Passt das zusammen - Millionär und Sozialdemokrat?
Das steht in keinem Widerspruch. Als ich mit 16 Mitglied der SPD wurde, habe ich mir nicht erträumt, irgendwann finanziell unabhäng zu sein. Außerdem gab es in der SPD immer erfolgreiche
Unternehmer. Eine große Volkspartei ist in den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten vertreten. Wenn ich zum Thema Erbschafts- oder Vermögenssteuer Forderungen stelle, bin auch ich betroffen
und muss zahlen. Das hat etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun.
Brauchen wir wieder eine Vermögenssteuer ?
Starke Schultern müssen mehr Lasten tragen als schwächere. Deshalb müssen wir über eine Vermögens- und die richtige Ausgestaltung der Erbschaftssteuer nachdenken. Aber wir dürfen die
Kräfte, die sich für Wachstum und Arbeitsplätze engagieren, nicht aufgrund einer sehr hohen Besteuerung dazu veranlassen, ins Ausland zu gehen oder ihre unternehmerischen Ziele nicht mehr
umsetzen zu können. Wenn ein Vermögender weiß, das Geld wird für Forschung und Entwicklung, Bildung, Kinder und Nachhaltigkeit investiert, hat er weniger ein Problem mit der Vermögenssteuer.
Kann man als Wohlhabender Politik für Arbeiter oder Hartz-IV-Empfänger machen?
Ich weiß, was es heißt, in einem Arbeiterumfeld zu leben und wie schwer es ist, aus dieser Situation heraus seinen Lebensweg zu gestalten. Ich habe viel von der sozialdemokratischen Politik
der Chancengleichheit profitiert. Da ist es selbstverständlich, dass ich etwas zurückgebe.
Viele Medien interessierten sich eher für Ihr Vermögen als die Inhalte. Wie erklären Sie sich das?
Wir haben in Deutschland ein besonderes Verhältnis zu Erfolg und Karriere. In den USA würde man es schätzen, dass jemand sich nach einer 21-jährigen beruflichen Tätigkeit - trotzdem noch
jung an Jahren - für die Gesellschaft und die Politik engagieren will. In Deutschland versucht man, die Person auf ihre Vermögensverhältnisse zu reduzieren. Ich würde mich freuen, wenn sich viele
Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten politisch engagieren. Davon lebt die Demokratie. Wenn das System zwischen Politik und Wirtschaft und Wirtschaft und Politik
durchlässiger wäre, würden Demokratie und Politik parteiübergreifend profitieren.
Sie selbst haben auch Unternehmen geholfen. Warum?
Ich habe seit September letzten Jahres versucht, mit meiner Expertise, meinen Netzwerken, meinem Sachverstand zu helfen. Das muss nicht in jedem Einzelfall ein Happyend sein. Es kann auch
in einer letzten Konsequenz sein, dass eine Insolvenz für ein Unternehmen zum Erhalt der Arbeitsplätze ein gangbarer Weg ist. Ziel bleibt es, möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern und somit
Substanz zu erhalten.
Eines der Unternehmen befindet sich in Ihrer Heimatstadt Worms.
Bei dem Möbelunternehmen Samas waren 1000 Arbeitsplätze gefährdet, weil die holländische Holding Probleme hatte. Nach Marathonverhandlungen mit den Holländern, haben wir eine GmbH
gegründet. Ich bin mit zwei Partnern in die Gesellschafterrolle gegangen, das Land Rheinland-Pfalz hat eine Landesbürgschaft in Höhe von 2,5 Millionen zur Verfügung gestellt. Ziel ist gemeinsam
diese Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern.
Sie bezeichnen sich als sozialdemokratischen Unternehmer. Was ist das?
Natürlich brauche ich den unternehmerischen Erfolg. In den Unternehmen, in denen ich die letzten Jahre engagiert war, habe ich dafür Sorge getragen, dass sie ausbilden und dass - bevor es
um Arbeitsplatzabbau geht - der Unternehmer seinen Beitrag leistet. Arbeitsplatzabbau kann nur die letzte Konsequenz sein, um das Gesamtunternehmen zu halten. Ich habe immer dafür Sorge getragen,
dass man mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fair und anständig umgeht. Das heißt auch, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in guten Jahren am Unternehmenserfolg mit profitieren müssen.
Und Sie sind auch Business-Angel. Was bitte ist das?
Ich habe eine Reihe von jungen Gründern oder Tüftlern auf eigenes Risiko Hilfestellung gegeben in Form von kleineren Darlehen, Beratung, Startup-Hilfen - ob in der Systemgastronomie, im
Anlagenbau oder Softwarebereich. Bei "enable2start", einem Wettbewerb der "Financial Times Deutschland" für junge Gründer, war ich einer der Hauptsponsoren. Wenn wir es nicht schaffen,
Gründergeist zu unterstützen, würden wir viele Erfolgsgeschichten nicht sehen.
Sie haben auch schon Lottoscheine verschenkt, als es einen Jackpot gab. Hat jemand gewonnen?
Ja, aber vernachlässigbare Beträge. Ich glaube, der Maximalgewinn war 180 Euro.
Sie haben mal gesagt, Sie wissen nicht genau, wie reich Sie sind. Was bedeutet Geld für Sie?
Geld war für mich immer Mittel zum Zweck, um Dinge verändern und bewegen zu können. Ich hafte mit meinem Vermögen für meine unternehmerischen Investitionen, und zwar mit jedem Euro.
Sie kommen aus Hamburg. Im Schauspielhaus hing lange ein Spruch von Bret Easton Ellis. "Ein Trost bleibt mir. Ich bin sehr reich." Was machen Sie nach der Wahl am 27. September?
Politik. Ich bin angetreten für einen Marathon. Mag sein, dass sich jetzt blaue Flecken und ein paar Kratzer abkriege. Ich werde nach dem 27. September politisch aktiv bleiben, am liebsten
unter einem Kanzler Frank-Walter Steinmeier. Was das genau sein wird, wird sich nach dem 27. September zeigen.
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