Laufzeitverlängerungen bringen AKW-Betreibern Milliarden
Laut LBBW-Studie, die der "Berliner Zeitung" vorliegt, würden E.ON, RWE und EnBW knapp 200 Milliarden Euro zusätzlich verdienen, sollten die Laufzeiten ihrer Atommeiler auf 25 Jahre verlängert werden. Eine Verlängerung um zehn Jahre brächte den Unternehmen immerhin zusätzliche 38 Milliarden Euro. Die Unternehmen könten unter anderem auf einen steigenden Börsenkurs hoffen, weil diese Zusatzgewinne im Aktienkurs noch nicht berücksichtigt seien. So könnte die EnBW den Unternehmenswert verdoppeln.
Vorraussetzung ist aber ein Wahlsieg von FDP und Union, die beide die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke verlängern wollen. Der von SPD und Grünen ausgehandelte Atomausstieg sieht die Stillegung des letzten Kernkraftwerkes in Deutschland im Jahr 2022 vor.
Der Chef der deutschen Umwelthilfte, Gerd Rosenkranz, betonte gegenüber der "Berliner Zeitung", dass mit der LBBW-Studie nun erstmals eine politisch-neutrale Einschätzung vorliege, die die Gewinnpotentiale der Atomenergie beziffere. Angesichts der Zahlen sei es kein Wunder, dass der Atomindustrie die Risiken der Technologie egal seien.
Umweltminister Gabriel verwies darauf, dass sich die AKW-Betreiber bis heute nicht an den Kosten für die Sanierung der verseuchten Endlager Asse und Morsleben beteiligten. Hierfür müssten auch in Zukunft die Steuerzahler herhalten.Bislang wird der in Deutschland produzierte Atommüll nur zwischengelagert, ein Endlager für die für Jahrunderte Radioaktiv verseuchten Reststoffe gibt es nicht.
Erneut Zwischenfall in AKW-Krümmel
Das schleswig-holsteinische Kernkraft Krümmel wurde am Samstag nach einer erneuten Panne wieder heruntergefahren. Ursache war eine Störung in einem Maschinentransformator. Laut Betreiber, dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall, sei die Anlage in stabilem Zustand. Ein Sprecher des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums, zuständig für die Atomaufsicht in dem Bundesland, bezeichnete den Vorfall dagegen als gravierend.
Der Pannenreaktor Krümmel war gerade erst wieder hochgefahren worden, nach dem er erst am Mittwoch wegen einer Störung abgeschaltet worden war. Zuvor hatte der Reaktor nach einem schweren Brand und verschiedenen weiteren Störungen zwei Jahre stillgestanden und war erst vor gut drei Wochen wieder ans Netz gegangen.
Umfrage: Sollen deutsche Kernkraftwerke länger am Netz bleiben?
Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie