„Klima.Gerecht“: Was der neue Juso-Verein in der SPD bewirken will
klima.gerecht
In Erscheinung getreten sind sie schon 2021: Schon vor der heißen Phase im Bundestagswahlkampf mischten Jusos regelmäßig in Sachen Klimpolitik mit, setzten sich für eine effektivere, bessere Klimapolitik ein. Dazu gehörten auch Mitglieder der Gruppe „Klima.Gerecht“, die sich nun weiter professionalisiert: Die Gruppe hat jetzt einen Verein gegründet.
„Wir wollen nicht nur das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens umsetzen“, sagt Mitbegründer Tim Vollert zu den Zielen, „sondern wir wollen auch, dass das sozial gerecht geschieht“. Ein Anspruch, der sich am besten mit und in der SPD umsetzen lässt, davon sind die Mitglieder laut Vollert überzeugt. „Wir sind alle Jusos.“
Arbeit vor allem innerhalb der SPD
Für den richtigen Kurs will „Klima.Gerecht“ streiten, diskutieren, sich einmischen. Und zwar innerhalb der Partei, das ist das erklärte Ziel. Es gehe nicht darum, große Proteste auf der Straße zu organisieren, auch wenn Mitglieder und Unterstützer*innen auch bei Klima-Gruppen wie Fridays for Future aktiv sind. „Wir sehen uns eher als Brücke zwischen Partei und dem Protest auf der Straße“, so Vollert. Auf dem Weg lernten sich die Mitglieder von „Klima.Gerecht“ auch untereinander kennen, man traf sich beispielsweise bei Demos.
Um die Sozialdemokratie auf den aus ihrer Sicht richtigen Klimapfad zu bringen und sich Gehör zu verschaffen, wollen sie dabei mit anderen Sozialdemokrat*innen ins Gespräch kommen – gleichzeitig arbeiten sie aber auch an gemeinsamen Positionspapieren, Eckpunkte und Konzepten, die sie auch schon im „vorwärts“ vorgestellt haben. „Wir haben zum Beispiel einen 80-Seitigen Klimafahrplan erstellt“, sagt Vollert, „und natürlich treffen uns mit Aktiven in der SPD auf allen Ebenen“.
Feste Struktur – auch für andere Vereine
Bisher waren die Aktivist*innen dafür vor allem über Soziale Medien gut vernetzt, nun haben sie mit der Vereinsgründung eine festere Struktur. Das hat laut Vollert auch einen weiteren Vorteil: Die Kontakte und die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen aus der Klimaszene wird so einfacher, andere Aktivist*innen können sich andersherum auch an den Verein wenden.
„Klima.Gerecht“ ist dabei keine offzielle Arbeitsgemeinschaft innerhalb der SPD, wie beispielsweise die AG Migration und Vielfalt oder die AG Queer. Eine bewusste, aber pragmatische Entscheidung, wie Vollert weiter erklärt: ,,Die Gründung einer AG ist momentan in der SPD kaum umsetzbar.“ Es sei einfacher gewesen, einen Verein zu gründen. An der Verbindung zu den Jusos und der SPD habe das aber nichts geändert. „Ein paar neuer Gesichter sind inzwischen schon dazu gekommen, aber wir wollen natürlich gerne noch weiter wachsen, auch diverser werden.“ Zuletzt waren bei „Klima.gerecht“ rund 30 Jusos aktiv dabei, hinzu kommen nach Schätzung von Vollert noch rund 80 weitere Personen, mit denen die Gruppe im losen Kontakt steht.
So groß das Feld Klimapolitik ist, so umfangreich sind auch die konkreten Themen, die „Klima.gerecht“ derzeit bearbeitet – natürlich nebenher, neben Beruf oder Studium oder anderen ehrenamtlichen Aufgaben. Angesprochen auf die aktuellen Debatten zur Energie- und Stromerzeugung fällt das Urteil klar aus: „Wir sind weiterhin gegen Atomkraft und auch für den Ausstieg aus der Kohle.“ Und mit Blick auf die klimafreundliche Mobilität sind die Aktivist*innen ebenso deutlich. „Wir sind nicht einer Meinung mit Christian Lindner“, meint Vollert mit Blick auf die Debatte um die Nachfolge des 9-Euro-Tickets, zu denen sich der Verein auch deutlich in Sozialen Medien positioniert hatte.
Von Mobilität bis Wohnungsbau
„Wir sind auf jeden Fall für eine Weiterführung des Tickets oder eine preislich attraktive Alternative.“ Ein Ticket für 69 Euro im Monat, wie von Verkehrsunternehmen vorgeschlagen, stößt da auf wenig Gegenliebe – und da liegt der Verein auch auf einer Linie mit der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken. „69 Euro könnte ich als Student auch gar nicht bezahlen“, meint Tim Vollert. Zu dem Thema führten die Vereinsmitglieder auch gerade viele Gespräche, wollen den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel weiter unterstützen.
Bei weiteren Themen muss Tim Vollert allerdings kurz nachdenken. „In der Debatte fehlen eindeutig noch einige Themen“, meint er auf Nachfrage des „vorwärts“. Da komme ihm persönlich das Waldsterben in den Sinn. „Das ist auch persönlich eines meiner Themen“, sagt er, fügt dann noch Wärmedämmung und Sanierungen von Häusern hinzu und das Problem der Versiegelung von Grünflächen. Ebenso wichtig sei der Abbau klimaschädlicher Subventionen. „Wenn man sich zum Beispiel die Pensionsfonds anguckt, die sind wirklich sehr dreckig“, sagt er, viele unterstütztten Unternehmen, die mit fossilen Energieträgern ihr Geld verdienen.