Juliane Seifert: Darauf kommt es für die SPD im Wahlkampf an
Sie sind seit Mitte Mai Bundesgeschäftsführerin der SPD. Wie haben Sie die ersten Wochen im Willy-Brandt-Haus erlebt?
Die ersten Wochen vergingen wie im Flug. Ich habe sie genutzt, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser kennenzulernen und zu erfahren, woran sie arbeiten und wie der Stand der Dinge ist. Ich weiß schon jetzt: Wir haben im Willy-Brandt-Haus ein super Team mit vielen motivierten Leuten und tollen Ideen.
Die Stelle des Bundesgeschäftsführers war vier Jahre nicht besetzt. Wozu braucht die SPD eine solche Person?
Katarina Barley vertritt als Generalsekretärin die SPD nach außen, führt das Willy-Brandt-Haus und trägt die politische Verantwortung. Ich bin als Bundesgeschäftsführerin für die Organisation und technische Umsetzung zuständig. Es geht darum, im Haus verschiedene Stränge zusammenzuführen, voranzubringen und die Bundespartei weiter mit den Gliederungen zu vernetzen. Als gebürtige Kielerin mit einer Vorliebe für Schiffe sage ich gerne: Es ist Aufgabe der Parteiführung, das Schiff zu steuern. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass das Schiff seetüchtig ist und fahren kann.
Vorgänger in Ihrem Amt waren u.a. Matthias Machnig, Kajo Wasserhövel oder zuletzt Astrid Klug. Mit wem von ihnen identifizieren Sie sich vom Stil her am meisten?
Jede Zeit hat ihre eigenen Antworten und eigene Persönlichkeiten. Ich kann von allen eine Menge lernen, habe aber meinen eigenen Stil. Ein Bundesgeschäftsführer funktioniert nur im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Generalsekretär. Katarina Barley und ich haben die gleichen politischen Vorstellungen von moderner Parteiarbeit und ergänzen uns sehr gut in der Zusammenarbeit.
Sie sind frisch aus dem Landtagswahlkampf in Rheinland-Pfalz nach Berlin gekommen. Welche Erfahrungen bringen Sie von dort mit, von denen die Bundes-SPD profitieren kann?
Aus Rheinland-Pfalz können wir lernen, wie viel wir mit Zuversicht und Tatkraft erreichen können. Von dieser Zuversicht bringe ich eine Portion mit nach Berlin. Als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sollten wir stolzer sein auf unsere Erfolge – nicht nur im Bund, sondern auch in den Ländern und den Kommunen. Ich wünsche mir, dass wir mehr Freude an der Gestaltung ausstrahlen. Die SPD hat doch immer stark gemacht, dass wir an eine bessere Zukunft glauben.
Was bedeutet das konkret?
Wir müssen deutlich machen, wie wir uns die Zukunft vorstellen und wie wir sie gestalten wollen. In Rheinland-Pfalz hieß zum Beispiel eine Veranstaltungsreihe „Unser Land von morgen“. Heutzutage sind dialogorientierte und interaktive Formate mit einer klaren Sprache gefragt und weniger lange Reden. Die Menschen erwarten, dass Politiker und Parteien einerseits ansprechbar und am Austausch interessiert sind, aber ihnen andererseits auch Orientierung geben.
Was wünschen Sie sich von den SPD-Mitgliedern im Wahlkampf?
Die SPD ist eine Mitgliederpartei. Das war und ist unsere Stärke. Keine andere Partei hat so viele engagierte und motivierte Mitglieder wie wir. Ohne sie könnten wir einpacken. Deshalb ist der Dialog zwischen Parteizentrale und den Gliederungen so wichtig. Die Mitglieder vor Ort wissen am besten, was die Menschen bewegt und wie man sie ansprechen kann. Das müssen wir im Willy-Brandt-Haus nutzen. Wenn wir etwa Materialien erstellen, sind die nur gut, wenn der Arbeit vor Ort nützen. Klar ist doch: Nur gemeinsam können wir erfolgreich sein.
Wie wollen Sie im Wahlkampf mit der AfD umgehen?
Wir werden klarmachen, dass die AfD die Zeit zurückdrehen will und für ein vorsintflutliches, teils reaktionäres Gesellschaftsbild steht. Wir machen schon jetzt mit unser Kampagne „Meine Stimme für Vernunft“ deutlich: Die SPD steht für Zusammenhalt, Respekt und Gerechtigkeit. Wir zeigen klare Kante gegen jede Form von Ausgrenzung, Panikmache und Fremdenfeindlichkeit.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.