Juso-Chefin Uekermann: „Alle haben Bock auf Wahlkampf“
Frau Uekermann, die SPD befindet sich im Stimmungs-Hoch. Haben sich die Jusos schon angesteckt?
Die Rückmeldungen auf unsere Wahlkampf-Konferenz sind gigantisch, alle haben Bock auf Wahlkampf. Es werden 500 Jusos in Berlin zusammenkommen, Leute aus dem gesamten Bundesgebiet, den Unterbezirken, viele Neumitglieder. Alle freuen sich auf den Wahlkampf, auf Martin Schulz und darüber, dass wir endlich wieder mehr junge Leute für Politik begeistern.
Stichwort Martin Schulz – Was erwarten die Jusos von ihm als Kanzlerkandidaten?
Uns geht es nicht nur um den richtigen Kandidaten, sondern vor allem um das richtige Programm. Martin Schulz muss daher deutlich machen, dass die Themen der jungen Leute ganz oben auf seiner Agenda stehen und sie nach vorn stellen. Wenn das passiert, sind die Jusos Feuer und Flamme.
Welche Themen sind Ihnen, sind den Jusos besonders wichtig?
Es ist ganz wichtig, dass wir etwas tun, um die Lebenssituation von jungen Leuten tatsächlich zu verbessern. Wir müssen uns um junge Auszubildende kümmern, die oftmals schlecht verdienen. Wir müssen sachgrundlose Befristungen abschaffen, damit junge Leute mehr Planungssicherheit haben. Und wir brauchen mehr Investitionen in Bildung und sozialen Wohnungsbau, in Studierenden- und Auszubildendenwohnheime.
Unter den mehr als 10.000 Neu-Mitgliedern der SPD sind viele junge Menschen. Was zieht sie an?
Mit Martin Schulz haben wir einen überzeugten Europäer als Kandidaten, der das Lebensgefühl von jungen Menschen trifft, die klar für Europa sind und dem Nationalismus etwas entgegensetzen wollen. Und er stellt das Thema soziale Gerechtigkeit ins Zentrum. Ein Thema, das junge Leute extrem umtreibt. Außerdem steht er für einen Politikwechsel – für echte Veränderungen. Mit ihm an der Spitze ist es realistisch, dass wir als SPD tatsächlich die nächste Regierung führen und die angeblich alternativlose Politik von Angela Merkel ein Ende hat.
Die Agenda 2010 ist vielen Jusos ein Dorn im Auge, Schulz hat erste Korrekturen angekündigt. Ein überfälliger Schritt?
Die SPD muss Fehler der Agenda 2010 klar benennen und diese korrigieren, darf sich aber nicht an der Vergangenheit aufhalten. Was wir brauchen ist ein Programm, das in die Zukunft denkt und Zukunftsfragen löst. Dazu zählen verteilungspolitische Fragen, dazu zählt die Frage von Europa, die Frage von Digitalisierung und Arbeit. Wir brauchen als SPD beides: Mut zur Ehrlichkeit und eine Vision, wo es in Zukunft hingehen soll.