hamburgerinnen und Hamburgern wird ja eine gewisse Zurückhaltung nachgesagt, in diesem Fall aber wollen wir unsere Freude und unseren Stolz nicht verbergen. Dennoch geht es weniger um den Stellenwert unseres Landesverbandes, sondern vielmehr um die beruhigende Gewissheit, mit Olaf Scholz jemanden im Kanzleramt zu haben, der die Dinge klug anpackt und umsetzt. Diese Erfahrung haben wir in Hamburg bereits gemacht und das ist es, was Deutschland in diesen schwierigen Zeiten braucht.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo