Mit dem Projekt »10 unter 20« ermöglichen die Jusos jungen Menschen überraschende Einblicke ins Politikgeschäft.
Die da oben machen eh was sie wollen!“ Der Frust vieler Deutscher über die Politik schlägt sich seit Jahren in abnehmender Wahlbeteiligung und sinkenden Parteimitgliederzahlen nieder. Vor allem unter jungen Menschen fehlt häufig das Interesse, sich in Parteien zu engagieren. Um aufzuklären, was „die da oben“ wirklich machen, haben die Jusos in Lüneburg deshalb nun zum dritten Mal das Projekt „10 unter 20“ gestartet. Vier Monate lang bieten sie bis zu zehn Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren an, in die SPD hineinzuschnuppern.
„Gerade im Hinblick auf die anstehende Wahl hier in Niedersachsen und die Bundestagswahl im kommenden Herbst wollen wir das Interesse an der Politik bei Jugendlichen wieder wecken“, erklärt Lüneburgs Juso-Vorsitzende Bianca Leufgen. Höhepunkte des diesjährigen Projekts sind die Besuche des außerordentlichen Bundesparteitags der SPD im Dezember und die Fahrt zum Bundestag nach Berlin. Aber auch Treffen mit Kommunalpolitikern und Besuche im Stadtrat und der Lüneburger SPD-Fraktion sind geplant.
„Ziel ist es, jungen Menschen politische Prozesse verständlich zu machen“, sagt auch Leufgens Vorstandskollege Alexander Sohl. Er hat selbst vor zwei Jahren an „10 unter 20“ teilgenommen. Seither ist der 21-jährige Student der Politik treu geblieben. Im März 2011 übernahm er den Posten als stellvertretender Juso-Vorsitzender. Im Juli folgte der Vorsitz der Jusos, den er sich mit Leufgen teilt. Beide waren sich schnell einig, dass sie das Projekt erneut durchführen wollten. „Gerade weil ich selbst darüber zur Politik gekommen bin“, sagt Sohl.
Gestartet ist das diesjährige Projekt Anfang November. In einem Lüneburger Café trafen sich der Juso-Vorstand und die „10 unter 20“-Teilnehmer zu einem ersten Kennenlernen. Eine Woche später folgte bereits der erste gemeinsame Ausflug zum niedersächsischen SPD-Landesparteitag in Wolfsburg.
Sechs Interessenten haben sich bislang gefunden. Mit der Zahl der Teilnehmer sind die Jusos zufrieden, aber nicht damit, dass es dieses Mal keine weiblichen Teilnehmer gibt. „Ich befürchte fast, dass die Modewelt in diesem Alter für die meisten Mädchen etwas interessanter ist als Politik“, bedauert sie. Leon Patt dagegen hat nicht lange gezögert, als er von „10 unter 20“ erfuhr. Der 16-Jährige möchte am liebsten Berufspolitiker werden. „Ich finde, das Projekt ist eine tolle Möglichkeit, einen Einblick in alles zu bekommen“, so Patt.
Dass politische Arbeit nicht nur interessant ist, sondern auch lustig sein kann, haben die Jusos den Projektteilnehmern am Weltaidstag am 1. Dezember gezeigt. Wie schon im Vorjahr verteilten die Jusos vor der Studentendiskothek Vamos wieder Kondome. „Ich denke, dass solche ungewöhnlichen Giveaways eher im Kopf hängen bleiben als der klassische Kuli. Und dass man gerade junge Menschen über so lockere Aktionen auf Politik aufmerksam machen kann“, ist Leufgen überzeugt. Die Menschen wieder zur Politik zu bringen, das ist das Motto der Jusos, sei es auf der Straße oder durch das Projekt. „Selbst wenn wir am Ende nur einen für die Partei gewinnen können, hat sich die Aktion schon gelohnt“, so Leufgen.
ist freie Journalistin in Berlin. Von 2011 bis 2013 hat sie beim vorwärts volontiert.