Florian Simbeck wurde als Teil des Comedy-Duos »Erkan & Stefan« bekannt. Über Facebook knüpfte er Kontakt zur SPD. Im September will er ein Direktmandat für den Bundestag gewinnen.

Pfaffenhofen an der Ilm, das ist bayerische Provinz. Knapp 25 000 Einwohner hat der Ort. Das Zentrum bildet ein kleiner Altstadt-Platz, der sich vom Rathaus bis zu einer weiß gestrichenen Kirche erstreckt. In der Mitte steht ein Brunnen mit einer Mariengestalt. Hier sitzt vor einem Wirtshaus Florian Simbeck und bestellt sich ein Radler. Es ist einer der ersten warmen Frühlingstage. Simbeck sagt: „Die Menschen hier sind bereit für einen SPD-Kandidaten.“


Der 41-Jährige bewirbt sich im Wahlkreis Freising-Pfaffenhofen um ein Direktmandat für den Bundestag. Außerhalb Pfaffenhofens kennen die Menschen Simbeck in anderen Rollen. Berühmt wurden er und sein Freund John Friedmann als Comedy-Duo „Erkan & Stefan“. Die beiden veräppelten liebevoll den türkisch geprägten Jugendslang. Als Proleten in Trainingsanzügen und Goldketten schwärmten sie für „voll krasse Checker-Bunnys“ (kluge Frauen) und philosophierten über „Dönertiere“.

Prolet mit Jura-Studium

Aufgewachsen ist Simbeck in einer Ingolstädter Reihenhaussiedlung. Nach dem Abitur studierte er Jura in Ingolstadt und München.
Humor war sein Ausgleich zum Studium. Ihm und Friedmann war aufgefallen, dass sogar die deutschen Jugendlichen den Sprech der jungen Deutsch-Türken übernommen hatten. „Sie haben sich quasi rückintegriert“, sagt Simbeck schmunzelnd. Daraus entwickelten die beiden den Stoff für ihr Comedy-Duo, das eine deutsch-türkische Freundschaft darstellte. Ihre Karriere begann 1996 bei einem Münchener Radio-Sender. 1999, eine Woche nach seinem mündlichen Staatsexamen, stand Simbeck für den ersten „Erkan & Stefan“-Kinofilm vor der Kamera. Eine Million Zuschauer sahen den Film.


Es folgten zwei weitere Kinofilme und eine eigene TV-Show. Das Duo hatte Erfolg. Bis 2007 mehrere Medien verkündeten, dass Erkan und Stefan sich trennen würden. Es war eine Falschmeldung, die beiden planten gerade eine Bühnentour. „Aber das Vertrauen der Veranstalter war weg“, sagt Simbeck. „Viele Leute haben ihre Karten zurückgegeben.“ Am Ende trennten sie sich tatsächlich.


Danach wurde es ruhiger um Simbeck. Im Jahr 2010 machte er mit einer Privatinsolvenz Schlagzeilen. Er hatte den dritten „Erkan & Stefan“-Film mitfinanziert, war auf seinen Schulden sitzen geblieben und konnte sie nun nicht mehr bedienen. Doch das Leben ging weiter. Der Pay-TV-Sender AXN verpflichtete ihn noch im selben Jahr als Moderator. Seit 2012 steht er außerdem für die Reihe „Die Komiker“ des Bayerischen Fernsehens vor der Kamera.

Durch Facebook in die Politik

Dass Simbeck nun in die Politik strebt, ist eine Wendung in seinem Leben, die er selbst wohl am wenigsten erwartet hat. „Ich habe mich mit Markus Käser über Facebook angefreundet“, erzählt er. Käser ist der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Pfaffenhofen. Simbeck gefielen die Kommentare, die Käser über das soziale Netzwerk verbreitete. „So haben wir uns beschnuppert“, sagt Simbeck. „Im Juni letzten Jahres kam er auf mich zu und sagte: Du hast gute Ansichten, bist sympathisch. Kannst du dir vorstellen, dich für die SPD um ein Bundestagsmandat zu bewerben?“ Simbeck konnte, auch wenn er zunächst skeptisch war, ob die Wähler einen Komiker als Kandidaten akzeptieren würden. „Aber ich war immer ein politisch denkender Mensch“, sagt er. Also trat er in die SPD ein.


Gerne würde er sich zum Beispiel dafür einsetzen, das Pflegesystem zu verbessern. Es gebe zu wenig Pfleger, sagt er. „Die kriegen kaum Geld und nach fünf Jahren einen Burn-Out. Wir sind alle irgendwann auf sie angewiesen, trotzdem behandeln wir sie so stiefmütterlich. “
Am Herzen liegt ihm auch das Thema Integration. Schon mit „Erkan & Stefan“ sei es ihm auch darum gegangen, sagt er. Deshalb hätten sie mit ihren Witzen nie unter die Gürtellinie gezielt: „Wir wollten immer, dass Türken und Deutsche gemeinsam über uns lachen können“. Außerdem ist Simbeck mit einer Afro-Amerikanerin verheiratet. Die zwei gemeinsamen Kinder sollen in einer bunten Gesellschaft groß werden.


Doch welche Chancen hat Simbeck, einen Wahlkreis zu gewinnen, der seit Jahrzehnten fest in den Händen der CSU ist? Realistische, glaubt Simbeck. Schließlich habe Pfaffenhofen seit einigen Jahren auch einen SPD-Oberbürgermeister. Punkten könne er besonders bei der Jugend. „Mein Gegenkandidat Erich Irlstorfer ist in vielen von diesen Altherrenvereinen drin“, sagt er. „Aber seine Internetseite ist seit zwei Jahren im Aufbau, der ist nicht mal erreichbar.“ Simbeck hat auf Facebook sogar seine Telefonnummer angegeben. Er will für die Leute da sein. Ab September auch als Abgeordneter im Bundestag.

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Carl-Friedrich Höck

arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.

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