Parteileben

Knappe Sieger und eine Rekordfrau

von Kai Doering · 23. September 2013

Wieviele Wähler haben sich bei der Bundestagswahl für die SPD entschieden? Welcher Kandidat wurde Stimmkönig? Und wie hat die Parteispitze abgeschnitten? vorwärts.de hat über den Berliner Tellerrand hinausgeschaut.

Martin Dörmann musste am Wahlabend ziemlich lange zittern. „Erst um 23:28 Uhr erreichte mich der erlösende Anruf des Wahlleiters.“ Der SPD-Bundestagsabgeordnete hat zum vierten Mal den Wahlkreis Köln I gewonnen – mit nur 402 Stimmen Vorsprung auf den Kandidaten der CDU. Dörmanns Fazit nach einem langen Wahlabend: „ Das Kämpfen hat sich gelohnt.“

Für Petra Hinz, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Essen, ging der Wahlabend noch knapper aus – allerdings mit einem unerfreulichen Ende. Um kurz nach elf gab der Wahlleiter das Ergebnis des Wahlkreises bekannt: Petra Hinz hat 59 036 Stimmen bekommen, ihr Gegenkandidat von der CDU 59 039. Drei Stimmen entschieden am Ende über das Direktmandat. Immerhin: Petra Hinz zieht über die Landesliste wieder in den Bundestag ein.

Es war ein heißer Wahlabend in Berlin und in allen 299 Wahlkreisen im Land. Verpasst die FDP wirklich erstmals den Einzug in den Bundestag? Schafft es dafür die AfD? Und reicht es womöglich für eine absolute Mehrheit der CDU? Das waren die Fragen, die das politische Deutschland am Sonntag um kurz nach 18 Uhr beschäftigten.

Die SPD legt in 13 Bundesländern zu

Mittlerweile steht fest: Exakt 11 247 283 Wähler haben der SPD bei der Bundestagswahl ihre Stimme gegeben. Das teilt der Bundeswahlleiter am Montag in den frühen Morgenstunden mit. Die Anzahl entspricht einem Ergebnis von 25,7 Prozent. Dies ist damit 2,7 Prozentpunkte höher als bei der vergangenen Bundestagswahl 2009.

In 13 Bundesländern konnte die SPD ihr Ergebnis verbessern. Die meiste Zustimmung erhielten die Sozialdemokraten mit 35,7 Prozent in Bremen – hier gingen auch beide Direktmandate an die SPD – Niedersachsen (33,1 Prozent), Hamburg (32,4 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (31,9 Prozent). Am meisten hat die SPD im Saarland hinzugewonnen (plus 6,3 Prozent), in Bremen (5,4 Prozent) sowie in Hamburg (5,0 Prozent). In der Elbestadt gingen zudem fünf der sechs Direktmandate an die SPD.

Steinmeier und Gabriel erringen Direktmandate

Enttäuschung herrscht dagegen in den östlichen Bundesländern. In Thüringen verlor die SPD 1,4 Prozent, in Brandenburg sogar 2 Prozent. Neun der zehn brandenburgischen Wahlkreise gingen an die CDU. Allein SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier errang mit 33,1 Prozent ein Direktmandat. Schlechter erging es dagegen Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Er unterlag im Wahlkreis Mettmann mit 33,3 Prozent der CDU-Kandidatin Michaela Noll.

Freude dagegen bei SPD-Chef Sigmar Gabriel. Er erhielt im Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel 46,6 Prozent und damit knapp zwei Punkte mehr als vor vier Jahren. Beim Zweitstimmenergebnis konnte die SPD in Gabriels Wahlkreis gleich ganze fünf Punkte zulegen.

Die frühere Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn freute sich einige Kilometer nordwestlich über einen Rekord. Zum achten Mal in Folge zog sie mit einem Direktmandat in den Deutschen Bundestag ein. Keiner Frau ist das bisher gelungen. Zudem setzte sich Bulmahn in ihrem Wahlkreis Hannover Stadt II mit 42,8 Prozent deutlich gegen ihre CDU-Mitbewerberin Ursula von der Leyen durch. Die Bundesarbeitsministerin erhielt lediglich 33,9 Prozent der Stimmen.

Erstmals mehr als 40 Prozent Frauen in der SPD-Bundestagsfraktion

Edelgard Bulmahn ist damit eine von 81 Frauen in der neuen Bundestagsfraktion der SPD. Dieser gehören insgesamt 192 Abgeordnete an – 58 Prozent Männer und 42 Prozent Frauen. Erstmals sind damit mehr als 40 Prozent Frauen für die SPD in den Bundestag eingezogen. „Die Frauen in der SPD haben ab heute noch mehr mitzureden und das ist gut so“, freute sich Elke Ferner, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) und Abgeordnete aus dem Saarland.

Ferner bildet mit zwei weiteren Abgeordneten aus dem westlichen Bundesland die kleinste Landesgruppe neben Mecklenburg-Vorpommern (ebenfalls drei Abgeordnete) direkt hinter Bremen mit zwei Mandaten. Die meisten Abgeordneten der SPD kommen aus Nordrhein-Westfalen (52), Niedersachsen (25) und Bayern (22). Insgesamt errang die SPD 58 Direktmandate (Joachim Poß bekam in Gelsenkirchen mit 50,5 Prozent das beste Ergebnis der Sozialdemokraten), 125 Abgeordnete zogen über die Liste ein und neun per Ausgleichsmandat.

Dem 18. Deutschen Bundestag gehören insgesamt 630 Abgeordnete an und damit acht mehr als bislang. Befürchtungen von Rechtsexperten, das reformierte Wahlrecht könne wegen der neu eingeführten Ausgleichsmandate das Parlament sprengen, bewahrheiteten sich damit nicht. Der neue Bundestag ist auch nicht der größte in seiner Geschichte: Zwischen 1994 und 1998 gehörten dem Parlament 672 Abgeordnete an.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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