Jakob Blankenburg: Mit 24 Jahren der Jüngste in der SPD-Fraktion
Vor wenigen Tagen ging für Jakob Blankenburg eine Station seiner politischen Karriere zu Ende. Als vermutlich dienstältester Juso-Landesvorsitzender in Niedersachsen gab er das Amt nach vier Jahren ab. „Ich vertrete jungsozialistische Positionen jetzt an anderer Stelle“, sagt er. Und wie! Bei der Bundestagswahl Ende September wurde Blankenburg im niedersächsischen Wahlkreis Lüchow-Dannenberg – Lüneburg wurde er direkt in den Bundestag gewählt. Dort ist er mit 24 Jahren der jüngste Abgeordnete innerhalb der SPD-Fraktion.
Zur Politik kam Blankenburg durch ein umweltpolitisches Thema, lange bevor es „Fridays for Future“ gab. In seinem Wahlkreis sollte mithilfe des umweltschädlichen Fracking-Verfahrens nach Erdgas gebohrt werden. Weil er das verhindern wollte, trat er einer Bürgerinitiative bei. Weil dieser sich auch gegen Fracking engagierte, kam er in Kontakt mit dem heutigen SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. „Irgendwann bekam ich eine E-Mail, dass ich in den Ferien zwei Wochen nach Berlin darf“, berichtet Blankenburg. Für das Praktikum im Bundestagsbüro Klingbeils opferte er seine Herbstferien. Anschließend trat er in die SPD ein.
Durch Klingbeil in die SPD
Nur zwei Jahre später trafen sich die beiden bei Vorstandssitzungen der niedersächsischen SPD wieder. Blankenburg war inzwischen Juso-Landesvorsitzender. Kommunalpolitisch engagiert war er da bereits, als Kreistagsabgeordneter und Ratsherr seiner Heimatgemeinde Bienenbüttel. Nun also der Bundestag. Dass es klappen könnte mit einem Sitz im Parlament, wusste er bereits, nachdem die Landesliste der SPD in Niedersachsen beschlossen worden war. Platz 15 galt als aussichtsreich. „Dass ich als Direktkandidat gewählt werde, hatte ich anfangs nicht erwartet. Das war schon eine Überraschung“, sagt Blankenburg.
Eine gewisse Rolle dabei spielte auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, der gut eine Woche vor der Wahl Station in Lüneburg machte. Mehr als 1.500 Menschen kamen. „Es war auf dem Platz so voll wie selten. Das hat mir noch mal gezeigt: Die SPD ist wieder da“, sagt Blankenburg. An den Tagen danach wurde er von vielen Wähler*innen auf die Veranstaltung angesprochen, erfuhr Zuspruch und Unterstützung. So lag er letztlich mehr als drei Prozentpunkte vor dem CDU-Abgeordneten Eckhard Pols, der den Wahlkreis seit 2009 stets direkt gewonnen hatte.
„Ein extrem spannendes Gefühl“
Viel Zeit zum Feiern hatte Jakob Blankenburg nicht, gleich einen Tag nach der Wahl fuhr er für die ersten Termine nach Berlin. „Es ist ein extrem spannendes Gefühl, wenn man aus dem Hauptbahnhof rauskommt, auf das Reichstagsgebäude zuläuft und weiß, das ist für die nächsten vier Jahre mein Arbeitsplatz. Dafür habe ich die letzten sechs Monate jeden Tag gearbeitet und gekämpft“, berichtet er im Gespräch mit dem „vorwärts“.
Während des Studiums arbeitete er eineinhalb Jahre lang als studentischer Mitarbeiter im Wahlkreisbüro der damaligen SPD-Bundestagabgeordneten Kirsten Lühmann. „Daher kannte ich die ganz groben Bundestagsvorgänge schon mal und konnte mit einigen Referatsnamen etwas anfangen“, sagt er. Trotzdem war vieles neu für ihn, natürlich auch die Kolleg*innen innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion.
Ansprechbar für den Wahlkreis
48 weitere sind, genau wie Blankenburg, im Juso-Alter, also nicht älter als 35 Jahre: „Mich macht es sehr stolz, dass wir jetzt so viele junge Leute mit so unterschiedlichen Lebensgeschichten im Parlament vertreten haben. Wir sind so divers aufgestellt, dass wir auch wirklich die Chance haben, vielfältig nach außen hin wahrgenommen zu werden und möglichst vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen ein politisches Angebot zu machen. Davon können wir nur profitieren.“
Er selbst möchte vor allem auch für die Menschen in seinem Wahlkreis ansprechbar sein und deren Interessen vertreten. Er sagt: „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Leute ausgerechnet den Jüngsten beim ersten Mal direkt reinschicken. Deswegen bin ich bis heute sehr dankbar für das Vertrauen darüber, für die Region als Direktkandidat etwas in Berlin zu erreichen.“
Bücher für Berlin
Wenn Jakob Blankenburg sich mal von der politischen Arbeit erholen möchte, sitzt er gerne im Kurpark von Lüneburg. „Das ist eine schöne grüne Lunge in einer ohnehin schon grünen Stadt, wo man sehr entspannt sitzen kann.“ Am liebsten mit einem guten Buch. Zuletzt hat er „Alleiner kannst du gar nicht sein“ gelesen, ein Buch über die Schattenseiten des Parlamentsalltags. Die niedersächsischen Jusos haben ihm zum Abschied außerdem ein Buch über das politische Denken Antonio Gramscis geschenkt.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo