Isabel Cademartori: Aus Brandenburg über Chile in den Bundestag
„Ich bin für pragmatische Politik“
Dass die studierte Wirtschaftspädagogin vor den Aufgaben einer jungen Bundestagsabgeordneten großen Respekt verspürt, wird im Gespräch mit ihr schnell deutlich. Ein Blick in ihren beruflichen und politischen Werdegang zeigt aber auch, dass Isabel Cademartori Mühen und Verantwortung nicht scheut, und dass sie schon jetzt, nach gerade mal zehn Jahren Mitgliedschaft in der SPD, auf eine erfolgreiche Arbeit in den unterschiedlichsten Politikfeldern schauen kann.
Dem Mannheimer Gemeinderat gehört sie seit zwei Jahren, inzwischen als stellvertretende Fraktionsvorsitzende an. Im Landesvorstand der SPD hat sie Sitz und Stimme, bei den Jusos und verschiedenen bürgernahen Stadtteilinitiativen ist sie ebenfalls aktiv. Wobei sie der Frage, zu welchem Juso-Lager sie denn neige, nicht ausweicht und klar festhält: „Ich bin für eine pragmatische Politik“. Das in der Presse zuletzt häufig praktizierte Lagerdenken bei den Jusos weist sie denn auch entschieden zurück. Zwar sieht sie „unterschiedliche Strömungen“, aber letztlich fühlten sich viele der jungen MdB-Kollegen vor allem ihren Wahlkreisen verpflichtet. Die Jusos seien eben „kein Monolith“.
Rückkehr nach Deutschland in 2000
Zur Politik kam die 1988 im brandenburgischen Bad Saarow geborene Isabel Cademartori nicht zuletzt über ihre Familie mit chilenischen Wurzeln. Ihr Großvater gehörte dem Kabinett Salvador Allendes als Wirtschaftsminister an. Nach dem Umsturz durch Pinochet kam er in den frühen 70er Jahren in Haft, verließ später das Land und fand in der damaligen DDR eine neue Heimat. Cademartoris Vater wiederum lernte seine spätere Frau beim Studium in Leipzig kennen. 1989 wanderten die beiden nach Chile aus. Bis 2000 blieb die junge Isabel in Südamerika, das sie nach der gescheiterten Ehe ihrer Eltern verließ: Mit Mutter und Schwester kehrte sie wieder nach Deutschland zurück.
Bei ihrer künftigen Arbeit als Abgeordnete des Bundestages könnte sie sich als Schwerpunkte eine Mitarbeit im Ausschuss für Verkehr, Infrastruktur und Stadtentwicklung vorstellen. Auch eine Zugehörigkeit zum Gesundheitsausschuss fände sie erstrebenswert. Ob sich der eine oder andere Wunsch erfüllen lasse, hänge allerdings vom Ausgang der Koalitionsverhandlungen, von der Verteilung der Ministerien unter den Parteien ab. Reizvoll für sie wäre angesichts der Fusionspläne der Medizinkliniken Mannheim und Heidelberg eine Mitarbeit bei den Bestrebungen, Medizinwirtschaft und Forschung hier in Mannheim noch stärker anzusiedeln.
Ganz auf sich alleine gestellt wäre sie bei diesen Bemühungen wohl nicht: Isabel Cademartori räumt ein, dass es unter den vier Mannheimer Abgeordneten – neben der SPD schicken auch die Grünen, die FDP und die Linke Mitglieder nach Berlin in den Bundestag – gegenseitige Glückwünsche gab. Und „mittelfristig“ hält sie durchaus Vernetzungen bei gemeinsamen Anstrengungen im Interesse Mannheims für möglich.
Der Text erschien zuerst auf demo-online.de.