Kandidatur als Duo: Warum Ajla Kurtović für den Landtag antritt
Landtagswahlsysteme halten in Deutschland so manche Besonderheit bereit, so auch in Hessen. Denn dort tritt in jedem Wahlkreis nicht nur ein*e Kandidat*in pro Partei an, sondern gleich zwei. So verhält es sich auch im Wahlkreis 40, der den westlichen Teil des Main-Kinzig-Kreises vor den Toren Frankfurts mit Ausnahme der Stadt Hanau umfasst. Dort kandidiert bereits zum fünften Mal der hessische SPD-Generalsekretär Christoph Degen, der in der vergangenen Woche mit 100 Prozent Zustimmung nominiert wurde. „Ich freue mich sehr auf den gemeinsamen Wahlkampf und ebenso, dass mit Ajla Kurtović als Ersatzkandidatin eine so bemerkenswerte und engagierte junge Frau an meiner Seite steht“, schrieb er nach seiner Nominierung auf Facebook.
Sie trat in die SPD ein, nachdem ihr Bruder Hamza Kurtović beim rechtsextremen Terroranschlag in Hanau am 19. Februar 2020 getötet worden war. Im vergangenen Jahr gehörte sie auf Vorschlag der hessischen SPD als Wahlfrau der Bundesversammlung an. Später im Jahr kam die Anfrage von Degen, ob sie gemeinsam bei der Landtagswahl kandidieren wollen. „Ich war mir erst nicht sicher, ob ich der Verantwortung gewachsen bin. Deswegen wollte ich erst mal eine Nacht darüber schlafen, bevor ich die Entscheidung getroffen habe“, berichtet Kurtović im Gespräch mit dem „vorwärts“.
Kurtović: „Es ist Zeit, die CDU abzulösen“
Doch nun freut sich die Steuerfachwirtin über die breite Unterstützung der SPD-Mitglieder und auf einen spannenden Wahlkampf. Bei der Landtagswahl 2018 fehlten Christoph Degen nur 1,4 Prozentpunkte, um den Wahlkreis direkt zu gewinnen. Diesmal soll es klappen. „Weil wir das bessere Team sind“, ist sich Ajla Kurtović sicher und fügt an: „Es ist langsam an der Zeit, die CDU-Fraktion bei uns im Wahlkreis abzulösen und uns stark zu machen für die Probleme und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort.“
Gewinnt Degen den Wahlkreis direkt, ist sie als Ersatzkandidatin erste Nachrückerin, falls er sein Mandat vorzeitig aufgeben sollte. Eine theoretische Option, die im Wahlkampf erst einmal keine Rolle spielt. Viel wichtiger ist es für Kurtović, auch hessenweit für den Wechsel zu sorgen. Denn die CDU regiert inzwischen bereits seit 24 Jahren, zehn davon an der Seite der Grünen. „Es ist Zeit für Veränderung. Die Krisen der letzten Jahre – ob Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg oder Fachkräftemangel – haben gezeigt, dass es auch in Hessen Zeit für einen Regierungswechsel ist und dafür, die Probleme in die Hand zu nehmen“, sagt Kurtović.
Intensiver Wahlkampf steht bevor
Weniger als neun Monate sind es noch bis zur Landtagswahl am 8. Oktober. Ajla Kurtović steht eine intensive Zeit bevor. Besonders freut sie sich auf persönliche Kontakte. Denn: „Natürlich konnte man in der Pandemie auf Online-Formate ausweichen, aber es gibt nichts Wichtigeres, als den Bürgerinnen und Bürgern nahe sein und persönlich für sie da sein zu können.“ Wie genau ihr Wahlkampf aussehen wird, müssen Degen und Kurtović noch besprechen. Doch klar ist: Da er als Generalsekretär auch hessenweit unterwegs sein wird, werden sie sich die Termine aufteilen. „Wir haben ausgemacht, dass ich ihn unterstützte und teilweise sogar vertrete“, um am Ende als Duo gemeinsam zu gewinnen.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo