Parteileben

Kommunalwahl: Warum Gewerkschafter*innen für die SPD kandidieren

Wenn am Sonntag in Nordrhein-Westfalen die kommunalen Parlamente gewählt werden, stehen bei der SPD auch zahlreiche Gewerkschafter*innen auf den Wahlzetteln. „Gewerkschaften und SPD sind zwei starke Äste einer Eiche“, sagt Ünsal Başer, der in Duisburg kandidiert.
von Kai Doering · 11. September 2020
Zwei starke Äste einer Eiche: Gewerkschaften und SPD ergänzen sich gut – auch bei der Kommunalwahl.
Zwei starke Äste einer Eiche: Gewerkschaften und SPD ergänzen sich gut – auch bei der Kommunalwahl.

Für den Wahlkampfendspurt hätte Ünsal Başer gerne zwei Wochen Urlaub genommen. Doch wegen Corona war das nicht drin. „Es gibt so viel zu tun“, stöhnt der 33-Jährige am Telefon. Für den Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Duisburg-Dinslaken reiht sich zurzeit Videokonferenz an Telefonschalte. Danach geht es raus zum Haustürwahlkampf. Seit Mai 2019 sitzt Başer für die SPD im Duisburger Stadtrat, als Nachrücker. Bei der Wahl am 13. September will er direkt ins Stadtparlament einziehen.

Über die Gewerkschaft zur Sozialdemokratie

„Wer etwas verändern will, muss sich einbringen“, ist Ünsal Başer überzeugt. Er selbst tut das seit vielen Jahren. Vertreter der Auszubildenden bei der Hüttenwerken Krupp Mannesmann, Betriebsrat und Mitglied in Bezirksvertretung in Integrationsrat – obwohl er erst 33 ist, hat Başer schon viele Erfahrungen gesammelt. „Ich bin ein junger alter Hase“, sagt er.

Über die Arbeit in der Gewerkschaft hat er auch zur Sozialdemokratie gefunden. „Die Gewerkschaft hat mich politisiert, aber Gewerkschaften und SPD sind zwei starke Äste einer Eiche“, ist Başer überzeugt. Die Verwurzelung in den Betrieben helfe ihm auch in seiner politischen Arbeit im Stadtrat. „Ich brauche keine Umfragen, um zu wissen, was los ist.“ Umgekehrt könne er aber auch sein Wissen aus dem Stadtrat für seine Gewerkschaftsarbeit nutzen. „Kommunalpolitik heißt Strukturpolitik vor Ort“, sagt Ünsal Başer.

Solidarische Kommunen gibt es nur mit der SPD

Deshalb hat er auch mit rund 70 weiteren SPD-Kandidatinnen mit Gewerkschaftshintergrund den Aufruf des „Kasseler Kreises“ für die Kommunalwahl unterzeichnet. „Wir wollen die Kommunen von Morgen gestalten. Deswegen kandidieren/wählen wir bei der Kommunalwahl 2020 in NRW. Für uns ist klar: Insbesondere für ArbeitnehmerInnen und ihre Angehörigen gilt: Solidarische Kommunen gibt es nur mit der SPD!“, heißt es darin.

Neben einer Stärkung der Tarifbindung und einer „sozialen und ökologischen Transformation vor Ort“ fordern die Gewerkschafter*innen auch gleiche Bildungschancen und bezahlbaren Wohnraum für alle. Ende August wurde der Aufruf in Essen vorgestellt. Mit dabei waren auch die DGB-rsitzende in Nordrhein-Westfalen Anja Weber und der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Thomas Kutschaty.

Als Partei nah bei den Leuten sein

„Wir müssen als Partei nah bei den Leuten sein, gerade in den Betrieben“, sagt Stephanie Albrecht-Suliak. Sie ist nicht nur stellvertretende Vorsitzende des Kasseler Kreises, eines Vereins für sozialdemokratische Gewerkschafter*innen, sondern auch stellvertretende Landesbezirksleiterin der IGBCE Nordost. „Wir Gewerkschafter haben immer noch einen guten Stand bei den Beschäftigten“, ist Albrecht-Suliak sicher. Die SPD dagegen müsse verlorenes Vertrauen noch zurückgewinnen. „Da wurde mit der guten Arbeit in den vergangenen Jahren im Arbeits- und Sozialbereich aber ein guter Anfang gemacht.“

Gewerkschaft und Sozialdemokratie gehört auch für Albrecht-Suliak eng zusammen. „Wenn man keine Mandatsträger aus der Arbeitswelt hat, ist es schwierig, die Partei der Arbeit zu sein“, sagt sie. Deshalb sei es wichtig, dass Gewerkschafter*innen auch kandidieren, gerade bei Kommunalwahlen. „Wir müssen in der Arbeitswelt Kümmerer haben.“

Ünsal Başer ist so einer. Für ein Porträt begleite ihn vor einigen Jahren, damals noch als Elektriker im Hüttenwerk, die „Lokalzeit“ des WDR durch den Betrieb. „Ein Pfundskerl“ sei er, sagt ein Kollege über Başer. „Er ist nicht nur hilfsbereit und freundlich, man kann mit ihm auch super feiern gehen.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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