Für Sören Link, OB-Kandidat der Duisburger SPD, geht es am 17. Juni um alles oder nichts. Denn sollte er die Wahl verlieren, liegt seine Karriere als Berufspolitiker erst einmal auf Eis. Zur NRW-Landtagswahl am 13. Mai hat der vormals schulpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion nämlich auf eine erneute Kandidatur verzichtet. „Mir war wichtig zu zeigen: Ich mache das. Ich will ganz für Duisburg da sein“, erklärt der Sozialdemokrat. 

Mit dem Ergebnis der Landtagswahl im Rücken fällt Sören Link der Wahlkampf zwar sicher leichter: 52 Prozent der Duisburger stimmten bei der Wahl Mitte Mai für die SPD, ein sattes Plus von 7 Prozentpunkten gegenüber 2010. Die CDU dagegen sank auf unter 17 Prozent. Doch damit ist die Oberbürgermeisterwahl in Duisburg noch lange nicht entschieden. Zumal diese eine Personenwahl ist. Im Falle einer Niederlage müsste der Diplom-Verwaltungswirt deshalb wieder zurück in die Bezirksverwaltung. Aber daran will er jetzt nicht denken.

Der Stadt stets treu geblieben

Wie Landesmutter Hannelore Kraft in Mülheim an der Ruhr, hat auch Sören Link stets in seiner Heimatstadt Duisburg gelebt. Auch während der sieben Jahre, die er als Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag gearbeitet hat. „Politiker müssen dort wohnen, wo sie die Menschen vertreten“, so sein Anspruch.

Abgesehen von ein paar Jahren im Zentrum der Stadt hat Sören Link deshalb immer im Norden Duisburgs gewohnt. Zweimal wurde er für Duisburg-Nord in den Landtag gewählt. Mit seiner kumpelhaften, ehrlichen Art kommt der 35-Jährige hier gut an. Sein Problem aber: Im Rest der Stadt ist Link noch nicht sonderlich gut bekannt. Dass insgesamt 13 Kandidaten zur Auswahl stehen, erschwert die Sache zusätzlich. 

Der SPD-Kandidat setzt deshalb im Wahlkampf vor allem auf persönlichen Kontakt. Zum Beispiel an Infoständen, vor Schichtbeginn beim ortsansässigen Stahlunternehmen und morgens vorm Bäcker. So auch an diesem Samstagmorgen Mitte Mai. Um sieben Uhr steht er auch heute wieder vor einer Bäckerei im Ortsteil Walsum und wartet – vergeblich. Der Ortsverein, der ihn bei der Aktion unterstützen wollte, versetzt ihn. „Damit muss man leben. Schließlich machen die das alles ehrenamtlich“, entschuldigt sich Link. Er fährt noch einmal nach Hause, frühstückt mit seiner Freundin. Seit seine Kandidatur feststeht, ist die Zeit zu zweit noch knapper geworden. „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, sie hätte laut Hurra geschrien, als mich der Duisburger Parteitag einstimmig zum OB-Kandidaten nominiert hat. Aber unterstützen tut sie mich natürlich trotzdem“, sagt Link. 

Sollte er die Wahl gewinnen, ist eine Pause erst einmal nicht in Sicht. Denn der künftige Oberbürgermeister steht vor Mammutaufgaben. Die Stadt ist hoch verschuldet, die Arbeitslosigkeit die zweithöchste von NRW.

Für einen Neuanfang 

Und dann ist da noch die Sache mit der Loveparade 2010, bei der 21 Menschen starben. Weil sich der damalige Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) weigerte, persönliche Konsequenzen aus dem Unglück zu ziehen, sind die Gräben zwischen Bürgern und Politik nun tief. Doch die Sehnsucht nach einem Neuanfang ist groß, ein erster Schritt Richtung Versöhnung nach Sauerlands Abwahl im Februar 2012 gemacht. 

Die Seiten wieder ganz zusammenführen, das ist eines der Ziele Sören Links. Wie viele in der Stadt hat auch ihn das Verhalten des OBs nach der Katastrophe beschämt. Die Pressekonferenz einen Tag nach der Loveparade verfolgte er mit Entsetzen: „Danach war ich fassungslos. Sauerlands Auftreten war einfach unwürdig“, erinnert sich Link. Er findet, Sauerland hätte sich entschuldigen müssen. „So ist Duisburg einfach nicht“, kritisiert er. 

Als Oberbürgermeister will Sören Link der Stadt deshalb wieder zu neuem Selbstbewusstsein verhelfen. Dazu gehört, so Link, „den Leuten die eigenen Stärken vor Augen zu führen“. Und er will zwischen den Hinterbliebenen des Unglücks und dem Investor des Grundstücks vermitteln, damit endlich ein angemessenes Mahnmal entstehen kann. „Die Tragödie wird immer zu Duisburg gehören, aber wir müssen dahin kommen, dass wieder alle zusammenarbeiten“, sagt Link. 

Zu seinem Neuanfang gehört auch sein „neuer Stil“, mit dem Sören Link wirbt. Er setzt auf Bürgerdialog, will die Duisburger an wichtigen Entscheidungen teilhaben lassen. Den Haushaltsentwurf beispielsweise plant er öffentlich zur Diskussion zu stellen. Und er setzt auf verbindliche Zusagen: „6 Jahre, 6 Versprechen“, so steht es auf seiner Internetseite. Und die Aufforderung, „mich und meine Arbeit an diesen Punkten in der Zukunft zu messen“. 

Link ist jung, dynamisch und vor allem ehrgeizig: „Wenn jemand nicht 100 Prozent gibt, finde ich das inakzeptabel“, sagt er. Und er ist sich für kein Problem zu schade. Auch wenn andere sagen, er könne da nichts tun. Aber Link will sich kümmern um die Belange der Bürger: „Das ist mehr als ein Beruf für mich“, sagt er. „Ich gehe da wirklich drin auf.“

Autor*in
Marisa Strobel

ist freie Journalistin in Berlin. Von 2011 bis 2013 hat sie beim vorwärts volontiert.

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