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Juso-Kongress: Wohin des Weges?

Es ging um alles: um das große Ganze, um die langen Linien. 400 Jungsozialistinnen und Jungsozialisten debattierten am Wochenende auf ihrem Linkskongress in Erfurt über die Frage „Wofür stehen wir?“.
von Sarah Schönewolf · 20. Oktober 2014
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„Welche Antworten geben wir auf die weltweiten Krisen? Welche Antworten sind gut und welche sind wirklich links?,“ fragte Johanna Uekermann am Freitagabend. Die 27-jährige Juso-Vorsitzende gab ihrem Verband damit die Aufgabe für das Wochenende vor: Ist eine rot-rot-grünen Bundesregierung möglich? Wie geht man mit der Ukraine-Krise um und wie mit dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU? Zu all diesen Fragen suchten die Jusos nach linken – und guten Antworten.

Neue Konflikte, alte Fragen

Dafür blickten die Jungsozialisten und Jungsozialistinnen nicht nur auf aktuelle Ereignisse, sondern schauten in der alten SED-Bezirks-Parteischule in Erfurt auch auf die Geschichte. Am Freitagabend widmeten sie sich dem 25-jährigen Jubiläum der Gründung der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (zum Artikel). Arne Grimm, erster und einziger Republikvorsitzender der Jungen Sozialdemokraten in der DDR, und der ehemalige Bundesgeschäftsführer der Juso-Hochschulgruppen Johannes Wien zeigten auf, welche Positionen der heutige sozialdemokratische Jugendverband mit dem vor 25 Jahre gemein hat. „Die Jusos waren schon immer ein Verband, der ergebnisoffen diskutierte und nicht auf alle Fragen bereits vorab eine Antwort hatte“, sagte Grimm.

Auch im Umgang mit den internationalen Konflikten gibt es keine eindeutigen Gebrauchsanweisungen: „Wie geht man mit dem Balkankonflikt um?“, fragten sich die Jusos in den 90er Jahren. Eine Analogie zur Frage nach der Bedeutung von internationaler Verantwortung in der Ukraine-Krise und dem Nahost-Konflikt, die am Wochenende debattiert wurde. Dazu war der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner am Samstagabend nach Erfurt gekommen. Dort sprach er sich erneut gegen Waffenlieferungen an die Kurden aus. „Militärische Tabubrüche sind das letzte, was wir brauchen“, sagte Stegner.

Neue Kampagne: #Linksleben

Es ist die Mischung aus Erkenntnisgewinn und dem Zusammensein mit Genossen und Genossinnen, die die Jugendlichen trotz manch mühsamer Anreise – die Bahngewerkschaft GDL streikte – nach Erfurt kommen ließ. „Die Genossen hier sind einem näher als andere,“ sagte der 23-jährige Halim Tripan aus Solingen. „Ich habe hier die Möglichkeit, Freunde aus ganz Deutschland zu treffen, die die gleiche Gesinnung haben, und kann mich gleichzeitig professionell bilden.“ Etwa über die Arbeit des Willy Brandt Centers in Jerusalem (zum Artikel) oder über die Gemeinsamkeiten junger Sozialisten und Sozialistinnen weltweit –  zwei von über 20 angebotenen Workshops des Kongresses.

Zum Abschluss stellte Uekermann am Sonntag die neue Kampagne der Jusos mit dem Titel #Linksleben vor. Rund ein Jahr lang werden sich die Jusos in Zukunftswerkstätten, in einem Sommercamp und im Kreisverband damit beschäftigen, was gutes linkes Leben ausmacht. Dabei werden sie sich den Auswirkungen der Digitalisierung genauso widmen wie der gleichen Bildungschancen für Alle.

Für die Juso-Vorsitzende steht eine Antwort auf die Frage, was linkes Leben ausmacht, bereits fest: „Echte gesellschaftliche Fortschritte und wirkliche Gerechtigkeit gibt es nur, wenn wir nicht konkurrieren, sondern uns zusammentun. Solidarität mit Armen, Solidarität mit denen, die gesellschaftlich ausgeschlossen sind. Solidarität bei der Arbeitsverteilung, Solidarität bei der Kindererziehung und Solidarität auch bei der Bewältigung ökologischer Herausforderungen! Das ist ein gutes linkes Leben“, sagte sie. Was das gute Lebens darüber hinaus bedeutet, dass werden die Jungsozialisten und Jungsozialistinnen im Laufe des nächsten Jahres herausfinden.

 

 

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Sarah Schönewolf
Sarah Schönewolf

ist Diplom-Politologin und Redakteurin des vorwärts.

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